Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 272

1380 Oktober 26, Eltville

Erzbischof Adolf [I.] von Mainz bekundet, dass die Juden in seiner Stadt Mainz ihm alljährlich 112 Mark Aachener Pfennige schulden, von denen 100 Mark dem Dekan, dem Kapitel und der Präsenz des Mainzer Domes verschrieben sind, welche die Juden bislang an jedem St. Martinstag bezahlt haben. Aus Freundschaft und zum Nutzen des [Erz-]Stifts haben Dekan, Kapitel und Präsenz dem Erzbischof erlaubt, besagte 100 Mark für eine bestimmte Summe Geldes den Bürgermeistern, dem Rat und der Stadt zu Mainz zu versetzen, worüber Urkunden ausgestellt wurden. Um die bisherigen Empfänger zu entschädigen, hat Adolf sie mit ihrem Willen und Wissen einer gleich hohen Ausgleichszahlung auf seine Kosten zum selben jährlichen Termin versichert. Als Unterpfand setzt er ihnen all seine und des [Erz-]Stifts Gülten und Gefälle zu [Ober-]Lahnstein und in der Lahnsteiner Gemarkung ein, ausgenommen der [Ober-]Lahnsteiner Zoll. Vor Schultheißen, Schöffen und Gerichten zu Lahnstein wurde diesbezüglich vereinbart, dass Dekan, Kapitel und Präsenz bei Nichterhalt der 100 Mark diese Summe von den verpfändeten Gülten einbehalten dürfen, während das, was darüber hinausgeht, dem Erzbischof bzw. seinem Amtmann oder Beauftragten zu geben ist, bis die 100 Mark wieder aus dem Besitz der Stadt Mainz ausgelöst sein werden. Der Aussteller gebietet seinem [Ober-]Lahnsteiner Zollschreiber Nikolaus [von der Craen], diesbezüglich Gehorsam zu schwören sowie dies zu beurkunden, und fordert auch Schultheißen, Schöffen und die Stadt zu Lahnstein sowie alle, die besagte Gülten leisten müssen, auf, diese den neuen Empfängern zu bezahlen, wenn Adolf ihnen die 100 Mark Pfennige künftig nicht hat zukommen lassen. Der Erzbischof verpflichtet sich, keinen Zollschreiber in Lahnstein amtieren zu lassen, der das Besagte nicht beschworen hat. Domdekan Wilhelm Flach [von Schwarzenberg] und das Domkapitel bekennen, dass diese Verschreibung mit ihrem guten Willen vorgenommen wurde.

Wir, Adolff von Gots gnaden, des heyligen stuͦls tzuͦ Mentze ertzbischoff, des heyligen romeschen ryches in duͤtschen [!] ertzcanceler und vormuͤnder des stifftes zuͦ Spyre, bekennen offinlichen mit diesem briefe, als uns die iuden und iudischeyt in unser stat zuͦ Mentze ierlichen schuldig ist tzuͦ geben hundert und tzwelff marck echisser phenninge, der selben hundert und tzwelff marck unsern lieben besundern, dechand und capitel und der presencien des duͦmes tzuͦ Mentze, hundert marck verschriben syn, die yn die iuden und iudischeit ierlichen uff santh Mertins tag (1) biz her gereychet han. Und wan die obgenanten unser lieben besundern, dechand, der capitel und die presencie des duͦmes zuͦ Mentz, uns von sunderlicher fruͦntschafft wegen und mit namen durch nutz und noitdorfft unser und unsers stifftes zuͦ Mentze geguͤnt und erleubt han, daz wir solich hundert marck echisser phenninge, die yn und der presencien tzuͦ dem duͦme tzuͦ Mentze also von den iuden in unser statt zuͦ Mentze ierlichen biz her uff santh Mertins tag gefallen und verschrieben syn, den ersamen wysen luten, burgermeistern, dem rade und der stat tzuͦ Mentze, fur eyne genante summe geltis durch unser und unsers stifftes tzuͦ Mentze kuͦntlichen nutz und noitdorfft willen versetzet und verschrieben haben nach lude der briefe, die dar uͦber gegeben und gemacht syn, so ist wol billich und mogelich, daz wir sie der obgenanten marcke, als ihres tzinses und gulte sicher machen, daz sie unverlustig und des ane schaden blyben. Des haben wir mit willen, wiszen und verhengnisse der obgenanten dechant und capitels des duͦmes tzuͦ Mentze fur uns, unser nachkommen und den stifft tzuͦ Mentze dem obgenanten capitel und der presencie des duͦmes tzuͦ Mentze hyn wider umb die sicherheyd getan also, daz wir, unser nachkommen oder der stifft tzuͦ Mentze yn ierlichen geben und reychen sollen ander huͦndert marck echisser phenninge an der stat uff santh Mertins tag in der statt zuͦ Mentze uff unser koste, schaden und verluste unvertzogenlich und ane alliz hindernisse. Und des tzuͦ merer sicherheit so haben wir yn verschrieben und tzuͦ underphande gesetzet und bewyset verschrieben und bewysen mit crafft dieses brieffes alle unser und unsers stifftes tzuͦ Mentze gulte an wynen, fruchten, phenning gulten, tzinsen oder gefellen, wie oder war ane wir und unser stifft tzuͦ Mentze die vallende haben in unserm slosze tzuͦ Lanstein und in der marcke da selbes, doch mit namen uzgenommen unsern tzoll daselbes tzuͦ Lansteyn, als wir auch fur uns, unser nachkommen und den stifft tzuͦ Mentze den obgenanten capitel und presencien des duͦmes tzuͦ Mentze in die obgenanten wyngulte, korngulte, tzinse und gefelle vor scholtheyzen, scheffen und gerichten da selbes tzuͦ Lanstein geweret und als in eyn underphant gesetzet han also, were ez sache, daz wir, unser nachkommen oder der stifft tzuͦ Mentze den obgenanten capitel und der presencie des duͦmes tzuͦ Mentze die hundert marck ierlich uff santh Mertins tag, als vor geschriben stet, nit betzalten, ane geverde, daz dan die vorgenanten capitel und presencien des duͦmes tzuͦ Mentze die vorgeschriben gulte ynnemen, halden und uffheben sollen ane hindernisse und widerrede und daz yn da vone und da mit betzalet und gereychet sollent werden hundert marck echisser phenninge, die yn dan tzuͦ der tzyt verseszen weren, doch also, waz uberger wyngulte, korngulte, tzinse oder gefelle uber die hundert marck echisser phenninge da selbes tzuͦ Lanstein ierlich werden und gefallen, die sollen uns, unserm amptman oder dem wir daz bevelen gereichet und geantwertet werden, uns, unsern nachkommen oder dem stiffte tzuͦ Mentze tzuͦ nutze und tzuͦ frommen, ane ir hindernisse und irresal, ane alle geverde, als lange biz wir, unser nachkommen oder der stifft tzuͦ Mentze in die vorgenanten hundert marck echisser phenninge von der statt zuͦ Mentze wider abegelosen, und wan auch daz geschiet, so sollen soliche wyngulte, korngulte, tzinse und gefelle, den wir den obgenanten capitel und presencien des duͦmes tzuͦ Mentze tzuͦ Lansteyn tzuͦ underphande also versetzet und verschrieben han, wider an uns, unser nachkommen und den stifft tzuͦ Mentze ledig und lois gefallen und yn nit me gereichet werden, ane hindernisse und widerrede. Dar umb heyzen wir Nycolaum, unsern zolschriber zuͦ Lanst[ein], der itzunt da ist, daz er globe und tzuͦ den heyligen swere und des synen brieff gebe, und gebiten auch scholtheizen, scheffen und unser stat da selbes und allen den, die soliche gulte, rente und gefelle reychen und geben, were ez sache, daz wir, unser nachkommen oder der stifft tzuͦ Mentze die hundert marck ierlich uff santh Mertins tag, als vor geschrieben stet, yn nit reychten oder betzalten, daz sie dan den obgenanten capitel und presencien des duͦmes tzuͦ Mentze oder wem sie daz bevelen werden mit den vorgenanten wyngulten, korngulten, renten, tzinsen und gevellen, uzgenommen des tzolles tzuͦ Lanstein, gewarten und gehorsam syn und yn die reychen und reychen lazen, biz sie der hundert marck tzuͦ iclichem tziele betzalet werden, und als lange biz wir, unser nachkommen oder stifft tzuͦ Mentze die hundert marck ochisser phenninge yn widergelosen in der maze, als vor geschriben stet. Auch sollen wir, unser nachkommen und stifft tzuͦ Mentze keynen zolschryber furbaz tzuͦ Lanstein setzen, er englobe dan und swere tzuͦ den heyligen und gebe des synen brieff den obgenanten capitel und presencien des duͦmes tzuͦ Mentze oder wem sie daz bevelen werden mit den obgenanten gulten und gevellen tzuͦ gewarten und yn die tzuͦ reychen, ob wir sie anders der hundert marck nit betzelten ierlich uff sant Mertins tag, als vor geschriben stet, ane geverde, als lange, biz daz wir, unser nachkommen oder der stifft yn die widergelosen in der maze, als vor geschriben stet und begriffen ist. Und han des tzuͦ urkunde unser ingesigel an diesen brieff tuͦn hencken. Und wir, Wilhelm Flache, duͦmdechand, und daz capitel des duͦmes tzuͦ Mentze obgenant bekennen offinlichen an diesem briefe, daz die obgenante bewysunge und verschrybunge der vorgenanten gulte, rente und gefelle und auch alle obgenanten stucke und artikele, als sie da vor benant und geschriben sten, mit unserm guten willen und verhengnisse durchgangen und gescheen syn, und han des tzuͦ orkunde unsers capitels ingesigel tzuͦ des obgenanten unsers herren von Mentze ingesigel an disen brieff gehangen, der geben ist tzuͦ Eltvil, uff den fritag nach santh Severs tag, da man zalte nach Crists geburte drutzehenhundert und achtzig iare.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Urkunden 2997, Orig.; http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/2782 (Digitalisat), dt., Perg.; ebd., Mainzer Ingrossaturbuch 9 (Abschr., leicht gekürzt, 14. Jh.), fol. 224r-225r.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 272, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-008t.html (Datum des Zugriffs)

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