Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

Zurück zur Übersicht

548 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 297.

Ebm. Mainz 2, Nr. 207

1378 April 1, Frankfurt a. M.

Erzbischof Adolf [I.] von Mainz bekundet, dass er von seinen Juden in den [oberen] neun Städten Aschaffenburg, Seligenstadt, Dieburg, Miltenberg, Amorbach, Külsheim, (Tauber-)Bischofsheim, Buchen (Odenwald) und Walldürn in den folgenden drei Jahren nur Bede und Zins, die gewöhnlich im Jahr anfallen, einfordern wird und nichts darüber hinaus. Ebenso wenig wird er sie mit [Zwangs-]Anleihen oder -Abgaben belasten. Adolf garantiert, die Juden zu beschirmen, ihnen Rechtsschutz zu gewähren und ihnen unter anderem dabei zu helfen, ihre Schulden einzufordern. Falls jemand die Juden vor Gericht verklagen will, benötigt er dazu gemäß dem Judenrecht zwei unbescholtene Christen und Juden [als Zeugen]. Als besonderer Gnadenerweis darf ein Jude einen anderen bei Streitfällen gegebenenfalls vor des Erzbischofs zu Dieburg ansässigen Judenmeister Isaak (von Weida?) laden. An dessen Entscheide müssen sich beide Parteien halten.

Wir, Adolff etc., bekennen etc., daz wir unsern iuden, die in unsern nuͦn steden zu Asch[affenburg], Selginstad, Dypurg, Miltinberg, Amerbach, Kulsheim, Bischoffesheim, Bucheim und zu Durn geseszen sin, die gnade getan haben, daz wir noch nyemand von unsern wegen dru gantze iare, die aller nest nach einander folgenge [!] sin, keine sture noch bede von yn heiszen sollen ubir ire gewonlich bede und zinse, die sie uns ierlich schuldig sin zu geben odir sie nit besweren mit lihen odir mit geben. Auch sollen wir die vorgenanten unser iuden die zit uz schuren, schirmen, verantwerten, verdedingen und yn getruwelichen beholffen sin, ire schulde in zu fordern und zu andern iren sachen. Were auch sache, daz yn yemand hette zu zusprechen, der solde yn zuspreche und bereden sie mit unbesprochen cristen und iuden, als iuden recht ist. Auch haben wir yn von besundern gnaden gegonnet, daz ir eyner den andern laden mag und heischen mag fur meister Ysag, unsern (1) iuden hoemeyster, geseszen (2) zu Dypurg, umbe sache, die sie miteinander zu schicken hetten. Und wie sie der noch iudeschen rechten usz solichen sachen entrichtet und scheidet, daz sollen sie von beyden partyen stete und unverbrochinlich haldin, ane alle geverde und argelist. Des zu urkunde etc. Datum Frank[enfurt], quinta feria post dominicam letare, anno domini Mᵒ CCCᵒ LXXoctavo.

(1) Das Wort unsern wurde über der Zeile eingefügt; darunter steht durchgestrichen: iren.

(2) Vor geseszen ist das Wort unser durchgestrichen, danach das Wort iuden.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 9, fol. 69v-70r, Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.); http://monasterium.net/mom/DE-StAW/MIB09/StA_W%C3%BC_MIB_9_fol_069v_%5B04%5D/charter (Digitalisat), dt. und lat., Papier; Darmstadt, StA, A 14, Nr. 236 (Fotokopie).

  • Debler, Weltbürger (2002), S. 161;
  • Battenberg, Judenschutz (1996), S. 63 und 65;
  • Ziwes, Studien (1995), S. 157 f.;
  • GJ 3, 2, S. 1363;
  • Keim, Beiträge (1993), S. 10;
  • Fischer, Aschaffenburg (1989), S. 270;
  • GJ 3, 1, S. 226;
  • Höbelheinrich, 9 Städte (1939), S. 22 f. (mit Quellenauszug).

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 207, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-005p.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht