Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 228

1378 August 17

Adolf [v. Nassau], Elekt von Mainz, bekundet für sich und seine Amtsnachfolger, dem Juden Joselin von Würzburg, Bürger von Mainz, 300 gute kleine, schwere Gulden zu schulden, die dieser ihm geliehen hat zu einem Zins ('Gesuch') in Höhe von einem alten Heller pro Gulden und Woche. Für Hauptsumme und Zins bürgen Adolfs Neffe Andreas von Brauneck, Dompropst zu Mainz, sowie die Mainzer Domherren Johann von Eberstein, Propst [des Chorherrenstifts St. Peter] zu Fritzlar, Nikolaus vom Stein [d. J.], Propst [des Reichsstifts St. Bartholomäus] zu Frankfurt [a. M.], und Wilhelm Flach. Diese müssen notfalls nach erfolgter Mahnung durch den Juden mit je einem Pferd und einem Knecht in Joselins Haus oder einer öffentlichen Herberge in Mainz oder Frankfurt Einlager leisten, bis die Schulden ganz bezahlt sind. Verleistete Pferde sind zu ersetzen. Stirbt einer der Bürgen, muss innerhalb eines Monats ein neuer benannt werden. Vor dem kommenden Weihnachtsfest darf der Jude kein Einlager einfordern. Der Erzbischof als Hauptschuldner und seine Bürgen bekennen sich abschließend zu ihren Verpflichtungen.

Wir, Adolff etc., bekennen etc., daz wir und unser nachkomen schuldig sin Ioselin von Wirtzburg, burger zu Mentze, druhundert guldin, guter cleyner, swerer, gewegener guldin, als zu Mentze genge und gebe sin, die er uns geluhen hat, ye den guldin umb einen alden heller davon zu gesuche zu gebene zu ye der wochen, also lange daz vorgenante gelt unvergolden stet, diese nachgenanten burgen leysten oder leysten nit oder ligen zu gisel oder nit. Und fur daz vorgenante heubtgelt und gesuch, der daruff gen mag, han wir vorgenante sachwalde dem vorgenanten iuden zu burgen gesetzet unverscheydenlich ye den man fur (1) die edeln, unser lieben nefen Enders [!] von Brunecke, dumprobest zu Mentze, Iohan von Ebirstein, probest zu Fritzlar, und die erbern Niclas (2), Claes vom Steyne, probest zu Franckinfurd, und Wilhelm Flachen, dumherren zu Mentze, also, wann sie gemant werden von dem vorgenanten iuden, von sinen erben oder von sinen boten zu huse oder zu hofe oder mund wider mund, so sollen sie leysten als gute burgen, ir iglicher mit eyme pherde und mit eime knechte, in des vorgenanten iuden huse oder in eyner uffin herberge zu Mentze odir zu Franckinfurd, da sie der vorgenante iude yn wiset, als lange bis daz daz vorgenante heubtgelt und gesuch, der daruff gen mag, gantz und gar vergolten wirt (3). Verleystet sich auch ein pherd, sine herre sal ein anders an sine stad stellen, so dicke ez noit dut. Get auch der vorgenanten burgen einer abe, waz got verbiete, wir vorgenante sachwalde globen, einen andern als guten burgen an sine stad zu setzen in dem mande, damide dem vorgenanten iuden begnuget, so dicke ez not dut. Und sal der iude vorgenant odir sine erben oder wer diesen brieff ynne hat die burgen nit manen zu leysten vor wyhenachte nest komen, obe die summe gelt (4) hie zwischen nit bezalt wurde. Und wir burgen vorgenant globen in guten truwen an eydes stad, gude burgen zu sine und burgenrecht zu tuͦne, als vorgeschriben stet, geverde unde argeliste uzgenomen. Auch virzihen wir, die vorgenanten burgen, uff unser pheffliche fryheyd in diesen sachen. Auch globen wir vorgenante sachwalde und wir, die vorgenanten burgen, mit guͦten truwen und mit rechter warheid, keyne die ding zu suchen, die uns frumlich mochten sin oder dem vorgenanten iuden schedelich mochten sin an dem vorgenanten heubtgelt odir gesuche, der daruff gen mag. Auch globen wir vorgenante sachwalde, Adolff, erwelte ertzbischopp etc., dem vorgenanten iuden daz vorgenante heubtgelt und gesuch, der daruff gen mag, gutlich zu geltene und zu gebene und unser vorgenante burger [!] gutlich zu losene von der vorgenanten schult ane eyde und ane allen iren schaden. Auch globen wir vorgenante sachwalde und wir, die vorgenanten burgen, wer diesen brieff ynnehat mit des vorgenanten iuden willen, daz wir gein dem behafft sollen sin glicher wise als gen (5) dem vorgenanten iuden. Des zu eyme urkunde so han wir vorgenante sachwalde und wir, die vorgenanten burgen, unser ing[esigel] gehangen an diesen brieff, daz alle diese vorgeschriben stucke und artikil war und v[este] (6) sin. Datum anno domini Mᵒ CCCᵒ LXXoctavo, tertia feria post assumptionem beate Marie virginis.

(1) An dieser Stelle steht ein verschmiertes, unleserliches Wort.

(2) Offenbar hat der Schreiber hier zuerst irrtümlich Niclas statt Claes geschrieben

(3) Von vorstehendem Wort sind nur die ersten drei Buchstaben gut lesbar.

(4) Vorstehendes Wort ist wegen einer Beschädigung des Papiers nicht sicher zu entziffern.

(5) Vorstehendes Wort wurde über der Zeile eingefügt.

(6) Von vorstehendem Wort konnte durch die ungünstige Bindung des Bandes nur der erste Buchstabe entziffert werden.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 9, fol. 90r/v, Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.), dt. und lat., Papier; Darmstadt, StA, A 14, Nr. 244 (Fotokopie).

  • Regesten der Mainzer Erzbischöfe nach 1374/75 9, Nr. 247 (http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/1319) [Zugriffsdatum: 14. März 2016];
  • Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 274, S. 76 f.;
  • Judaica im Staatsarchiv Darmstadt 1, Nr. 142, S. 31.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 228, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-005f.html (Datum des Zugriffs)

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