Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 306

1383 Januar 6, Miltenberg

Erzbischof Adolf [I.] von Mainz bekundet, dass er Krosche von Weimar und dessen Ehefrau Milicie mit ihren Kindern, Mägden und Knechten als seine Juden und Bürger aufgenommen hat. Sie dürfen drei Jahre lang in (Tauber-)Bischofsheim oder einer anderen Stadt des [Erz-]Stifts wohnen, wo es ihnen am ehesten behagt. Adolf soll ihnen Rechtsschutz geben wie den anderen mainzischen Juden. Dafür dienen ihm Krosche und seine Angehörigen mit zwölf guten Gulden an jedem Martinstag. Zu mehr soll niemand sie im Namen des Erzbischofs zwingen dürfen. Die Juden dürfen jederzeit aus dessen Landen fortziehen, müssen dann aber vorher den Jahreszins bezahlt haben. Falls jemand etwas gegen sie vorzubringen hat, muss er sie, wie es dem Judenrecht entspricht, mit unbescholtenen Christen und Juden [als Zeugen] verklagen. Als besonderes Privileg haben die Juden ihren ausschließlichen Gerichststand vor dem Erzbischof oder dessen Amtleuten, denen er dies befiehlt und deren Rechtsprechung sie Gehorsam schulden. Mit Steuer- oder Bedeforderungen, die in den kommenden drei Jahren an die mainzische Judenheit ergehen mögen, sollen Krosche und die Seinen nichts zu tun haben.

Wir, Adolff etc., bekennen etc., daz wir Croschen von Wymar und Milicien (1), sine eliche husfrauwen, zu unser iuden und burgern genomen und entphahen han mit iren kinden, meden und knechten, die ir brot eszende sin, also, daz sie wonen mogen zu Bischoffesheim in unser stad oder in andern unsern und unsers stiffte steten, wo yn daz aller beste fuget und behaget, dru gantze iare, die nest nacheinander volgen nach gifft dieses briefes. Und sollen sie getruwelich vertedingen, verantwerten und versprechen zu allen iren rechten als ander unser und unsers stiffts iuden. Und darumb sollen sie uns alle iar dienen uff sante Mertins tag in deme winter gelegen (2) mit XII guden gulden. Und daruber sal sie nyman von unsern wegen drangen. Auch mogen die vorgenanten iuden, yre kindere, mede und knechte mit irem libe und gute von uns faren und ziehen, wann sie wollen also, daz sie uns ires dinstes des iares vor verracht hetten. Were auch sache, daz yn yman zu zusprechen hette, der sal yn zu sprechen und sie berede [!] mit umbesprochen [!] cristen und iuden, als iuden recht ist. Auch han wir yn die besundern gnade getan, daz sie vor nyman zu rechte sten sollen dann vor uns oder vor unsern amptluden, den wir daz bevelhen werden, da sie auch rechtes gehorsam sin sollen wer yn zu zusprechen hant und der wir mechtig sin, ane geverde. Were auch sache, daz wir stuͤre oder bede von unser iudesheid [!] hyschen bynnen den vorgenanten dryn iaren, da myde sollen die vorgenanten iuden nit zu schicken han, ane alle geverde. Des zu orkunde etc. Datum Miltenberg, in die Epiphanie domini, anno eiusdem millesimo CCCᵒ LXXXtertio.

(1) Lämmerhirt, Juden (2007), S. 71, Anm. 87, schreibt irrig 'Aylia' statt 'Milicie'.

(2) November 11.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 10, fol. 67v, Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.); http://monasterium.net/mom/DE-StAW/MIB10/StA_W%C3%BC_MIB_10_fol_067v_%5B02%5D/charter (Digitalisat); http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/2266 (Digitalisat), dt. und lat., Papier.

  • Lämmerhirt, Juden (2007), S. 71, Anm. 87;
  • GJ 3, 2, S. 1563, Anm. 8.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 306, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-008w.html (Datum des Zugriffs)

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