Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 296

1382 Oktober 26

Grabstein der zu Mainz bestatteten Jüdin Hanna, Tochter Josefs:

פה טמו[נה]
הנער' חנה ב[ת]
ה'ח'ר' יוסף שנ[…]
יום א' י'ח' מר[ח']
שנת ק'מ'ג' […]
הששי ת'נ'צ'[…]
א' ס'

Hier [ist] verborgen (1)
das Mädchen Hanna, Tochter (2)
des Gelehrten Herrn (3) Josef, die verstarb (4)
am Sonntag (5), dem 18. Marcheschwan (6),
im Jahre 143 […] (7)
dem sechsten. Es sei ihre Seele eingebunden […] (8)
Amen. Sela.

(1) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 83, S. 157) edierte (טמונ(ה. Nach einer Fotografie der 1950er Jahre waren zu deren Aufnahmezeitpunkt höchstens noch undefinierbare Spuren des Nun [נ] und evtl. der (bei Aufsicht) rechte Abstrich des He [ה] vorhanden.

(2) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 83, S. 157) edierte בת. Nach der erwähnten Fotografie (vgl. Anm. 1) war zu deren Aufnahmezeitpunkt höchstens noch ein (bei Aufsicht) rechter Teil des Taw [ת] vorhanden.

(3) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 83, S. 157) edierte 'הח'ר, wobei er der Grabinschrift entsprechend nach oben geöffnete Winkel als Abkürzungsmarkierung über dem Chet [ח] und dem Resch [ר] wählte. Nach der erwähnten Fotografie (vgl. Anm. 1) war zu deren Aufnahmezeitpunkt auch das He [ה] durch einen solchen Winkel markiert.

(4) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 83, S. 157) edierte 'שנפ, wobei er einen nach oben geöffneten Winkel als Abkürzungsmarkierung über dem Pe [פ] wählte. Nach der erwähnten Fotografie (vgl. Anm. 1) war zu deren Aufnahmezeitpunkt an dieser Stelle kein Buchstabe mehr vorhanden.

(5) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 83, S. 157) wählte der Grabinschrift entsprechend bei יום א' ('Tag 1' = Sonntag) einen nach oben geöffneten Winkel als Markierung über dem Zahlbuchstaben.

(6) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 83, S. 157) edierte (מר(חשון. Nach der erwähnten Fotografie (vgl. Anm. 1) waren zu deren Aufnahmezeitpunkt höchstens noch Spuren des (bei Aufsicht) rechten Teils des Chet [ח] vorhanden. Dass das Wort ursprünglich ausgeschrieben wurde, ist unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Schriftzeilenlänge unwahrscheinlich.

(7) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 83, S. 157) edierte ('לפ' (לא, wobei er nach oben geöffnete Winkel als Abkürzungsmarkierung über dem Pe [פ] und dem Alef [א] wählte. Nach der erwähnten Fotografie (vgl. Anm. 1) war zu deren Aufnahmezeitpunkt nach den Jahreszahlbuchstaben kein Buchstabe mehr erhalten. Avneri will 'לפ, abgekürzte Schreibung von לפרט 'nach der Zählung', gelesen haben und vermutete zudem 'לא, abgekürzte Schreibung von לאלף 'im Jahrtausend'. Unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Schriftzeilenlänge ist unwahrscheinlich, dass die Grabinschrift ursprünglich beide Abkürzungen enthielt. Da die folgende Zeile mit הששי 'dem sechsten' beginnt, ist הששי לאלף 'im sechsten Jahrtausend' vorzuziehen.

(8) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 83, S. 157) edierte ('ת'נ'צ'(ב'ה, die abgekürzte Schreibung der sich auf Samuel 25, 29, beziehenden Eulogie תהא נפשה צרורה בצרור החיים 'Es sei ihre Seele eingebunden in das Bündel des Lebens', wobei er der Grabinschrift entsprechend jeweils einen nach oben geöffneten Winkel als Markierung über den Anfangsbuchstaben wählte. Es könnte sich jedoch auch um ת'נ'צ'ב''ע, die abgekürzte Schreibung von תהא נפשה צרורה בגן עדן 'Es sei ihre Seele eingebunden im Garten Eden' handeln.

Überlieferung:

Mainz, Judenfriedhof Denkmalsanlage, Nr. 145, hebr.

  • Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 83, S. 157.
  • Rapp, Chronik (1977), Nr. 145, S. 59;
  • Mainzer hebräische Epitaphien, Nr. M 138, S. 87;
  • Verzeichnis der alten jüdischen Grabsteine, Nr. 102;
  • Martyrologium Nürnberger Memorbuch, Nr. 133, S. 439.

Kommentar:

Salfeld (Martyrologium Nürnberger Memorbuch, Nr. 133, S. 439, Anm. 1) bemerkte: 'Müsste Nekrol[ogium] II [vgl. Israelitische Bevölkerung 3] zu finden sein, fehlt jedoch.' 

(kcu.) / Letzte Bearbeitung: 08.10.2019

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 296, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-00cm.html (Datum des Zugriffs)

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