Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 140

[zwischen 1369 Dezember 2 und 23]

Grabstein der zu Mainz bestatteten Jüdin Sprinze, Tochter Samuels haKohen:

זאת מצבת ק
קבורת מרת
שפרינצא בת
ר' שמוא' הכהן
שנפטרה בח'
טבת ק'ל' לפר'
יום א' ת'נ'צ'ב'ה' א'
[…]

Dies ist die Grabstele (1)
des Grabes der Frau
Sprinze (2), Tochter
des Herrn Samuel haKohen,
die verstarb im Monat
Tevet, [im Jahre] 130 nach der Zählung,
[am] Sonntag (4). Es sei ihre Seele eingebunden in das Bündel des Lebens. (5) Amen (6).
[…]. 

(1) Nach einer Fotografie der 1950er Jahre und der Edition Avneris (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 77, S. 156) folgt in dieser Schriftzeile nach מצבת 'die Grabstele' mit Wortabstand ein Kof [ק], nach dem dem Gravierenden nicht mehr genügend Platz für die restlichen Buchstaben von קבורת 'des Grabes' zur Verfügung stand, sodass er mit dem letztgenannten Wort in der nächsten Zeile neu einsetzte.

(2) Rapp, Chronik (1977), Nr. 139, S. 58, und Levi (Verzeichnis der alten jüdischen Grabsteine, Nr. 29) übertrugen den Namen mit 'Sprinza', Salfeld (Mainzer jüdische Grabsteine, Nr. 11, S. 65) mit 'Sprinz'. Letzgenannter kommentierte: 'Zur Erklärung des Namens Sprinz sind das mhd. Sprinze-Sperberweibchen und das ital. Esperanza angeführt worden. Diese letzte Etymologie führt wohl auf die rechte Spur. Am Rhein werden noch heute kleine katholische Mädchen mit dem Kosenamen Sprinzche gerufen, sie sind nach der Heiligen Sperentia genannt.' Vgl. zu Etymologiedeutungen, Verbreitung und Varianten von Sprinze auch Beider, Dictionary (2001), S. 570 f., Art. Shprintse; Cuno, Grabsteinnamen (2002), S. 615 f.; Timm, Matronymika (1999), S. 25; Martyrologium Nürnberger Memorbuch, Sprinz, Sprinza, S. 414 f.

(3) Von der der übrigen Datierung nachgestellten Angabe des Wochentages 'יום א ('Tag 1' = Sonntag) war zum Aufnahmezeitpunkt der erwähnten Fotografie wegen Abplatzung des unteren Bereichs der Schriftfläche nur noch der obere Teil der Buchstaben erhalten. Schon Salfeld (Mainzer jüdische Grabsteine, Nr. 11, S. 65) machte - entgegen seiner Praxis bei anderen Grabinschriften in der betreffenden Publikation - keine Wochentagsangabe. Rapp, Chronik (1977), Nr. 139, S. 58, gab nur den Wochentag des dem von ihm vermuteten jüdischen Datums ('8. Tevet 130') entsprechenden christlichen 1369 Dezember 7, nämlich 'Freitag', an. Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 77, S. 156) jedoch edierte die zutreffende Wochentagsangabe, wobei er den Zahlbuchstaben א durch Überpunkt als solchen markierte. Durch seine Identifikation des Wochentages konnte er zudem den Monatstag des Todes näher bestimmen: Im Tevet des Jahres (5)130 fiel nur der 3., 10., 17. und 24 (entsprechend 1369 Dezember 2, 9, 16 und 23) auf einen Sonntag.     

(4) Wegen der Abplatzung war die abgekürzte Eulogie, die sich auf Samuel 25, 29 bezieht, zum Aufnahmezeitpunkt der erwähnten Fotografie nur noch zum Teil erhalten. Nach der Edition Avneris (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 77, S. 156) wurde über die Anfangsbuchstaben jeweils ein Punkt als Abkürzungsmarkierung graviert.       

(5) Wegen der Abplatzung war von dem Buchstaben zum Aufnahmezeitpunkt der erwähnten Fotografie nur noch der obere Teil erhalten. Nach der Edition Avneris (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 77, S. 156) wurde über diesen Buchstaben ein Punkt als Abkürzungsmarkierung graviert.       

(6) Wegen der Abplatzung ist nach der erwähnten Fotografie zu vermuten, dass ursprünglich noch mindestens eine Schriftzeile folgte, was in der Edition Avneris (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 77, S. 156) nicht (z. B. durch Auslassungspunkte) zum Ausdruck gebracht worden ist. In dieser/n Schriftzeile/n mögen (weitere) אמן 'Amen', סלה 'Sela' und/oder Ruhe- und Friedenswünsche gestanden haben.

Überlieferung:

Mainz, Judenfriedhof Denkmalsanlage, Nr. 139, hebr.

  • Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 77, S. 156.
  • Rapp, Chronik (1977), Nr. 139, S. 58;
  • Mainzer hebräische Epitaphien, Nr. M 132, S. 87;
  • Verzeichnis der alten jüdischen Grabsteine, Nr. 29;
  • Mainzer jüdische Grabsteine, Nr. 11, S. 65.
  • Vest, Friedhof (1988), S. 82.

(kcu.) / Letzte Bearbeitung: 09.10.2019

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 140, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-00cp.html (Datum des Zugriffs)

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