Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 191

1377 September 25

Erzbischof Adolf [I.] von Mainz bekundet, dass er von dem Juden und Bürger zu Mainz Joselin von Würzburg 550 gute Gulden von seinem verstorbenen Vorgänger [Erz-]Bischof Johann [von Luxemburg-Ligny] her schuldet, auf die pro Woche ein alter Heller an Zins anfällt. Dafür hat Adolf dem Juden folgende Bürgen aufgeboten: Konrad Rüdt, seinen Burggrafen zu Wildenberg, Eberhard von Fechenbach, seinen Viztum zu Aschaffenburg, Niklas, seinen Kellner zu Miltenberg, Heinrich [von Fritzlar], seinen Zollschreiber zu Ehrenfels, und Heinrich vom Rhein, seinen Vogt zu Dieburg. Wird den Forderungen des Juden innerhalb Jahresfrist nicht zur Gänze Genüge getan, müssen die Bürgen nach erfolgter Mahnung persönlich in einer ihnen von Joselin zugewiesenen öffentlichen Herberge in Mainz oder Frankfurt [am Main] Einlager leisten, bis alles bezahlt ist. Konrad Rüdt, Eberhard von Fechenbach und Heinrich vom Rhein dürfen, so oft es notwendig ist, an ihrer Stelle je einen Knecht und zwei Pferde leisten lassen. Bis Joselin zu seinem Geld gekommen ist, gebührt ihm auch ein Turnose [am Zoll] zu [Ober-]Lahnstein; geschieht ihm daran Abtrag, darf er die Bürgen zum Einlager auffordern. Letztere bekennen sich zu ihren Verpflichtungen als gute Bürgen und garantieren, keine rechtlichen Ausflüchte zu suchen. Der Erzbischof verspricht ihnen Schadloshaltung.

Wir, Adolff etc., bekennen etc., daz wir und unsere nachkomen schuldig sin Ioserlin von Wirtzburg, iuden zu Mentze, sesthalb hundert guldin, gudir guldin, als zu Mantze genge und gebe ist, die wir yme schuldig sin von bischoff Iohannes selegen wegen (1), unsers vorfaren, davon wir yme zu gesuch sollen geben von ye dem guldin besunder ein alten heller zu ye der wochen, als lange daz vorgenante gelt unvergolden stet. Und fur daz vorgenante heubtgelt und gesuch, der dar uff gen mag, han wir vorgenante sachwalde dem vorgenanten iuden zu gisel und zu burgen gesatzet: Conrad Ruden, unsern burggrafen zu Wildenberg, ritter Ebirhard von Wechinbach, unsern Witzthum [!] zu Asschaffenburg [!], Niclas, unsern kelner zu Miltenberg, Heinrich, unsern zollschrieber zu Erenfels, und Heinrich vom Rine, unsern vogt zu Dypurg, unser lieben getruwen. Also weres sache, daz wir dem egenanten iuden, sinen erben oder wer diesen brieff innehat mit sinem willen, die vorgenante summe sesthalb hundert guldin und den gesuch yn iares friste nach datum dieses brieffes nit bezelten gentzlich und gar, so sollen sie darnach inwendig vierzehen tagen, wanne sie gemant werden, ir iglicher besunder, zu huse odir zu hoffe odir munt wider muͦnt odir von deme, der diesen brieff innehat, yn komen in gisels wise zu Mentze odir zu Frankenfurd in eyn offen herberge, da sie ingewiset werdent von dem vorgenanten iuden, yr iglicher mit sin selbes libe, und uszer der giselschafft nummer komen, ym sy dan heubtgelt und gesuch gantz und gar bezalt. Auch ist geret, daz die vorgenanten Conrad Rude, Ebirhard von Wechinbach, Heinrich vom Rine ir giselschafft mogen losen iglicher mit eyn knechte und mit zweyn pherden als dicke, als iz not duͦt, ane geverde. Auch han wir den vorgenanten iuden Ioserlin von Wirtzburg und sine erben gesetzet in einen thurnos zu Lanstein, der fallen sal und werden sal in allen fellen, die dazu horent als lange, bis daz vorgenante heubtgelt und gesuch vergolten wirt gantz und gar. Und wo des nit geschee, daz ime dar ane brest wore, wie man daz erdenken mochte, so hat er gewalt, zu manen die vorgenanten gisel, daz sie sollent in komen zu leistunge zu Mentze odir zu Frankenfurd in aller der masze, als vorgeschriben stet. Und wir, die obegenanten gisel und burgen, globen mit guten truwen und mit rechter warheid, ane alle geverde, gude gisel zu sine und gude burgen und veste und stete zu halden, als vorgeschriben stet, und unser keyner uff den andern zu vertziehen, er sy ritter odir kneht, und globen, uns darwider nit zu behelffen mit keynen sachen, sie sin geistlich odir werntlich, daz uns fromelichen mochte sin odir dem vorgenanten iuden schedelich an heubtgelde odir gesuche, der dar uff gen mag, wir odir nyeman von unsern wegen. Auch globen wir, Adolff vorgenant, unser gisele gutlich zu losene, ane eyt und ane schaden, und by allen iren ampten lazen zu verliben, bis daz wir sie gelosen. Des zu eynen waren urkunde han wir vorgeschriben sachwald und gisel unser ingesigel an diesen brieff gehangen, der geben ist, da man zalte nach gots geburte drutzehen hundert iare, dar nach in dem sieben und siebintzegesten iare, uff den fritag vor santh Michahels tage.

(1) Der Mainzer Erzbischof Johann von Luxemburg-Ligny war am 4. April 1373 verstorben.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 9, fol. 40r, Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.); http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/696 (Digitalisat), dt., Papier; Darmstadt, StA, A 14, Nr. 233 (Fotokopie).

  • Regesten der Mainzer Erzbischöfe nach 1374/75 9, Nr. 79 (http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/696) [Zugriffsdatum: 14. März 2016];
  • Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 212, S. 60;
  • Judaica im Staatsarchiv Darmstadt 1, Nr. 120, S. 26 (zu Oktober 2);
  • Darmstadt, StA, R 11 A Kurmainzer Regesten, Nr. 26.
  • GJ 3, 2, S. 788;
  • Ziwes, Studien (1995), S. 134, Anm. 187.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 191, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-005b.html (Datum des Zugriffs)

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