Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

Zurück zur Übersicht

548 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 534.

Ebm. Mainz 2, Nr. 436a

1389 Oktober 13, Altmünsterkloster zu Mainz

Die Äbtissin Greda und der gesamte Konvent der Zisterzienserinnen des Altmünsterklosters zu Mainz (monasterii Veteriscelle Maguntie, ordinis Cysterciensis) bekunden, dass sie und ihr Kloster von schweren Lasten an Schulden bei Juden und Christen bedrückt werden, insbesondere solcher bei dem Juden Isaak Rotbacke, einem Mainzer Bürger, dem sie 600 Gulden in Gold und einen Abgrund an Wucher schulden, sowie solcher bei Heinrich Rabenold, dem Küchenmeister des Mainzer Erzbischofs Adolf [I.], und bei dem Mainzer Bürger Johann Schwalbach, denen sie zusammen 350 Goldgulden schuldig sind; hinzu kommen noch enorme sonstige Schulden, die aus den unterschiedlichsten Gründen entstanden sind und zur Notwendigkeit geführt haben, die ausstehenden Summen dringlich zu bezahlen (quod cum nos et dictum nostrum monasterium propter multa et diversa debitorum onera inter iudeos et Christianos, et precipue Ysaag Rotbacke iudeo, civi Maguntino, cui tenebamur sub voragine usurarum sexingentos florenos auri, necnon domino Heinrico Rabenolt, magistro coquine reverendi patris domini Adolfi archiepiscopi Maguntini, et Iohanni Swalbach, civi Maguntino, quibus tenebamur trecentis et quinquaginta florenis auri, et ex multis aliis et diversis causis supervenientibus maximis fuerimus debitorum oneribus pergravati ac ipsa urgentibus debitoribus solvere necessario teneremur). Da man im Kloster nicht über liquide Mittel verfügt und der Tausch bzw. Verkauf unten genannter Fruchtzehnten und Zehnterträge für den Konvent weniger schädlich, vielmehr nützlicher ist als die Veräußerung einer anderen Besitzung, haben die Ausstellerinnen mit dem schriftlichen Einverständnis des dem Altmünsterkloster unmittelbar vorgesetzten Abtes Jakob [von Eltville] von Kloster Eberbach (monasterii Ebirbacensis) (1) und unter ausdrücklicher Zustimmung der Priorin Else, der Kämmerin Nesa Klemann (Clemennin), der Kellnerin Duͤlin, der Infirmarin Guda, der Pförtnerin Nesa, der Subpriorin Nesa, der Bursarinnen Else und Klara (Clare), der Küsterin Else, der alten Kellnerinnen Lisa von Rüdesheim (Rudinsheim), Nesa Erbach und Agnes, der Schwestern Else Schwalbach (Swalbach), Else zum Schaden und Greda Kornmeistern (Kornmeystern), der Pförtnerin Hebela Rothus, der Schwestern Klara Berwolf (Clara Berwelf), Klara Worms (Clara Wuͤrmizze) und Demudis von Bechtheim sowie der Subkantorin Katharina, sämtlich Schwestern mit Gelübde besagten Klosters, nach sorgfältiger Erörterung und reiflicher Überlegung teils im Wege des Tauschs, teils durch Verkauf dem Dekan und dem Kapitel des Stifts St. Viktor vor Mainz (ecclesie sancti Victoris extra muros Maguntinos) den Zehnten an Früchten und an Erträgen von Wein und Getreide auf dem Bürgerfeld (Burgerfelt) außerhalb von Mainz, in der Gemarkung der Dörfer Hechtsheim (Hexheim) und Weisenau (Wizzenaw), wo das Stift vorher schon mit dem Altmünsterkloster zusammen einen Anteil an dessen Zehnten besaß, gegen die Früchte, Erträge und Einkünfte des Zehnten in der Gemarkung resp. der Pfarrei des Dorfes Heidesheim (Heysinsheym) und darüber hinaus für bezahlte 1.100 Goldgulden auf ewig übertragen, welches Geld ausschließlich zur Schuldentilgung verwendet wird. Diese Vereinbarung steht unter der Bedingung, dass die Stiftsherren und ihre Kirche alljährlich an den beiden Festtagen Mariä Himmelfahrt und Mariä Geburt (2) 30 Malter Weizen Mainzer Maßes an das Mainzer Domkapitel liefern (ministrabunt et solvent capitulo seu ecclesie Moguntine) für den Anteil am Fruchtzehnten, den die Aussteller von der Mainzer Kirche innegehabt bzw. gepachtet haben. Darüber hinaus schuldet das Stift St. Viktor pro Jahr fünf Malter Weizen und einen Goldgulden dem Meister der Bauhütte des Klosters St. Alban vor den Toren von Mainz (magistro operis sive fabrice monasterii sancti Albani extra muros Maguntinos) und dem Altar der Zehntausend Märtyrer im Kloster St. Alban vier Malter weniger ein Maß Weizen aufgrund eines einst getroffenen Vergleichs zwischen den Mainzer Klöstern St. Viktor, St. Agnes und dem Altmünsterkloster einesteils und dem verstorbenen Mainzer Ritter Ingebrand andernteils. Die Äbtissin und der Konvent des Altmünsterklosters verpflichten sich für sich selbst und ihre Nachfolgerinnen gegenüber dem Dekan und dem Kapitel von St. Viktor und deren Nachfolgern zur ewigen Einhaltung vorliegenden Vertrages in seiner Gänze und in jedem einzelnen seiner Punkte. Für Zuwiderhandlungen wird eine Strafe in Höhe von 3.000 Goldgulden festgesetzt, die dem Dekan und Kapitel von St. Viktor über eine spezielle Hypothek auf das Altmünsterkloster für den Eventualfall garantiert werden.

Siegelankündigung der Aussteller.

Acta sunt hec anno domini millesimo trecentesimo octuagesimo nono, indictione XIIᵐᵃ, pontificatu sanctissimi in Christo patris et domini nostri domini Urbani divina providentia pape sexti anno duodecimo, die tredecima mensis octobris, hora vesperarum infra septa dicti monasterii Veteriscelle in kemnata seu domo estivali dicte domine abbatisse.

Zeugen: die Mainzer Bürger Stefan Gärtner (Stephan[us] dict[us] Gertener), Henno Langehenne, Nikolaus Sumeringen (Nicola[us] Suͦmeringen), der Kleriker aus dem [Erz-]Bistum Mainz Hermann Mülhauser von Erfurt (Hermann[us] dict[us] Mulhuser de Erfordia) und andere vertrauenswürdige Personen.

Der Mainzer Kleriker und öffentliche kaiserliche Notar Franz Johannis (Franciscus quondam Iohannis) bestätigt, bei diesem Rechtsgeschäft mit den genannten Zeugen zugegen gewesen zu sein und vorliegendes Notariatsistrument mit eigener Hand angefertigt und zusammen mit den anhängenden Siegeln der Ausstellerinnen mit seinem Signet versehen zu haben.

(1) Siehe UB des Klosters Altmünster, Nr. 50, S. 594 f.

(2) August 15 und September 8.

Überlieferung:

Darmstadt, StA, A 2, Nr. 83/16, Orig.; https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/digitalisatViewer.action?detailid=v3091896 (Digitalisat), lat., Perg.

  • UB des Klosters Altmünster, Nr. 51, S. 595-597;
  • Hessische Urkunden 3, Nr. 1485, S. 560 f.
  • Flug, Bindung (2006), S. 218.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 29.06.2017

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 436a, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-00fv.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht