Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 126

1367 September 14

Hartrad, Rheingraf vom Stein, bekundet, dass er den Juden Wolf in Sobernheim und Anselm in Kreuznach Geld schuldet, für das auch sein Bruder Rheingraf Johann haftet. Bezüglich der Höhe der fälligen Gesamtsumme einschließlich der Zinsen hat sich Hartrad nun mit den Juden gütlich in schriftlicher Form geeingt. Demnach beläuft sich dieser Betrag auf 770 Gulden guter Währung. Hartrad gelobt, davon 500 Gulden am nächsten Martinstag (1) und die restlichen 270 am folgenden Großen Sonntag in der Fastenzeit (2) zu entrichten. Erfolgen die Zahlungen nicht pünktlich, fallen nach besagten Terminen jeweils pro Gulden und Woche zusätzlich drei alte Heller an Gesuch an. Die Juden dürfen und sollen dann auch Hartrads Bruder Johann wegen seiner Bürgschaft mahnen. Für den Fall, dass Hartrad die Gelder nicht rechtzeitig ausbezahlt, ermächtigt er die Juden, gemäß ihrem ersten Schuldbrief auf der Leistung des Einlagers zu bestehen. Er garantiert jedoch pünktliche Tilgungen und die vorrangige Berücksichtigung dieser Schulden gegenüber anderen bei Juden oder Lombarden. Der Aussteller erkennt an, dass er seinen Anteil an dem Weinzehnten in der Stadt Kreuznach und deren Gemarkung vor dem Gericht von Schultheiß und Schöffen [zu Kreuznach] als Pfand eingesetzt hat, das die Juden beschlagnahmen dürfen, bis der Ertrag zur Befriedigung ihrer Forderungen ausreicht.

Ich, Hartrat, ringrave vom Steyne, erkenne und duͦn kuͦnt allen den, dye dyesen bryeff sehent oder horent lesin, alsoliche schuͦlt, als ich schuldig bin Wolfen, dem iuden zuͦ Sobernhey[m], und Anshelm, dem iuͦden zuͦ Cruͦtzenache, da vor herre Iohan, der ringrave, myn bruͦder, und ich gysel unde buͦrgen sint, da uber sye unserin guͦden besegelten bryeff hant. Umb daz selbe gelt und den gesuͦch han ich bijt den vorgenanten iuͦden gerechint und gutlichen uberkuͦmen und bijt myme guͦden wille und verhencknis han wir daz gesonnit und hant mir dye iuͦden gutlichen gedan. Und werden ich yn schuldig sebenhuͦndert guͦlden und sebentzich guͦlden, guder und geber an golde muͦntzen und gewichte. Und globen yn der selben sommen geldis zuͦ bezalen funff huͦndert guͦder guͦlden, als vorgeschreben stet, uff sente Martinis dag neheste kuͦmit (1) und dye andern zweyhuͦndert und sebintzig guͦlden uff den grozen sondage, der in der vasten gelegen ist nehest kuͦmit (2); welchis der vorgenanten zyele vergynge und ich nit bezelte dye somme geldis, dye ich uff den dag bezalen solde, als vorgeschreben stet, so sal nach dem ziele uff ye den guͦlde alle woche dry alde heller zuͦ gesuche gen .. als lange daz gelt belibit sten unvergolden. Auch sullent und mugent dye vorgenanten iuͦden mynen bruͦder vorgenant manen unde yme zuspreche und gedencke, wye sye bezalt werden des selben geldis, da dz (3) haft vor mich ist, wan dye vorgenanten iuͦden yme nit verbunden sullint syn, ziel zuͦ geben, durch der vorgeschriben rechnuͦnge und satzuͦnge willen. Und ich .. Hartrad vorgenant, erkennen mich auch daz, ob (4) ich dye vorgenanten sommen geldis nit bezelte zuͦ den ziden vorgenant, so hant dye vorgenanten iuͦden moge unde macht, yren ersten bryeff vor zuͦ zyehen unde sich da muͦde behelfen und uns da muͦde zuͦ gysel manen. Und globen ich doch, dyese rechinunge und satzuͦnge (5) stede unde veste zuͦ halde und gesuͦch zuͦ geben nach den zielen, als vorgeschriben stet. Ich globen auch, dye vorgenante iuͦden gutlichen zuͦ bezalen und vor allen iuͦden unde lampertern, und insal keyn iuͦden noch lampertern bezalen, ich yn habe danne dyese vorgenanten iuͦden vorbezalt, des sye myne bryefe hant. Ich erkennen mich auch, daz ich den vorgenanten iuͦden myn dyel an dem win zehenden zuͦ Crutzenach yn der stad unde yn der marcken bijt myme guͦden willen vor schuͦlteyzen, vor scheffen und gerichten han uffgeben und mit (6) dyssem bryeffe uff geben, daz sye dar ane sollent gryfen und sich da vone weren unde bezalen sollen, als verre daz guͦt gereychen mag, ane geverde waz vor von myr geschreben stet. […] (7) und ycklichiz besund[..] (8) globe ich, Hartrad, ringrave vom Steyne vorgenant, bijt guͦden truͦwen und bijt gantzer warheyd stede unde veste zuͦ halden, ane alle argelist und geverde. Zuͦ (9) eyme rechten urkuͦnde und gezuͦchnis han ich myn ingesegel an dysen bryeff gehangen, der gegeben wart, da man zalte nach gotz geburte drutzehenhundert iare, in dem seben unde sechtzigestem iare uff den dinstag nach unser frauwen dage, als sye gebuͦrent wart. (10)

(1) 1367 November 11.

(2) 1368 Februar 27. Ein unleserliches Wort steht hier über der Zeile.

(3) Die Lesung vorstehenden Worts ist unsicher.

(4) Das Wort ob wurde über der Zeile eingefügt.

(5) Letzteres Wort ist durch eine Beschädigung des Pergaments nur noch teilweise lesbar.

(6) Das Wort mit wurde über der Zeile ergänzt.

(7) An dieser Stelle steht ein durch Beschädigung des Pergaments unleserliches Wort.

(8) Mehrere Buchstaben nach besund sind nicht mehr lesbar.

(9) Vorstehendes Wort ist durch Beschädigung des Pergaments unlesbar und wurde sinngemäß ergänzt.

(10) Die Urkunde ist durch Tilgungsstriche entwertet.

Überlieferung:

Anholt, Fürstlich Salm-Salm'sches Archiv, Best. Dhaun, Nr. 938, Orig., dt., Perg.

  • Urkunden des fürstlich Salm-Horstmar'schen Archives, Nr. 516, S. 272.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 126, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-007o.html (Datum des Zugriffs)

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