Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 292

1382 August 2, Eltville

Erzbischof Adolf [I.] von Mainz bekundet, dass er dem [Mainzer] Bürger Johann Berwolf, dem Mainzer weltlichen Richter Wasmud [von Ahausen] und dem Frankfurter Bürger Bernhard Nigebur 2.000 schwere Goldgulden schuldet, die sie für ihn und den Nutzen des Mainzer [Erz-]Stifts bei Juden in Mainz geliehen haben. Er gelobt, auch für seine Nachfolger bzw. für das (Erz-)Stift, dieses Geld den drei Genannten, deren Erben oder dem Inhaber dieser Urkunde in drei Raten zu bezahlen, ein Drittel an den Weihnachtstagen, ein Drittel an den Pfingsttagen und das letzte Drittel am Gedenktag der Enthauptung des hl. Johannes in der [Frankfurter] Alten Messe, jeweils mitsamt Gesuch und Schaden. Dafür bürgt ihnen der Erzbischof persönlich und benennt folgende zusätzliche Garanten: seinen Vetter Graf Ruprecht von Nassau, Ulrich Herrn von Hanau, seinen Neffen Johann von Eberstein, Domherr und Kämmerer zu Mainz, Nikolaus vom Stein d. J., Domherr zu Mainz, Ritter Siegfried von Lindau, Nikolaus [von Grünberg], seinen Kellner zu Miltenberg, seine Zollschreiber Nikolaus zu [Ober-]Lahnstein, Heinrich zu Ehrenfels und Johann zu Gernsheim, Gerlach, seinen Kellner zu Lahnstein, seinen Schreiber Wigand von Assenheim sowie Antze, seinen Zöllner zu Aschaffenburg. Falls diese nach ausbleibender Tilgung des Kredits gemahnt werden, sollen Erzbischof Adolf und die anderen Bürgen innerhalb von acht Tagen persönlich in einer offenen Herberge zu Mainz, die ihnen von Johann, Wasmud und Bernhard angewiesen wird, persönlich Einlager leisten, Grafen oder Herren jeweils mit drei Knechten und vier Pferden, die andern jeweils mit einem Knecht und zwei Pferden. Ein Knecht und Pferd nach dem anderen soll dort solange leisten, bis die drei Kreditnehmer das Geld zu den besagten Terminen samt Zinsen (Gesuch) und Unkosten (Schaden) vollständig erhalten haben. Durch Tod, Wegzug oder aus anderem Grund ausfallende Bürgen wird der Erzbischof innerhalb eines Monats nach Mahnung ersetzen. Widrigenfalls werden der Aussteller und die übrigen Garanten persönliche Geiselschaft leisten, bis die Forderung erfüllt ist. Die individuellen Bürgschaftsverpflichtungen sind nicht unter den Bürgen übertragbar. Adolf verspricht den letzteren Schadloshaltung. Die Bürgen geloben, alle Vereinbarungen unverbrüchlich einzuhalten, dementsprechend nach ihrer Mahnung ins Einlager zu ziehen und sich nicht mit geistlichen oder weltlichen Rechtsmitteln behelfen zu wollen, die Johann, Wasmud und Bernhard bzw. ihren Erben oder dem Urkundeninhaber schädlich sein könnten.

Wir, Adolff etc., bekennen etc., fur uns, unser nachk[omende] und stift, daz wir schuldig sin und geben sollen den ersamen Iohan Berwolfe, burger, Wasmud, unserm werntlichen riechter zu Mentze, Bernh[ard] Nygebur, burger tzoᷦu Franck[eford], iren erben oder wer diesen brieff mit yren wiszen unde willen ynhat, zwey tusent gulden, gut von golde und swer gnug von gewichte, als zuͦ Mentze und zuͦ Franckeford genge und gebe sint, die sie uns uff sich gein iudden zu Mentze uzgewonnen und davor gesprochen han, die wir auch in unsern und unsers stiftes kuntlichen nutz und schinber noit gewand und gekard haben. Derselben summen sollen wir, unser nachk[omende] und stift den vorgenanten Iohan Berwolfen, (1) Wasmude, unserm richter, Bernh[ard] Nygebur, iren erben oder wer diesen brieff mit yren wiszen und willen ynhat, riechten und betzalen, mit namen des geldes ein dritteil in den wihenachtheilgen tagen (2) neste kommen und in den pingscheilgen tagen darnach neste kommen aber ein dritteil (3) und uff sante Iohans dag in der aldenmesse, als er entheubtet wart, darnach nestekommen (4) daz leste dritteil und zuͦ yeder zyt den gesuch und schaden, der daruff gangen were oder gen mochte. Und uff daz die vorgenanten Henne, Wasmud, Bernh[ard], ir erben oder wer diesen brieff mit yren wiszen und willen ynnehat, dyser bezalunge der vorgenanten summe geldes deste sicher sin, so han wir uns selber yn dafur vergiselt und mit uns zu rechten sachwalden und giseln gesetzet, ir yglichen fur all, die edeln Rupr[echt] grafen zu Nassauwe, unsern lieben vettern, Ulrich herren zu Hanauwe, Iohan von Eberstein, dumherre und kemerer, unser lieben nefen, den erbern Clas vom Steyne den iungen, dumherren unsers stiftes zu Mentze, Sifrid von Lindauwe, ritter, Nicol[aus], unsern kelner zu Miltenberg, Nicol[aus], zu Lansteyn, Heinr[ich] zu Erenfels, Iohannem [!] zuͦ Gernsh[eim], unser zolschriber, Gerlacum, unsern kelner zu Lanstein, Wigand von Assenh[eim], unsern schriber, und Antzen, unsern zolner zu Assch[affenburg] und lieben getruwen, also bescheidelich, werez sache, daz wir den vorgenanten Ioh[an], Wasmud, Bernh[ard], iren erben oder wer diesen brieff mit yren wiszen und willen ynhat, die egenante summe geldes zu ye der zit, als vorgeschriben stet, nit geben und bezelten, wan dann wir und die egenanten (5) middesachwalden und gisel von den vorgenanten Hennen, Wasmud, Bernh[ard], iren erben oder wer diesen brieff mit yren wiszen und willen ynnehat, sementlich oder besunder zuͦ huse oder zuhofe gemant werden mit boten oder mit briefen oder mont wider mont, so sollen wir, Adolff ertzb[ischof] egenant, unser middesachwalden und gisel, mit namen die grafen und herren yglicher mit dryn knechten und vier pherden und dye andern darnach yglicher mit eynem knechte und zwein pherden, alle mit yres selbes liben in acht tagen, den nesten nach der manunge, zu gisel riden und kommen in die stad gein Mentze in eyne offen herburge, darynne wir und sie von den vorgenanten Iohan, Wasmud, Bernh[ard], iren erben oder wer diesen brieff mit yren wiszen und willen ynnehat sementlich oder besunder gewiset werden und daynne bliben und rechte giselschaft halden und danusz [!] nit kommen, ye eynen knecht und phert nach dem andern, als dicke des noit geschiet, daeyn zu stellen als lange und als viel, biz daz den obgenanten Ioh[an], Wasmud, Bernh[ard], yren erben oder wer diesen brieff mit yren wiszen und willen ynnehat, daz egenante gelt, zu ye der zit daz unvergolten were, und alle gesuch und kuntlicher schade, den sie der hetten oder daruff gangen were, yn genzlich und gar bezalt wirt, (6) ane geverde. Were auch sache, daz der vorgenanten unser middesachwalden und gisel eyner oder me dazusschen von dodes wegen abginge oder sust vom lande fure, wie daz qweme, so sollen wir, unser nachk[omende] und stift yn eynen andern oder me als gude sachwalden und gisel an des oder der abgangen stad wider setzen in eynem mande, dem nesten, nach dem wir des von yn ermant werden. Geschege des nit, so solden wir und die andern unser middesachwalden und gisel in giselschaft komen und ryden, wurden wir gemant, in alle der masze, als vorgeschriben stet, als lange biz daz geschee. Und sal sich ir keyner mit dem andern beschudden oder daz uff den andern vertzyhen in dheyne wise. Auch redden wir fuͦr uns und unser nachk[omende] und stift, die vorgenanten unser middesachwalden und gisel von dieser giselschaft gutlichen zulosen und zu entheben ane eyde, ane notredde und ane allen yren schaden, und globen auch, alle diese vorgeschriben stucke, puncte und artickel sementlich und ir yglichen besunder stete, veste und unverbrochlich zuhalden, ane alle geverde. Des zu urkund etc. Und wir, Ruprecht grafe zu Nass[auwe], Ulr[ich] herre zu (7) Hanauwe, Iohan von Ebersteyn, Clas vom Steyne der iunge, dumherre zu Mentze, Sifrid von Lindauwe, ritter, Nicolaus, kelner zu Miltenberg, Niclas zu Lansteyn, Heinrich zu Erenfels, Iohan zu Gernsh[eim], zolschriber, Gerlach, kelner zu Lanstein, Wigand von Assenh[eim] und Antze, zolner zu Assch[affenburg], sachwalden und gisel vorgenant, bekennen und tun kunt etc., daz wir alle und unser yglicher fur all fur die vorgeschriben summe geldes rechte sachwalden und gisel worden sin, und reden und globen in guten truwen mit rechter warheit, alle diese vorgeschriben stucke, puncte und artickel, wie die dafurgeschriben stent und begriffen sin, stete, veste und auch unverbrochlich zuhalden und in giselschaft zukommen, so wir gemant werden, und gentzlich zu vollefuren in alle der masze, als vorgeschriben stet. Und sal unser keyner daz uff den andern nit vertziehen in dheine wise. Auch sollen noch mogen wir uns herwider nit behelfen mit keynerley sachen, geistlichen oder werntlichen, wie yman die erdenken mochte, die den vorgenanten Iohan, Wasmud, Bernh[ard], iren erben oder wer diesen brieff mit yren wiszen und willen ynhat an diesem gelde schedelich und uns fromelich gesin mochte, sunder alle argelist und geverde. Des zu urk[unde] etc. Datum Eltvil, in crastino sancti Petri apostoli ad vincula, anno domini Mᵒ CCC LXXXsecundo.

(1) Das r in Berwolfen wurde über der Zeile eingefügt.

(2) An dieser Stelle steht ein durchgestrichenes darnach.

(3) Die an dieser Stelle stehenden drei Wörter aber ein dritteil sind durchgestrichen.

(4) 1383 August 29. Die Bezeichnung aldenmesse bezieht sich auf die alte Frankfurter Messe, d. h. den Zeitraum vom 8. bis zum 22. August.

(5) An dieser Stelle steht das durchgestrichene Wort midegisel.

(6) An dieser Stelle steht ein durchgestrichenes ine.

(7) An dieser Stelle steht durchgestrichen: Nass[auwe].

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 10, fol. 49r-50r, Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.); http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/2160 (Digitalisat), dt. und lat., Papier.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 292, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-00as.html (Datum des Zugriffs)

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