Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

Zurück zur Übersicht

548 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 113.

Ebm. Mainz 2, Nr. 99

1364 Juni 4, Aschaffenburg

Erzbischof Gerlach von Mainz bekundet, dass seine Getreuen und Freunde, die Brüder Johann zur Aben, Ortlieb zur Jungen Aben und Petermann zur Jungen Aben, Bürger zu Mainz, für ihn und sein [Erz-]Stift zur Auslösung von Starkenburg und allem, was damit Engelhard von Hirschhorn ebenfalls verpfändet wurde, 5.555 Gulden Mainzer Währung unter den Juden zu Schaden genommen haben. Gerlach verspricht ihnen Schadloshaltung hinsichtlich des Kapitals und allen bei Juden oder durch eventuellen Handel aufgelaufenen Schadens durch Begleichung der Schuld bei den Juden innerhalb von zwei Monaten nach erfolgter Mahnung. Zu größerer Sicherheit hat der Erzbischof den Brüdern bzw. deren Erben dafür zu Bürgen gesetzt: Propst Nikolaus von St. Viktor vor Mainz, Konrad Rüdt [von Collenberg], Burggraf zu Wildenberg, und Ulrich von Kronberg, Viztum im Rheingau. Darüber hinaus verpflichtet er sich, beim eventuellen Ausfall eines Bürgen auf entsprechende Mahnung hin innerhalb von zwei Wochen für gleichwertigen Ersatz zu sorgen, so oft es nötig wird, oder die übrigen Bürgen leisten so lange, bis dies erfolgt ist. Auch besagten Bürgen gelobt der Aussteller Schadloshaltung. Dieselben bekennen sich zu ihrer Bürgschaft über 5.555 Gulden plus Schaden bei Juden oder auf andere Weise für Erzbischof Gerlach bei Johann, Ortlieb und Petermann zur Jungen Aben und deren Erben und geloben gute Bürgen zu sein. Sie verpflichten sich für den Fall, dass Gerlach, seine Nachfolger oder das [Erz-]Stift die drei Brüder oder ihre Erben nicht innerhalb von zwei Monaten ihrer Zahlungspflichten entheben, nach erfolgter Mahnung binnen zweier Wochen in einer ihnen zugewiesenen offenen Herberge in Mainz solange rechtmäßig Einlager zu leisten, bis den Brüdern bzw. deren Erben Hauptgut und Schaden zur Gänze erstattet wurden unabhängig davon, wo und wie das Geld aufgenommen wurde.

Wir, G[erlach] etc., tun kunt etc., daz die erbern lude, unsere lieben getruwen und besundern frunde Iohan zur Aben, Ortlieb und Pederman zur Iungen Aben, gebrudere, burgere zu Mentze, uns uzgewonnen hant zu unsir und unsers stiftes losunge Starkenberg und daz damyde versatzt was Engilh[art] vome Hirtzhorn V]ᴹ (1) und funff und funffzig gulden, guder und geber zu Mentze, undir den iuden zu schaden. Da vone geloben wir, sie zu entheben und zuledigen [!] ane allen iren schaden gutlich und gentzelich beide, von heubit gelt und schaden, wie der schade were, iz sij under den iuden ader sus in kauffmanschaft, obe sie kauffmanschaft teden, durch bezalunge und enthebunge des geldes uszir den iuden bynnen zweyn menden nehist nach deme, als sie uns darumbe manent. Und zu merer sicherheit han wir den obgenanten Iohan, Ortlieben und Pedermannen und iren erben hervore zuburgen [!] und giseln gesatzt unsere lieben heimelichen und getruwen Niclas, probist zu sente Victore uszwendig Mentzᵉ, Conr[at] Ruͦden, burgrafen zu Wildenberg, und Ulr[ich] von Cronenberg, vitzdum in dem Ryng[auw]. Gynge auch derselben burgen und gisel deheiner abe, da Got vor sij, so solden wir binnen viertzen tagen darnach, als wir des irmanet wurden, andere als guden an der abegangen stat setzen, ane geverde, als dicke des not geschiet, oder die andern burgen und gisele solden leisten als lange, bit daz daz geschee. Auch globen wir, die obgenanten Niclas probist, Conr[at] Ruden und Ulr[ich] hievone zu entheben ane allen iren schaden. Und des zu urk[und] han wir unsir inges[igel] an diesen bryff tun henken. Und wir, N[iclas] probist, Conr[at] Rude und Ulr[ich] von Cronenberg itzontgenant, bek[ennen], daz wir vor die obgenanten V]ᴹ und LV gulden und waz schaden daroff gen mag, iz sij under iuden oder anders, als vorgeschriben stet, unsers gnedigen herren, hern G[erlach], ertzeb[ischof] zu Mentze, und sins stiftes burgen und gisel worden sin gein den obgenanten Iohan, Ortlieb und Pederman zur Iungen Aben und iren erben und globen auch in guden truen mit diesem bryfe, gude burgen zuͦsine und gisels recht zutuͦne also, werz [!] daz unsir obgenanter herre von Mentze, sin nachk[omen] und stift die vorgenanten Iohan, Ortlieb und Pederman odir ire erben der egenanten summen geldes und schaden nyt enthuͦben bynnen den obgenanten zwey menden, als sie gemanet wurden, so sollen wir, die burgen und gisele egenant, bynnen den nehsten viertzen tagen darnach, als wir gemanet werden zu Mentze, in eyne offen herburge faren, die sie uns bewisen, und in rechtis giselswise da inne leisten und nyt dannen zukomen, die obgenanten Iohan Ortlieb und Pederman oder ire erben sin dan des heubitgeldes und schaden gentzelich enthaben [!] und bezalet, uszgescheiden alle argelist und geverde. Und wa sie auch danne daz gelt uzgewonnen oder kauff teden umbe daz gelt, da sollen wir mit yͤn dar vor sprechen und sten. Und des zu merer sichirheit han wir unsere inges[igele] zu unsers vorgenanten herren von Mentze inges[igel] an diesen bryff gehangen. Datum Asch[affenburg], feria tertia ante Bonifatii, anno domini Mᵒ CCCᵒ LXquarto.

(1) 5.500. In Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 140, S. 42, ist fälschlicherweise von '6.055 Gulden' die Rede.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 5, fol. 573r/v (Zählung oben) = fol. 156r/v (Zählung unten), Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.), dt. und lat., Papier; Darmstadt, StA, A 14, Nr. 225 (Fotokopie).

  • Regesten der Stadt Heppenheim, Nr. 240, S. 162 f.;
  • Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 140, S. 42 ("6.055 Gulden");
  • Judaica im Staatsarchiv Darmstadt 1, Nr. 87, S. 19 ("6.055 Gulden");
  • REM 2, 1, Nr. 1792, S. 405.
  • Schrohe, Mainz (1915), S. 135.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 99, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-0079.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht