Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 159

1371 Juni 20

Heinrich Beyer [von Boppard], Dekan des Dom[kapitel]s zu Mainz, und das gesamte Kapitel bekunden, dass sie und ihre Nachkommen den Mainzer Juden und Bürgern Samuel von Mayen und Vivelin von Limburg bzw. deren Erben 400 gute, schwere kleine Gulden Mainzer Währung zu einem Zinssatz ('Gesuch') von zwei jungen Hellern pro Woche und Gulden schulden. Wurde die Schuld auch nach einem Jahr noch nicht getilgt, beträgt die Hauptsumme sodann 600 Gulden, zum selben Zinssatz, unabhängig davon, ob die Bürgen leisten oder nicht. Als solche wurden eingesetzt: Otto von Schönburg, Domscholaster zu Mainz, die Domkanoniker Johann von Eberstein und Hertwin Ring von Saulheim sowie der Domkämmerer Rorich von Sternberg. Werden diese Bürgen von den Juden gemahnt, müssen sie im Haus der Juden oder in einer öffentlichen Herberge zu Mainz nach Weisung der Juden je mit einem Pferd und einem Knecht solange Einlager leisten, bis Hauptsumme und Zinsen gänzlich erstattet wurden. Verleistete Pferde sind zu ersetzen. Für einen verstorbenen Bürgen muss innerhalb eines Monats durch das Kapitel ein neuer gestellt werden, wofür die verbliebenen drei Bürgen durch ihr Einlager solange garantieren, bis der Ersatz vorhanden ist. Dekan und Kapitel geloben bei ihren Freiheiten als Kleriker, in dieser Schuldsache keinesfalls durch Einschaltung von Gerichten oder irgendwelche Finten den eigenen Vorteil suchen und die Juden bezüglich ihres Anspruchs auf Zahlung von Kapital und Zinsen schädigen zu wollen. Sie sichern ferner zu, den Juden, wie vereinbart, ihr Geld zu bezahlen und die Bürgen schadlos zu halten.

Wir, Heinrich Beyer, von Gotz gnaden ein dechan zuͦ deme duͦme zuͦ Mentzen, und der cappiettel gemeinlichen zuͦ deme duͦme zuͦ Mentzen, veriehen und bekennen uns offenlichen an diesem briefe, daz wir unverscheidelichen schuͦldig sin, wir und unsere nachkomen, Sauͦnwel von Meyen und Vyͤveline von Lyemppuͦrg und iren erben, iuͦden buͦrgeren zuͦ Mentzen, vyer huͦndert guͦlden guͦdir swerir kleiner guͦlden, als zuͦ Mentzen genge und gebe ist, die sie uns geluͦen hant, ye den guͦlden umb zwene iuͦnge heller zuͦ gesuͦche zuͦ ye der wochen, als lange daz vorgenante gelt unvergolden sted. Blibit abir daz vorgenante gelt stende unvergolden ein iar nach dem datum dyeses briefes, so sal ez sin rechtes heuͦbtgeldes sehs huͦndert guͦlden guͦdir swerir kleiner guͦlden, als zuͦ Mentzen genge und gebe ist. Und als lange dye sehs huͦndert guͦlden after deme vorgenanten ziel unvergolden blybent stende, so sal abir of ye den guͦlden zwene iuͦnge heller gen zuͦ gesuͦche zuͦ ye der wochen, diese nachgenanten unsere myede sachwalden leisten odir leisten niet. Und fuͤr daz vorgenante heuͦbtgelt und gesuͦch, der dar of gen mag, als da vorgeschrieben sted, han wir, die vorgenanten sachwalden, den vorgenanten iuͦden zuͦ uns zuͦ sachwalden gesatzit unverscheidelichen, ye den man fuͦr al, bit namen hern Otten von Schonenbuͦrg, ein schuͦlmeister zuͦ deme duͦme zuͦ Mentzen, hern Iohan von Ebirstein und hern Hertwin Ryengen von Sauͦwellenheim und hern Rorichen von Sterenberg, ein kemerer, duͦmheren zuͦ deme duͦme zuͦ Mentzen also, wanne sie gemanit werdent von den vorgenanten iuͦden, von iren erben odir von iren boden zuͦ huͦse odir zuͦ hoffe odir muͦnt wiedir muͦnt, so sollent sie leisten in der vorgenanten iuͦden huͦs odir in einer offenen herbergen zuͦ Mentzen, da sie die vorgenanten iuͦden in wisent, ir iglicher mit einem pherde und mit einem knechte als lange, biz daz daz vorgenante heuͦbtgelt und gesuͦch, der dar of gen mag, gantz unde gar vergolden wirt. Verleistet sich auͦch ein pherd, sin here sal ein anderez an sine stad stellen, so diegke es not duͦt. Get auch der vorgenanten vyer unsere myede sachwalden einer abe, daz Got verbiede, wir, die vorgenanten sachwalden der cappiettel gemeinlichen zuͦ deme duͦme zuͦ Mentzen, globen einen anderen als guͦden sachwalden an sine stad zuͦ setzene in deme mande, da mit den vorgenanten iuͦden begnuͦgit, so diegke es not duͦt, odir die anderen dry vorgenanten unsere miede sachwalden sollent leisten in aller der maszen, als da vorgeschrieben sted, als lange biz daz ez geschiet. Auͦch verzihen wir, die vorgenanten sachwalden, of unsere pheffeliche fryheit in dieser sachen und globen auͦch mit gúden truͦen und mit rechter warheit, kein die dinge zuͦ suchen, wedir mit geistlichem odir mit werntlichem geriechte noch mit kein den stuͦgken odir artikellen, die mentschen hertze er dengken mag, daz uns odir unserem cappiettel zuͦ fromen komen mochte odir den vorgenanten iuͦden odir iren erben zuͦ schaden komen mochte an deme vorgenanten heuͦbtgelde odir gesuͦche, der dar of gen mag, als da vorgeschrieben sted. Auͦch globen wir, die vorgenanten sachwalden, und der cappittel gemeinlich zuͦ deme duͦme zuͦ Mentzen mit guͦden truͦen und mit rechter warheit, den vorgenanten iuͦden daz vorgenante heuͦbtgelt und gesuͦch, der dar of gen mag, als da vorgeschrieben sted, guͦtlichen zuͦ geldene und zuͦ gebene und unsere vorgenanten vier myede sachwalden guͦtlichen zuͦ losene von der vorgenanten scholt anne [!] eid und anne allen iren schaden. Des zuͦ einem urkuͦnde so han wir, Heinrich Beyer, von Gotz gnaden ein dechan zuͦ deme duͦme zuͦ Mentzen, und der cappiettel gemeinlich zuͦ deme duͦme zuͦ Mentzen, unsers cappiettels ingesiegel zuͦ deme duͦme zuͦ Mentzen gehangen an diesen bryef, daz alle diese vorgeschrieben stuͦgke und artikelle war und veste sin. Und dar zuͦ, zuͦ mere sichirheit, so han wir, die vorgenanten vier sachwalden, bit namen Otte von Schonenbuͦrg, ein schuͦlmeister zuͦ deme duͦme zuͦ Mentzen, Iohan von Ebirstein, Hertwin Rieng von Sauͦwellenheim und Rorich von Sterenberg, ein kemerer, duͦmheren zuͦ deme duͦme zuͦ Mentzen, auͦch unsere ingesiegelle zuͦ des vorgenanten cappittels ingesiegel zuͦ einem meren gezuͦgnisse an diesen brief gehangen. Dieser brief wart gegeben in deme iare, da man zalte nach Gotz gebuͦrte duͦsent iar druͦ huͦndert iar, in deme ein und siebenzigisteme iare, of deme fritage fuͦr sente Iohanes tage Baptiesten. (2)

Rückvermerk:

1) Dirre brief ist geloset von den xviiᶜ flor., die den duͦmherren wurden von dem ungelt von frankf[urt] und geschach uf den sunnentag Iudica unde waz dez hoͧbetguͦtz iiiiᶜ guldin unde dez wuͦchers lx guldin (zeitnah); 2) hebr. Rückvermerk: '400 Gulden, 6. Tamus, Freitag […] (1), 131' ( ד' מאות זהובי' ו' תמוז יו' ו' שנא שליש קל''א)

(1) Der Sinn des Textes zwischen 'Freitag' und der Jahreszahl ist unklar.

(2) Die Urkunde ist durch Tilgungsschnitte entwertet.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Urkunden 2948, Orig., dt., Perg. .

(gem./ale.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 159, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-0087.html (Datum des Zugriffs)

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