Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 239

1379 März 1

Rheingraf Johann, Wildgraf zu Dhaun, bekundet, dass er dem Juden Seligmann [von Sobernheim] oder dessen Erben 75 Goldgulden schuldet, für die bis Johanni keine Zinsen berechnet werden sollen. Bleibt die Tilgung zu diesem Termin aus, fallen pro Gulden und Woche zwei alte Heller als Zinsen an. Dafür bürgen dem Juden der Schwager des Rheingrafen, Graf Friedrich von Kirberg, und der Edelknecht Johann von Winsheim, die nach gegebenenfalls erfolgter Mahnung jeweils mit einem Knecht und einem Pferd in einer offenen Herberge zu Sobernheim Einlager leisten müssen, bis alle Geldforderungen des Juden beglichen sind. Während der Leistung ausfallende Pferde sind zu ersetzen. Der Aussteller gelobt den Bürgen Schadloshaltung; letztere versichern, sich an das Bürgenrecht zu halten.

Ich, Iohan, ringgrefe, wildegrefe zuͦ Duͦne, bekennen offenlich in disem brieve vor mich und min erben, daz ich schuldig bin Seligman dem iuden (1) und sinen erben oder wer disen brieff mit sinem guden willen inne hat, fuͦnfe und syebentzig gulden gut von golde und swere an gewichte, als zuͦ Mentze genge unde gebe ist, dye er mir und minen erben gutelichen geluhen hat ane allen schaden zuschen hie und sente Iohannes dag Baptisten, als er geborn wart, der nest komet nach datum diz brieves (2). Auch geloben ich vor mich unde min erben mit guden trewen und mit rechter warheit, daz vorgenante gelt zuͦ bezalen off den vorgeschriben sente Iohannes dag. Und wo ich oder min erben des nit en dedin, so sal darnach alle wogelichs (3) off yᵉ den gulden gan zuͦ gesuͦche zwene alde heller. Und vor daz vorgenante heubtgelt und vor allen gesuͦchen, der dar off gen mag, han ich dem vorgenanten iuden zu burgen gesast unverscheidelich den edeln minen swoger graven Fryderich zuͦ Kyrberg und Hennen von Winsheim, edelknecht. Also wanne sij gemant werdent von dem egenanten iuden odir von dem, der disen brieff inne hat, so sollen sye echt dage nach der manunge unverzugelichen in leistunge varen zuͦ Sobernheim in eyne offen herbuͦrge, da sye der vorgenante iude oder behelder dijs brieves inne wiset und manet, ir ycliger mit eyme knechte und mit eyme pherde. Unde sollen da selbis als lange in leistunge ligen, mit (4) daz vorgenante gelt und alle gesuch, der dar off gegangen ist, gentzlich und gar bezalt ist. Und als dicke sich eyn phert verleistet hat, so sal der, des daz phert gewest ist, eyn anders phert an des stat in dye selbe leistuͦnge stellen als dicke, als des noyt geschiet. Des zuͦ urkuͦnde so han ich, Iohan, ringrefe, vorgenant, vor mich und min erben min ingesigil bij der vorgenanten miner burgen ingesigile an disen brieff gehangen und geloben auch, dye vorgenanten mine burgen gutelichen von allen disen dingen vorgeschriben zuͦ entheben und zuͦ losen ane allen iren schaden. Und wir, grafe Fryderich von Kyrberg, und Henne von Wunsheim [!] vorgenant, geloben mit guden trewen unde mit rechter warheit, gude burgen zuͦ sin und burgen recht zuͦ duͦn in alle der maze, als da vorgeschrieben stet. Des zuͦ urkuͦnde so han wir unsir ingesigile bij unsers heubtman ingesigil an disen brieff gehangen, der gegeben ist, da man schreip zuͦ latine anno domini Mᵒ CCCᵐᵒ LXXnono, feria tertia post dominicam Invocavit. (5)

(1) Dass der Jude Seligmann von Sobernheim gemeint ist (vgl. MZ02, Nr. 172), ergibt sich aus dem vereinbarten Einlager-Ort.

(2) 1379 Juni 24.

(3) Soll heißen: allwöchentlich.

(4) Soll heißen: bis.

(5) Die Urkunde ist durch Tilgungsschmitte entwertet.

Überlieferung:

Anholt, Fürstlich Salm-Salm'sches Archiv, Best. Dhaun, Nr. 957, Orig., dt. und lat., Perg.

  • Urkunden des fürstlich Salm-Horstmar’schen Archives, Nr. 633, S. 293.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 239, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-008r.html (Datum des Zugriffs)

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