Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 132

1368 April 28

Der Edelknecht Ulrich von Steinkallenfels bekundet, dass seine Streitigkeiten mit Graf Johann [III.] von Sponheim[-Starkenburg] durch ein Urteil von dessen Lehensleuten gesühnt wurden. Gemäß diesem Entscheid darf Ulrich gegen den Grafen sowie dessen Land und Leute zeit seines Lebens nichts unternehmen. Auch müssen Ulrich und seine Frau Else dem Sponheimer innerhalb eines Jahres 10 Pfund Geld à 10 Groschen und 9 Pfund à 9 Groschen auf der Grafschaft möglichst nahegelegenem Eigengut anweisen. Verfügen sie nicht über soviel Grundbesitz, sollen sie bzw. ihre Erben in Jahresfrist 90 Pfund à 9 Groschen bezahlen. Ist es jedoch der Fall, wird der Graf ihnen die 10 und die 9 Pfund als Lehen geben, wofür er treuen Dienst gemäß dem Lehenrecht erwartet. Ferner muss das Ehepaar die auf Ingebrand von Hoppstädten lautenden Schulden bei den Juden zu Kirchberg einschließlich des angefallenen 'Judenschadens' bis spätestens Johanni bezahlen. Zu den weiteren Bestimmungen gehört, dass keine Hintersassen des Grafen Bürger in Weiler sein dürfen und Ulrich solche, die eventuell durch ihn gezwungen wurden, sich dort anzusiedeln, frei ziehen lassen muss. Kommt der Edelknecht seinen Verpflichtungen nicht nach, muss er in Trarbach Einlager leisten. Im Weiteren darf sein Besitz notfalls gepfändet werden. Für den Fall, dass es Übergriffe seitens des Grafen oder durch dessen Amtleute oder andere Untertanen geben sollte, ist bestimmt, dass Ulrich sich an drei gräfliche Lehensleute wendet, die innerhalb eines Monats diesbezüglich erkennen sollen, was Recht ist: Berthold von Sötern, Wirich von Senheim und Gerlach von Trarbach. Außer dem Aussteller siegeln dessen Frau Else, Wilhelm von Manderscheid, Herr zu Nohfelden, und Tillmann von Steinkallenfels.

Ich, Ulrich vom Steyne, edelknecht, dun kunt allen luden und bekennen mich uffelich an diesem brieve umbe soliche zweyunge, als ich gehabt han bit dem edelin myme hern graven Iohanne zuͦ Spanhem, des wir ygwedirsijt vor sine manne komen waren und er uff mich erfolget hait bit der selben siner manne urtdeil, daz ich derselben zweyunge guͦitlich und mynlich, gentzlich und zuͦ male bit miner frunde rade geracht und gesaszt bin in der maiszen, als her nach geschreven steit zuͦ wiszen, daz ich wiedir den vorgenanten mynen hern, sin lant noch lude nummer gedun sal, als lange ich geleben. Auch globen ich und Else, myn eliche husfrauwe, vor uns und unser erben, den egenanten mynen hern und sine erben binnen iaris zehen ponde gelde, ye zehen groisze vor eyn pont odir werunge dar vor, und nuͦn ponde gelde zuͦ bewisen, ye nuͦn groisze vor eyn pont, uff unser eygen guͦit, siner grafschafft aller neist gelegen. Und weriz sache, daz wir nit als viel eygen guͦdes hetten, daz wir dye nuͦn ponde gelde dar uff bewisen muͦchten, so suͦllen wir dem vorgenanten unserm hern odir sinen erben nunzich ponde, ye nuͦn groisze vor eyn pond odir werunge da vor, als gange und gebe ist, geben und bezalen binnen diz selben iaris first. Und sal ich, Ulrich vorgenant, und myn lehens erben dye zehen pond gelt und auch dye nuͦn pond, obe ich yͤm dye nunzig pond nit wiedir gebe, von dem egenanten myme hern und sinen irben [!] zuͦ lehen haben und entphaen und da von dun bit truwem dienst und eyden, als soliches lehens recht und gewonheit ist. Me ist geryt, daz ich, Ulrich vorgenant, und Else, myn eliche husfrauwe vorgenant, virvallen und bezalen sullen solich gelt, als an den iuͦden steit zuͦ Kirberg, heubtgelt und iudenschaden, der dar uff ist gangen odir gan mag, daz uff Ingebranden von Hoͤsteden genomen ist, und sullen daz duͦn ane allen virzog tuschen hie und sente Iohannes baptisten dag (1), als er geboren wart, neiste komet vort. Ist auch geryt, weriz sache, daz ich, Ulrich vorgenant, keynerley burgen hette von des eegenanten [!] myns hern luden, dye zuͦ Wilre (2) sitzent, dar uff sal ich virzigen auch binnen dem vorgenanten ziele sente Iohannes dag und sal sie an irme zoge nyt hindern noch irren. Weriz auch, daz ich des vorgenanten myns hern luͦde keyne gedrungen hette, gehn Wilr zuͦ ziehen, dye sal ich auch nit hindern an irme zoge, war sie ziegen wellent. Anderwerbe sal ich noch alle dye myne noch nyeman in mynen wegen den vorgenanten mynen hern, sine irben noch manne noch burgmanne noch keyne dye sine nummer geockesunen in keynerley wijs umb alle dye sachen, dye sich hyn abe erlaufen hant bit uff diesen hudigen dag, ane geverde. Weriz auch sache, daz ich die vorgenante iuden scholt nit virviele noch bezelte und uff des vorgenanten myns hern lude zuͦ Wilre geseszen burgen nit virzege, obe sie keynen gesetzt hetten binnen dem vorgenanten ziele sente Iohannes dag, so globen ich bit rechter sichirheit, uff den selben sente Iohannes abent zuͦ Traurebach in gyselswijs in zuͦ riden, da zuͦ bliben und nummer dannen zuͦ komen, der vorgenante myn here, sine irben, amptlude und burgen sin dan vor ledeclich von der vorgenanten iuͦden schulde enthoben und uff sie virzegen. Weriz auch sache, daz ich gefangen wrde [!], da Goit vor sij, ee ich diese vorgeschriben stucke volfurte, so globen ich bit guͦden truwen und bit rechter sichirheit an eydes stat, nummer anders dan broit und born zuͦ nutzen, als lange bit daz ich gentzlich und gar gehalden, waz vor uff mich geschriben steit. Ez ist auch geryt, weriz sache, daz ich dye vorgeschriben scholt nit virviele und myns hern burgen da von nit enthuͦbe binnen diesir vorgenanten zijt, ich kome in zuͦ gysel odir nit odir ich halde odir nit, so mag doch der selbe myn here, sine irben odir boden nach dem vorgenanten ziele sente Iohannes dag an myne und an myner irben pende grifen, wo er dye bereichen mag, bit gerichte odir ane gerichte, und dye pende kuntlichen virwenden und veruszern, auch bit gerichte odir ane gerichte, und dye an dye vorgenante iuͦdenscholt keren als lange, bit der vorgenante myn here, sinᵉ amptlude und burgen als viel uff gehebent, daz dye vorgenante iuͦdenscholt und schaden, der dar uff gangen were, wie hoe der gelaufen mag, gentzlich und zuͦ mail bezalt ist. Und wie wole der selbe myn here, sine irben odir luͦde an myne pende griffen, so enwere ich doch nit dyͤ mynre schuldig zuͦ halden, waz da vor uff mich geschriben steit. Und weriz sache, daz ich nit zuͦ gyselschafft in riede und nit enhielde, als vorgeschriben steit, wie woil mich myn here dan pente, so sal er mich doch nit dye mynre schelden (3), daz ich were truwelois und sichirlois. Und weriz sache, daz der obgenante myn here, sin lant odir luͦde der vorgenanten schulde odir pendungen eynichen kuntlichen schaden lieden, da von bin ich und myn irben sie schuldig zuͦ entheben. Me ist geryd, weriz sache, daz ich dye bewisunge nit endede odir daz gelt nit engebe binnen iaris first und in der maiszen, als vorgeschriben ist, so globen ich an guͦden truwen als vor, nach der iaris friste zuͦ Traurebach in gyselswijs in zuͦ riden und da zuͦ virliben als lange, bit ich die bewisunge gedun odir daz gelt bezalen, als vorgeschriben ist. Weriz auch sache, daz mir keyn uͦbirgriff geschege von dem vorgenanten myme hern, sinen amptluden odir luͦden, daz sal ich an yͤn ersuchen. Und sal er mir daz dun keren, als drij siner manne, zuͦ wissen her Bertholf von Soetern, her Wyrich von Sehenh[eim] und Gerlach von Traurebach, sient, daz recht ist, und sal mir des eyn ende werden binnen eyns maendes frist, dar na ich daz an yͤn ersuchen. Und weriz sache, daz man der drier eynen odir me nit han en muͦchte, so sal er eynen andern odir me in des odir der stat wiedir setzen, ane argelist. Ez ist auch geryd, weriz sache, daz ich alle diese vorgeschriben stucke samentlich odir sunderlich uͦbirfuͦre und nit enhielde in alle der maiszen, als vorgeschriben steit, so wilkuͦren ich uff mich, daz ich were truwelois, erlois, sichirlois und meyneydig und alle myn recht virloren, uszgescheiden alle argelist und geverde, in allen diesen vorbeschriben stucken. Des zuͦ urkunde han wir, Ulrich und Else, eelude vorgeschriben, unsir ingesiegele samentlich an diesen brief gehangen. Und umb mere sicherheit und stedicheit uns zuͦ besagen und zuͦ bezuͦgen alle diese vorgeschriben punte und artikele, so han wir gebeden und bieden dye edele her Wilhelm von Manderscheit, hern zuͦ Navelden, und hern Thiele vom Steyne, myns, Ulrich vorgenant, oheym, daz sie yͤre ingesigele bij dye unsern an diesen brief wollen henken. Und wir, Wilhelm und Thielman vorgenant, umb bede der vorgenanten Ulrich und Elsen eeluden, han unsir ingesigele bij dye yͤre an diesen brief gehangen, sie sie [!] zuͦ besagen allir diesir vorgeschriben sachen. Datum anno domini, millesimo CCCᵒ LX octavo, feria sexta proxima post festum beati Marci ewangeliste.

Rückvermerk:

Ulruch [!] vom steyne sune br[ief] (14. Jh.)

(1) 1368 Juni 24.

(2) Weiler bei Monzingen, Kreis Bad Kreuznach.

(3) Soll heißen: 'schelten' (dürfen).

Überlieferung:

München, BHStA, Grafschaft Sponheim Urkunden 522, Orig. (A), dt. und lat., Perg.; Karlsruhe, GLA, 67/1354, fol. 513r (Abschr., kurz nach 1438) (B); München, BHStA, 383/13, fol. 100r (Abschr., 18. Jh.) (C); ebd., 387/20 (Abschr., o. Blatt- oder Seitenzählung, 1776) (D).

  • Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 1, Nr. 1427, S. 775 f.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 132, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-007s.html (Datum des Zugriffs)

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