Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 353

1385 Juli 8

Abt Berthold [II.] von Hersfeld bekundet, dass er im Einverständnis mit Dekan Albrecht [von Landeck] und dem Stiftskapitel von seinen Juden, den Brüdern Salomon und Löwe, auf Pfänder und gegen Bürgschaften 700 gute, schwere Goldgulden geliehen hat, um damit eine Schuld des Stifts bei Dietmar von Liederbach zu begleichen. Dafür sollen pro Jahr 80 Goldgulden an Zinsen (Gesuch) fällig werden bzw. ein Anteil daran in dem Jahr, in dem der Abt oder sein Nachfolger sich entschließen, ihre Pfänder und Bürgen auszulösen. Falls Löwe die Zinshöhe als zu gering erscheint, kann er nach dem Ermessen Salomons auch mehr erhalten. Als Bürgen werden die Ritter Apel von Reckerode und Simon von Leimbach sowie Johann und Tolde von Reckerode und Konrad von Romrod eingesetzt. Verlangen die Juden nach dem ersten Jahr Kapital und Zinsen zurück, ohne dass ihre Bezahlung erfolgt, und mahnen sie darauf die Bürgen, müssen diese unverzöglich in Hersfeld oder einem anderen genannten Ort (Rotenburg a. d. Fulda?) mit einem Knecht und einem Pferd in einer ihnen angewiesenen Herberge solange Einlager leisten, bis den Juden Hauptgut, Gesuch, Schaden und Botenlohn vollständig erstattet sind. Die Bürgen bekennen sich dazu, ihre Pflicht zu erfüllen, widrigenfalls die Gläubiger oder deren Beauftragte ihre Pfänder beschlagnahmen dürfen. Verstorbene Bürgen sollen innerhalb von vierzehn Tagen durch gleichwertige ersetzt werden, sonst müssen notfalls die übrig gebliebenen Bürgen so lange leisten, bis der Ersatz vorgenommen wurde. Der Abt garantiert den Bürgen Schadloshaltung und den Gläubigern, sie nicht mit Hilfe eines geistlichen oder weltlichen Gerichts zu behindern.

Wir, B[ertolt] etc., bekennen etc. vor uns, unser aptige und nach komelinge, daz wir mit wiszin und gutin willin unser liebin in Gote Albr[echt] tech[end] und des capitil gemeynlich unsers ebenantin stiftis usz genomen und geborgit han czu unsern liebin Salmon und Leuwin, iuden gebrudern, uff unsers stiftis phande und burgin, dy wir en darczu mitte in gesast han, dy (1) hir nach geschriben sten, siebin hondirt guldin, gut von golde und swer genug von gewichte, da myde wir beczalit han Ditmarn von Lidirbache unde sinen erbin schedeliche schult, dy wir en von unser aptige und hersschafte [!] schuldig waren. Und sollin en da vone czu gesuche gebin alle iar, dywile wir dy egenanten siebin handirt guldin inne habin, LXXX guldin, gut von golde unde swer genug von gewichte, addir wilch zijt wir addir unser nachkomen quemen in deme iare und woildin unsere phande und burgin losin, so soildin wir en gebin irn gesuch, der sich vorloiffin hette nach anczal des iars, an alle geverde. Were ouch, daz Leuwin an demᵉ vorgenanten gesuche nicht genuglich were, so soildin wir imᵉ czu legin alse vil alse Salmon beduchte, daz glich were, und setzin en czu den phandin czu burgin dy (2) gestrengin hern Apiln von Recker[ode], hern Symmonnen von Leymbache, rittere, Hansin [und] Toldichin (3) von Recker[ode], Conr[at] von Ruͦmer[ode], dy vor dy egeschriben summen siebin hondirt guldin unde den gesuch, die dar uff gegangin were, burgin wordin sind also bescheidelich, wilch zijt Leuwe und Salmon nach dissem erstin iare irn gesuch und (4) daz hoibtgelt da mide widder habin woildin und uns dar umbe manten und wir sy des nicht beczaltin, wan dan disse vorgeschriben unser burgin von den egenanten iuden, irn botin adder briffin gemand werdin, so soildin sy en unvirczoglich leistin czu Hersf[elde] adder czu Rod. (5), in wilche herberge sy von den egenanten iuden gemand werdin, ir iglichir vorsich [!] mit eyme knechte und eyme pherde, und sollin eyn pherd nach dem andern in leistunge czijhin, alse dicke des noid ist, alse lange daz dy egenante summe geldes, gesuch, schadin und botinlon, dy dar uff gethan werin, gancz unde czu male abe gericht unde beczalit werin, anᵉ entschuldigunge, ir eynen mit dem andern, anᵉ geverde. So bekennen wir vorgenante burgin, daz wir burgin wordin sind unde in allirmasze gered habin alse gude burgin, alse vorgeschriben steid, an alle argelist. Wir vorgeschriben selpschuldige unde burgin ir loubin ouch unsern gloibern egenant unde wen syᵉ dar czu furen alle unser phande, daz syᵉ dy anᵉgreffin und phendin sollin usze und ynne an alle widdirsprache. Ginge ouch disser burgin eyner addir me abe von todis wen, da Got vor sy, ader czoge uszme lange (6), an des adder anderstad soildin wir andere alse gude burgin in vierczen tagin widder seczin. Gesche des nicht, so soildin dy andern czu Hersf[elde] leistin so lange, daz daz volnczogin werde. Ouch redin wir disse vorgenante unser burgen der burgeschaft schadelois czuhaldin an eide, anᵉ noidrecht unde an alle geverde. Ouch en sollin wir adder unser nachkomen adder nymant von unsern wen disse vorgenanten unsere gloibere adder wer dissin briff kondlich mit yren willin ynnehetten an der egeschriben summe geldes und gesuche nommer gehindirn mit keyme gerichte, geistlich adder werltlich adder andere mit keyner heren gewalt, an alle geverde. Und des czu urkunde habin wir unser aptige inges[igel] an dissin briff laszin henckin. Und czu merer kontschaft habin wir, vorgenante (7) Albrecht, techend, und daz capitil gemeynlich des ebenanten stiftis, unsers conventes inges[igil] an dissin briff by des erwirdigin unsers liebin heren inges[igil] an dissin briff laszin henckin. Und czu merer sicherheit habin wir, vorgenante burgin, unser iglich sin eigin inges[igil] by der vorgenanten unsir liebin heren inges[igil] an dissin briff laszin henckin. Actum et datum anno domini Mᵒ CCCᵒ octuagesimo quinto, ipso die beati Kiliani martiris.

(1) Mit vorstehendem d wurde ein versehentliches h überschrieben.

(2) Mit vorstehendem d wurde ein versehentliches g überschrieben.

(3) Toldichin wurde über der Zeile eingefügt.

(4) Das Wort und wurde über einem durchgestrichenen addir eingefügt.

(5) Dieser abgekürzte Ortsname konnte nicht zweifelsfrei identifiziert werden, doch dürfte Rotenburg a. d. Fulda gemeint sein.

(6) So versehentlich statt lande.

(7) Es folgt durchgestrichen: burgin unser iglicher vorsich sin inges[igil].

Überlieferung:

Marburg, StA, K 249, fol. 54v-55r [Nr. 409], Abschr. (gleichzeitig), dt. und lat., Papier.

  • Quellen zur Geschichte der Juden im HSTA Marburg 1, Nr. 151, S. 39 (fehlerhaft).
  • Bad Hersfeld. Textheft (2007), S. 33;
  • GJ 3, 1, S. 548;
  • Handtke, Geschichte (1986), S. 31;
  • Neuhaus, Geschichte (1927), S. 99;
  • Butte, Stift und Stadt Hersfeld (1911), S. 82, Anm. 5.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 353, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-00a3.html (Datum des Zugriffs)

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