Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 188

1377 Mai 30

Grabstein der zu Mainz bestatteten Jüdin Schone, Tochter Salomons:

[ה]אבן הזאת אשר
[ש]מתי מ[צ]בה לראש

[מ]ר' שונא [ב]ת הנדר'
שלמה ר' [?] […]
[…]
[ו]נ[ק]ברה ביו['] ו['] כ[']א[']
סיון ק'ל'ז'ל' ת'נ'צ'ב'ע'
אמן סלה

Dieser Stein (1), den
ich (2) aufgestellt habe (3), [ist] eine Grabstele (4) zu Häupten
der Frau (5) Schone (6), Tochter (7) des edlen Herrn (8)
Salomo (9), [Sohn] des Herrn [?] (10) […] (11)
[…] (12)
und begraben wurde (13) am Freitag; 21.
Siwan 137 nach der Zählung. Es sei ihre Seele eingebunden im Garten Eden.
Amen. Sela.

(1) Schon Salfeld (Mainzer jüdische Grabsteine, Nr. 13, S. 65) konstatierte: 'Der Stein ist aus Bruchstücken zusammengesetzt.' Zum Zeitpunkt der Aufnahme dreier Fotografien der 1950er Jahre bestand er aus zwei Teilen, von denen der untere in der Denkmalsanlage aufgestellt worden war, während man den oberen dort separat schräg angelehnt hatte. Die vorliegende Stelle edierte Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 80, S. 157) ה)אבן). Nach den erwähnten Fotografien war zu deren Aufnahmezeitpunkt das He [ה] nicht mehr vorhanden und von dem Alef [א] nur noch eine geringe (bei Aufsicht) linke Partie zu identifizieren.

(2) Der Inschrift ist nicht zu entnehmen, wer die mit 'ich' bezeichnete Person ist, die die Grabstele errichten ließ.

(3) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 80, S. 157) edierte ש)מתי). Nach den erwähnten Fotografien war zu deren Aufnahmezeitpunkt das Sin [ש] nicht mehr vorhanden.

(4) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 80, S. 157) edierte מצבה. Nach den erwähnten Fotografien war zu deren Aufnahmezeitpunkt das Zade [צ] nicht mehr vorhanden und das Bet [ב] schwer zu identifizieren.

(5) Nach den erwähnten Fotografien waren nur noch minimale Spuren des Mem [מ] vorhanden und über dem Resch [ר] ein nach oben geöffneter Winkel als Abkürzungsmarkierung plaziert. Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 80, S. 157) edierte 'מר, wobei er die gleiche Abkürzungsmarkierung verwendete.

(6) Salfeld (Mainzer jüdische Grabsteine, Nr. 13, S. 65), Levi (Verzeichnis der alten jüdischen Grabsteine, Nr. 112) und Rapp, Chronik (1977), Nr. 142, S. 58, übertrugen 'Schona'. Vgl. zu Etymologie, Verbreitung und Varianten dieses Namen Beider, Dictionary (2001), S. 567-569, Art. Sheyne; Martyrologium Nürnberger Memorbuch, Schona, S. 413.

(7) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 80, S. 157) edierte ב)ת). Nach den erwähnten Fotografien hatte zu deren Aufnahmezeitpunkt die Beschädigung das Bet [ב] außer möglicherweise einer Spur des unteren Querstrichs schon vollständig getilgt.

(8) Nach den erwähnten Fotografien war über dem Resch [ר] ein nach oben geöffneter Winkel als Abkürzungsmarkierung plaziert. Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 80, S. 157) edierte 'הנדר, wobei er die gleiche Abkürzungsmarkierung verwendete, und erläuterte die Abkürzung mit הנדיב רבי. Rapp, Chronik (1977), Nr. 142, S. 58, übertrug 'des edlen (nadiv)', Levi (Verzeichnis der alten jüdischen Grabsteine, Nr. 112) 'des Nediv, R.' und Salfeld (Mainzer jüdische Grabsteine, Nr. 13, S. 65) 'des edlen R.'.

(9) Levi (Verzeichnis der alten jüdischen Grabsteine, Nr. 112) regestierte 'Salomoh'. Salfeld (Mainzer jüdische Grabsteine, Nr. 13, S. 65) veröffentlichte 'Isak', fügte jedoch '[Salomo?]' hinzu. Nach den erwähnten Fotografien war wegen der Beschädigung auf der rechten Seite nur noch der (bei Aufsicht) linke Teil des Schin [ש] vorhanden.

(10) Auf den erwähnten Fotografien ist mit Wortabstand nach שלמה der obere Teil eines Buchstabens zu erkennen, bei dem es sich um Resch [ר], aber z. B. auch um Kof [ק] handeln könnte. Der untere Teil dieses Buchstabens sowie der Rest dieser Schriftzeile ist verlorengegangen. Levi (Verzeichnis der alten jüdischen Grabsteine, Nr. 112) registrierte 'Sohn des R.', welchem er mit Abstand ein Fragezeichen in runden Klammern nachfügte. Er hielt es wohl für möglich, dass ursprünglich auf 'Salomoh' die Nennung von dessen Vater, also des Großvaters väterlicherseits der Verstorbenen folgte, was in seltenen Fällen bei Mainzer jüdischen Grabinschriften zu beobachten ist, so schon bei der für Meschulam b. Mose b. Itiel (1094/95, vgl. Cuno, Grabsteine [2012], A.5.07., S. 509). Dann wäre allerdings vor 'ר ('des Herrn') in der Regel die Verzeichnung von בן 'Sohn' zu erwarten, was jedoch nicht zwingend sein mag. Vielleicht haben die für ihn unübersichtlichen Verhältnisse dazu beigetragen, dass Salfeld (Mainzer jüdische Grabsteine, Nr. 13, S. 65) 'Frau' statt 'Tochter' übertrug (vgl. Anm. 6). Zu Avneris Vermutung hinsichtlich eines Teils dieser Schriftzeile vgl. Anm. 10.

(11) Den Teil der Schriftzeile nach שלמה edierte Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 80, S. 157) mit ('ה… שנפט), wobei er als Abkürzungsmarkierung über dem Tet [ט] einen nach oben offenen Winkel verwendete. Das He [ה] zu Beginn der Passage mag auf einer Identifizierung des oberen Teils dieses Buchstabens mit dem oberen Teil des in Anm. 9 erörterten und dort als Resch [ר] oder z. B. als Kof [ק] angesprochenen Zeichens beruhen.

(12) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 80, S. 157) setzte eine weitere, im Unterschied zu der vorigen vollständig verlorene Schriftzeile an, die er mit (ביום…….) edierte. Nach den erwähnten Fotografien ist es allerdings fraglich, ob man eine weitere Zeile zwischen dem erhaltenen Bestand vermuten soll, denn die beiden Bruchstücke des Grabsteins scheinen ganz gut zueinander zu passen.

(13) Avneri (Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 80, S. 157) edierte ו)נ(ק)ברה). Nach einer der erwähnten Fotografien waren das Waw [ו] und das Kof [ק] nicht mehr vorhanden. Der Schriftspiegel spricht für die Ansetzung auch des Waw [ו] ('und') und damit dafür, dass in dem ursprünglichen, unversehrten Text der Grabinschrift nicht nur das Begräbnis, sondern davor auch das Sterben der Frau Schone erwähnt wurde.

Überlieferung:

Mainz, Judenfriedhof Denkmalsanlage, Nr. 142, hebr.

  • Medieval Jewish Epitaphs from Magenza, Nr. 80, S. 157.
  • Rapp, Chronik (1977), Nr. 142, S. 58;
  • Mainzer hebräische Epitaphien, Nr. M 135, S. 87;
  • Verzeichnis der alten jüdischen Grabsteine, Nr. 112;
  • Mainzer jüdische Grabsteine, Nr. 13, S. 65.

(kcu.) / Letzte Bearbeitung: 08.10.2019

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 188, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-00ci.html (Datum des Zugriffs)

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