Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 134

1368 Mai 23

Der Schultheiß, die Schöffen, die Bürgermeister, der Rat und die Gemeinde der Stadt Frankfurt am Main (Frangkenfort) bekunden, dass sie gemeinschaftlich einschließlich ihrer Erben, für die Stadt Frankfurt handelnd, den Juden Gumpelin von Würzburg (Guͦmppeline von Wertzeborg), Simon von Rotenburg (Simanne von Rodenborg) und Jakob zum Holderbaum (Iacobe zuͦ dem Holderbauͦme) (1) oder deren Erben 1.000 gute, schwere kleine Gulden Mainzer Währung schulden, die an den Herrn von Eppstein (den von Eppenstein, den hern) gegangen sind. Dafür fallen pro Woche fünf Gulden an Zinsen (zuͦ gesuͦche) an. Wird der nächstfolgende Martinstag (2) als Tilgungstermin nicht eingehalten, erhöht sich der Betrag des Hauptguts auf 1.125 Gulden. Bis diese Summe zurückgezahlt ist, kommen pro Gulden und Woche dann weiterhin fünf Gulden, berechnet auf die 1.000 Gulden und gegebenenfalls auch auf die zusätzlichen 125 Gulden, bis zur erfolgten Rückzahlung des Geldes (und daz ubirge nach deme marzal, als lange daz vorgenante gelt unvergolden stet) hinzu. Die Aussteller haben folgende Bürgen eingesetzt: Siegfried zum Paradies, Schultheiß zu Frankfurt, Konrad von Glauberg, Jakob Knoblauch, Konrad von Löwenstein, Wigand von Lichtenstein, Lotz von Holzhausen, Johann Hochhausen, Johann von Holzhausen, Wicker Frosch, Rule Trutmann, Johann Gärtner und Lotz zum Wedel (Sifrieden zuͦ dem Pardise […], Conraden von Glauͦborg, Iacoben Klobelauͦch, Conraden von Lewenstein, Wiganden von Liechtenstein, Lotzen von Holtzhuͦsen, Iohanen Hochuͦsen, Iohanen von Holtzhuͦsen, Wigker Froschen, Ruͦlle Truͦtman, Iohan Gertener und Lotzen zuͦ dem Wiedel) [alle] Bürger zu Frankfurt. Werden die Bürgen von den genannten Juden, ihren Erben oder ihren Boten gemahnt, müssen sie alle unverzüglich innerhalb einer Woche nach der ersten Mahnung nach Martini in einer offenen Herberge in Mainz (3), die ihnen die Juden anweisen, solange Einlager leisten, bis Hauptgeld und Zinsen bezahlt sind. Aussteller und Bürgen geloben an Eides Statt, nach nichts zu trachten, weder mit Hilfe von Geboten oder Gesetzen des Kaisers oder des Papstes noch von Ladungen oder Bannurteilen oder was sonst denkbar wäre, wodurch die Juden an ihren Forderungen Schaden erlitten (kein die ding zu suͦchen, die uns fromelichen mochten sin odir den vorgenanten iuͦden schedelichen an dem vorgenanten heuͦbitgelde odir gesuͦche, der dar of gen mag, noch mit keisers gebode noch mit des babestes gebode odir gesetze noch mit laden noch mit banen noch myt keinen dingen, daz mentschen hertze erdengken mag, daz uns fromelichen mochte sin odir den vorgenanten iuͦden schedelichen). Warten die Juden auf ihr Geld auch noch, nachdem seit dem festgelegten Martinstag ein Jahr vergangen ist, so sind sie oder ihre Helfer ermächtigt, gegen Person und Besitz [der Aussteller und Bürgen], mit oder ohne Gericht, mit Schuldpfändungen vorzugehen (so mogent die vorgenanten iuͦden und ire helffer an griffen unser lip und unser guͦt, mit gerichte odir anne gerichte, wa sie mogent), bis alles zur Gänze bezahlt ist. Die aufgezählten Verpflichtungen bestehen auch gegenüber jedem anderen rechtmäßigen Inhaber vorliegenden Schuldbriefs. Solange letzterer über mindestens ein ganzes Siegel verfügt, darf ihn niemand erledigt nennen. Alle Bürgen geloben an Eides Statt, sich getreulich an die aufgeführten Artikel der Urkunde zu halten.

Ankündigung des Frankfurter Stadtsiegels namens der Aussteller und der Siegel der Bürgen.

[…] gegebin in dem iare, da man zalte nach gotz gebuͦrte duͦsent iar druͦ huͦndert iar, in dem echt und sechtzigiestem iare of dem dienstage fuͦr dem piengest dage.

(1) Der Jude Jakob war offenbar nach einem Haus, höchstwahrscheinlich seinem Wohnhaus, in Mainz benannt; vgl. Salfeld, Mainzer Judenerben (1918), S. 16.

(2) 1368 November 11.

(3) Diese Klausel deutet darauf hin bzw. bestätigt, dass es sich bei den jüdischen Gläubigern der Stadt Frankfurt um Juden aus Mainz handelte.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Kriegsverlust, Orig., dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 206, S. 86 f.;
  • Speyer, Credit- und Wechselbanken (1883), S. 34-36.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 134, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-00ap.html (Datum des Zugriffs)

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