Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

Zurück zur Übersicht

548 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 371.

Ebm. Mainz 2, Nr. 279

1382 März 6

Die Bürgermeister Heinrich Irmegart und Johann Probst, der Schultheiß, der Rat, die Bürger und die gesamte Gemeinde der Stadt Bensheim bekunden, dass sie Simon, dem Juden zu Bensheim, oder dessen Erben 30 Gulden guter Qualität schulden. Solange diese nicht zurückgezahlt sind, werden pro Woche und Gulden zwei alte Heller als Gesuch hinzugerechnet. Die Juden sind ermächtigt, bei ausbleibender Zahlung die Aussteller gerichtlich anzugreifen oder ihre Pfänder und Gefälle beschlagnahmen zu lassen, bis die Schuld an Kapital und Zinsen vollständig getilgt ist. Der Inhaber vorliegenden Schuldbriefs kann diese Forderungen stellen, ohne dass die Schuldner ihm daran Schaden zufügen dürfen. Die Aussteller geloben für sich und ihre Nachkommen, ohne Eid und ohne Nachteile für die Juden für die Erledigung dieses Schuldbriefs zu sorgen. Die Besiegelung erfolgt mit dem Stadtsiegel für Judenschuldsachen.

Ich, Hentze Yrmegart, und Hennel (1) Probest, bede burgermeyster, der scholth[eis], dye scheffen, dye burger und dye gemeynde gemeynlichen der stat zuͦ Benshey[m], wir, dye yezunt lebent, und alle unser nach kummen, bekennen und veriehen uns offenlichen an dysem briff, daz wir unverschydelichen schuldig syn und gelten sollen Symon dem iuden zuͦ Benshey[m], im und syn erben, drissig gulden guder geber gulden. Und wye lange dye gulden stent unvergolten, so get alle wochen uff yden [!] gulden zwey alt heller zuͦ gesuch. Dar vor so han wir den iuden oder beltern (2) dis briffes herleubet, daz sye mogent griffen ans uns selber und an unser pfant und an unser ygelichen besunder verfol scholt, wann sye wollent oder wo sye wollent, ane wyder rede aller lute (3) als lange, bis daz in heubt gelt und gesuch gar und gentzelichen wirt bezalet und vergolten. Und were auch dysen briff ine hat mit der vorgenanten iuden wyllen, dem sollen wir der schulde gehorsam syn und sollen uns dawyder nyt behelffen myt keyn sachen, daz den iuden schede oder inholter dis briffes schedelichen sye und uns gefrummen moge. Und globen wir, dye vorgenanten burgermeyster, der scholth[eis], dye scheffen, dye burger und dye gemeynde gemeynlichen der vorgenanten stat zuͦ Benshey[m], wir, dye yezunt lebent, und alle unser nach kummen, dem vorgenanten iuden und syn erben zuͦ gelten und dysen briff zuͦ ledigen ane eyt und ane schaden der iuden oder belter dis briffes. Und dez zuͦ urkunde so han wir unser stede inges[igel] uͦber iuden scholt (4) an disen offen briff duͦn hengken. Datum anno domini M CCCLXXXsecundo, feria quinta ante dominicam oculi mei semper.

Rückvermerk:

hebr. Rückvermerk: "19. Adar [5. März], 30 Gulden, Joh Henel Prois, Henze Irmegeret" (יט אדר ל זהובי' יוה חניל פרויש חנצא עירמגיריט)

(1) Die Lesung Hennel ist unsicher.

(2) Das Wort belter meint wohl: behelter, im Sinne von Inhaber, Aufbewahrer.

(3) Die Lesung lute ist unsicher.

(4) Zum städtischen Judenschuldensiegel siehe

.

Überlieferung:

Bensheim, StadtA, 11.08/1382, Orig., dt. und lat., Perg.

  • GJ 3, 1, S. 98, Anm. 8;
  • Hellriegel, Geschichte (1963), S. 11;
  • Henkelmann, Geschichte (1920), S. 25;

(gem./ale.) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 279, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-00a0.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht