Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 145

1370 März 3

Emich und Petrissa von Kirn bekunden, dass sie mit Zustimmung von Petrissas Töchtern Liebe und Katharina dem Edelknecht Wilhelm, genannt Süßernit, eine Ewiggülte von 7 Maltern Korn, alljährlich zu liefern zwischen Mariä Himmelfahrt und Mariä Geburt, verkauft haben. Vor dem obersten Richter und Schöffen des hohen Gerichts zu Kirn, Peter Keller, und den Schöffen Johann Peike und Georg, Sohn des verstorbenen Folmar, wurde als Unterpfand für das Geschäft ein Weingarten aufgetragen und vor dem Schultheißen Phillmann Steinmetze von Soͤtzbach (?) und den Schöffen Johann Duphart und Johann, dem Schwiegersohn von Johann Prum, als weiteres Unterpfand eine Wiese, gelegen am Judenfriedhof. Es folgen Sicherungsbestimmungen für die Leistung der Korngülte und die Regelung eines eventuellen Rückkaufs derselben.

Ich, Emiche, und Petrisse von Keren, myn eliche frauwe, wir bekennen uns uffeliche an diesem brieve, daz wir eymudelich bit gesamter hant umb unsir beyder noitdurft bit guͦdem willen und gantzem virhenknisse Lieben und Katherinen, myn, Petrissen vorgenant, dochtere, recht und redelich han virkauft und virkeufen auch bit diesem brieve Wilhelme, genant Suͤszernit, edelknechte, und sinen irben sieben malder ewiger cornguͤlde Binger maiszes umb eyne benante summe geldes, dye er uns gentzlich und woil gewert und bezalt hait, ee diesir brief geben wrde [!]. Diese vorgenante corngulde sullen wir odir unsir irben, obe wir nit enweren, yͤme odir sinen irben, obe er nit enwere, odir eyme yͤgelichem, der diesen selben brief von sinen wegen inne hette, alle ierlich tuschen den zweyn unsir frauwen dagen als sie zuͦ hiemel fuͦr und geboren wart zuͦ Keren uff eyn huis odir eyne halbe myle von Keren, war sie uns heiszent und bescheident, guͦit und durre antwerten und weren uff unsir kost und virloist. Und her vor han wir yͤme virsetzt und virlacht zuͦ rechtem undirpande unsern wingarten, gelegen an dem scheide under des wildegraven wingarte, dar zuͦ unsir wiese, gelegen an dem iuͦdenkirchove (1), dye wir yͤme han uffgedragen vor Peter Keller, obirste riechter und scheffen des hoen gerichtes zuͦ Keren, vor Iohanne, genant Pyͤke und Georgen, selgen Folmaris son, auch scheffen des vorgenanten obirsten gerichtes, hinder dem selben gerichte der vorgenante wingart ist gelegen. Dye vorgenante wiese han wir uffgedragen vor Philmanne Steynmetzen von Soͤtzbach (2), scholtheiszen, vor Iohanne genant Daphart und Iohanne, selgen Prume eyden, scheffen, hinder den dye eegenante wiese ist gelegen, also, weriz sache, daz wir odir unsir irben an der bezalunge der vorgenanten corguͤlde [!] in der maisze, als vor geschriben steit, suͦmig werden, so mag der vorgenante Wilhelm odir sine irben odir wer diesen brief von sinen wegen inne hette dye vorgeschriben underpende ane alle ercleknisse der vorgenanten gerichte […] (3) orkunde eins scholtheiszen und zweyer scheffen an yͤgelichem der vorgenanten gerichte uffholen und an sich nemen glichir wijs, als sie zuͦ ses wochen und nach der vorgenanten gerichte recht dar in gesetzt weren, und dar nach bit dem selben guͦden dun und laiszen, brechen und buszen nach allem yren willen glichir wijs, als bit andern yͤren eygen guͦden sundir allen unsern odir yͤmans anders von unsern wegen zorn, were odir wiedirrede, ane alle geverde. Und weriz sache, daz sie an den vorgenanten underpenden gehindert wrden von yͤman odir wie iz dar zuͦ queme, daz sie der vorgenanten corngulden uff den vorgenanten underpenden nit haben mûchten, so han wir yͤn zuͦ burgen gesetzt Gotzen Metzeler, Peter genant Griff, unverscheidelich ir yͤgelichen vor all also, wanne dye selben unsir burgen von dem vorgenanten Wilhelm odir von sinen irben odir wer diesen brieff von yͤme inne hette, gemanet wrden zu huͦse und zuͦ hove, bit beden odir bit brieven odir von erͥen monde, so sullent sie zuͦ stunt zuͦ Keren odir binnen eyner halben myͤlen von Keren, war sie von enʸ gemant wrden, in leistunge [!], als recht und gewonlich ist zuͦ leisten, dan usz nit zuͦ komen, enʸ ensij dan von der selben vorgenanten corngulde gnuͦg und alle volle gentzlich gescheen und waz enʸ dar an broist odir virsesz were und [!] muͦgent danne dye vorgenanten unsir burgen grifen und sich halden an dye vorgenanten underpende, dar zuͦ an unsir lijp und guͦit, varend und ligende, wo wir daz hetten, und muͦgent daz dun bit gerichte odir ane gerichte, wye enʸ daz fuͦget, und alle ir wegistiz du miede schaffen als lange, biz sie der vorgenanten burgescheffte quijt und lois gemacht sint, dar zuͦ biz sie von allem schaden, den sie derselben burgescheffte hab gelieden hetten, genzlich gedan weren, sundir alle geverde. Gienge der vorgenanten unsir burgen eynre odir me abe von dodes wegen, dar vor Goit sij, so sullen wir enʸ einen andern als guͦden ane geverde an des virvaren burgen stat setzen binnen den neisten vierzendagen dar nach, daz eynre virvaren were, ane allen virzog, wie dicke yͤn des noit geschege. Geschege des nit, so sal der ander burge, wanne der gemanet wrde, als vorgeschriben steit, in leistunge gan, als auch vorgeschriben ist, als lange zuͦ leisten, biz enʸ eyn ander gnuglich burge ane geverde an des virvaren burgen stat gesetzt wrde. Auch ist gereid, welche zijt odir wanne wir odir unsir irben komen vor unsir frauwen dage als sie zuͦ hiemel fuͦir bit siebenzig ponden heller guͦder werunge, als zuͦ Keren genge und gebe were, und dye dem vorgenanten Wilhelme odir sinen irben odir dem, der diesen brief voir yͤme inne hette, gewert und woil bezalt hetten, so sullent sie uns des vorgenanten caufs und corngulde, auch der vorgenanten undirpende und auch unsir burgen quijt, ledig und lois sagen und sich vorbaszme keyns rechtes dar zuͦ vermeszen. Komen wir abir bit vierzig ponden hellern, als vorgeschriben steit, so mugen wir vor vorgenante corngulde vier malder ledigen und abelosen und bit driszig ponden hellern dru malder abelosen, als vorgeschriben steit, und sulden doch dye vorgeschriben undirpende und burgen vor daz andir uͦberige und ungeloiste corngulde stan und virkunden (4), als vorgeschriben steit, biz wir sie zuͦmail geloist wirt [!], ane alle geverde. Und wir, dye vorgenanten burgen, globen bit guͦden truwen dem vorgenanten Wilhelm, sinen irben und eyme egʸelichem, der diesen brief von yͤme inne hette, guͦde burgen zuͦ sin, stede und veste zuͦ halden alliz, daz hie vor uff uns geschriben steit. Und wir, Emeche und Petrisse, eelude vorgenant, globen auch bit guͦden truwen, dye vorgenanten unsir burgen guͦitlich zuͦ losen sundir eyde und ane allen erʸen schaden, uszgescheiden alle argeliste und geverden in allen diesen vor und nachgeschriben dingen. Des zuͦ orkunde, wand wir eygener ingesigele nit enhan, so han wir gebeden und dye vorgenanten unsir burgen bit uns den bescheiden man iunchern Wilhelm von Siemeren, gemeiner zum Steyne, daz er sin ingesigel vor uns an diesen brief hait gehangen, des selben ich, Wilhelm von Syͤmeren vorgenant, durch beden willen Emichen und Petrissen, eelude vorgenant, und auch der vorgeschriben erʸer burgen mich ufflich bekennen an diesem selben brieve. Datum dominica die, qua cantatur Invocavit me, anno domini millesimo CCCᵒ LXXᵒ.

(1) Aus dem Zusammenhang der Urkunde ergibt sich, dass dieser sonst bislang nicht bekannte Judenfriedhof im Gerichtsbezirk von Kirn gelegen haben muss.

(2) Die Lesung vorstehenden Orstnamens ist unsicher.

(3) An dieser Stelle stehen ein oder zwei aufgrund einer Beschädigung des Pergaments unleserliche Wörter mit zusammen etwa acht Buchstaben.

(4) Die Lesung vorstehenden Wortes ist aufgrund eines Lochs im Pergament unsicher. Die Urkunde weist auch an anderen Stellen kleine Löcher auf.

Überlieferung:

Anholt, Fürstlich Salm-Salm'sches Archiv, Best. Kyrburg/Rennenberg, Nr. 185, Orig. (leicht beschädigt), dt. und lat., Perg.

  • Geschichte der Juden 2 (2002), S. 179 f.;
  • Ziwes, Studien (1995), S. 38 und 78.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 145, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-0081.html (Datum des Zugriffs)

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