Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 441

1390 Mai 1

Jutta von Leiningen, Wildgräfin zu Dhaun, bekundet, dem Juden Salman von Lambsheim, momentan wohnhaft zu Meisenheim, bzw. dessen Erben 120 Gulden Mainzer Währung wegen der Schuldbriefe des ehemals zu Sobernheim ansässigen Juden Wolf, zu schulden, die an Salman kamen. Die eine Hälfte der Summe ist acht Tage nach Pfingsten und die andere an St. Remigius fällig. Als Bürgen hat die Gräfin ihren Gefolgsmann Johann von Schönburg eingesetzt, der, falls die Zahlungen nicht erfolgen, gemahnt werden kann und dann unverzüglich persönlich mit einem Pferd zu Meisenheim in einem ihm angewiesenen Wirtshaus Einlager leisten muss. Darin muss er bleiben, bis dem Juden Hauptgut und Zinsen (Schaden) zur Gänze erstattet sind. Dabei gegebenenfalls verleistete Pferde sind zu ersetzen. Johann ist es freigestellt, einen Knecht mit einem Pferd mit ihm Einlager leisten zu lassen, wobei dieses Pferd gleichfalls, wenn nötig, ersetzt werden muss. Bleibt dennoch die Bezahlung aus und hält sich Johann nicht an seine Einlager-Pflicht, steht es den Juden bzw. Inhabern der Schuldurkunde frei, die Wildgräfin und die Ihren sowie Johann und die Seinen anzugreifen [und Pfändungen vorzunehmen], bis den Gläubigern Genüge getan ist, wogegen sich die Angegriffenen nicht wehren können. Jutta von Leiningen gelobt, Johann von Schönburg schadlos zu halten, letzter ein guter Bürge zu sein und sich seinen diesbezüglichen Pflichten nicht durch Rechtsmittel zu entziehen.

Wir .. Iútte von Lyningen, wildegravinnen [!] zuͦ Duͦnen, veriehen und erkennen uns uffenlichen an diesem brieve vor uns und unsere erben, daz wir schuͦldig sin recht und redelichen Salman iuͦden von Lammeszheim, itzunt zuͦ Meysinhei[m] wonheftig, und sinen erben oder dem, wer diessen brieff von sinen wegen inne hette myd willen, zwenczig und hundert gulden Mentzer werung, guͦden guͦldes und sweren gewyͤchtes, als von der brieffe wegen, die er von Wolffe, dem iuͦden, der zu Sobernheim geseszen was, inne hayt und an yn kommen sint. Die selbe summe gúlden halp, myde namen sechzig gúlden, wir yme, sinen erben oder helder disz brieffes von sinen wegen myd willen guͦtlich geben und bezallen suͦllen unverzogelichen achtage nach pingesten nehest kommende, daz ist uff den nehesten sondag nach sente Urbanus dage (1), und die andere sechzig guͦlden uff sente Remigius dag aller nehest dar nach volgende (2). Und han yn her vor zuͦ merer sicherheyde zuͦ rechtem gijsele gesatzt Hennen von Schonenberg, unser dynhere, also, weriz sache, daz wir dem vorgenanten iuͦden, sinen erben oder helder disz brieffes von sinen wegen myd willen irs geldes nit engeben und bezelten uff ye daz zyl und dage, als vor benant und geschriben sted, und der egenante Henne von Schonenberg, unsere gijsele, dar umbe von yn oder von eyme yrme botten ermant wuͤrde oder myd brieffen zuͦ huse oder zu hoffe oder munt wydder munt, wo oder wie die manunge beschee, so sol er zu stunt unverzogelichen myd sins selbes lybe und myd eynem pherde zuͦ Meisinheim in gyselschafft kommen in eins uffen wirts husz, darin er von dem iuͦden vorgenant, sinen erben oder helder disz brieffes gewijst und ermant wirt, und uszer der gjͥselschafft nit zu kommen, den iuͦden oder helder disz brieffes von yͤren wegen ensij danne bevͦor genug bescheen und zuͦ male bezalt von heuptgelde und allem schaden, der dar uff gegangen were. Und weriz, dz er ein pherd verleystete oder sost in der leystung und gijselscheffte verginge, so sol er ym ein anders an des verleysten und abegegangen (3) pherdes stayt stellen, so dicke des noyt beschee. Ouͦch so mag Henne von Schonenberg sine gijselschafft beschriden und weren myd eyme knechte und eynem pherde, obe in des gelanget, also, verleystete der knecht ein pherd oder mee, so súlde er aber in vorgeschriben maszen ye ein anders an des verleysteten und abegegangen pherdes stayt stellen und daz duͦn, so dicke des noyt beschee. Ouͦch weriz sache, daz dem iuͦden, sinen erben oder helder disz brieffes nit genuͦg engeschee, als hie vorgeschriben sted, und Henne von Schonenberg sine gijselschafft nit enhuͦlde, da vor Got sij, so mogen die iuͦden vorgenant oder heldere disz brieffes oder wer in dar zu beholfen were an unser und alle die unsern und an Hennen von Schonenberg und an alle die synen grijffen oder dun grijffen, myd gerychte oder ane gerychte, wie in fuget, als lange bis in genug und alle ir vollen beschiet, als auch vorgeschriben sted, sunder alle unsere und der unsern und sin und der sinen hindernisse oder beschu̇ttenisse und en sulde noch enmochte uns dar vor nit schirmen noch helffen keynerley frijheyd, trostuͦng oder geleyde der hern oder der stede. Und wir, Iuͦtte von Lyningen vorgenant, globen, Hennen von Schonenberg, unsern gijsel, gutlichen zuͦ ledigen und zuͦ entheben ane eyde und an allen sinen schaden, als von diesser schulde und gijselscheffte wegen. Und ich, Henne von Schonenberg vorgenant, globen myd guden truͦwen an eins eydes stayd, gut gijsel zuͦ sin der iuden vorgenant oder helder disz brieffes und gijsels recht zuͦ duͦn, als guder gijsele gewonheyd und recht ist, und mich herwydder nit zuͦ behelffen myd keynen sachen, geystlichen oder werntlichen, oder myd den keynen andern funden, die yͤman erdencken oder finden kuͦnde, die den iuͦden oder heldere disz brieffes mochten schaden und myner frauwen, der wildegravinnen, und den yͤren und mir und den mynen dar ane mochten frommen, uszgescheiden alle argeliste, bose fuͦnde und geverde. Und des zuͦ urkuͦnde so han wir, frauͦwe Iuͦtte von Lyningen, wildegravinnen zuͦ Duͦnen, unsere ingesiegel vor uns und unsere erben gehangen an diesen brieff. Und zu merer stedekeyde so han wir gebeden Hennen von Schonenberg, unsern gijsele, daz er sin inges[iegel] bij daz unsere gehangen hayd, uns und yn da myde zuͦ uͦbir sagende alle vor geschriben dinge. Des ich, Hennen von Schonenberg, gijsele vorgenant, erkenne, daz ich myn inges[iegel] durch bedde willen der edeln myner lieben gnedigen frauͦwen, frauͦwen Iútten von Lyningen, wildegravinnen zuͦ Duͦnen, min inges[iegel] bij daz yͤre gehangen han. Datum ipso die sente Walpurgis virginis, anno domini MCCCͦLXXXXᵒ. (4)

(1) 1390 Mai 29.

(2) 1390 Oktober 1.

(3) Vorstehendes Wort ist aufgrund eines Einschnitts im Pergament nicht genau entzifferbar.

(4) Die Urkunde ist durch Tilgungschnitte entwertet.

Überlieferung:

Anholt, Fürstlich Salm-Salm'sches Archiv, Best. Dhaun, Nr. 975, Orig., dt. und lat., Perg.

  • Kneib, Juden (2009), S. 118;
  • Urkunden des fürstlich Salm-Horstmar'schen Archives, Nr. 756, S. 315.
  • Schnabel, Geschichte (2003), S. 29 f.;
  • Ziwes, Studien (1995), S. 46.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 441, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-009i.html (Datum des Zugriffs)

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