Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

Zurück zur Übersicht

548 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 354.

Ebm. Mainz 2, Nr. 263

1380 [Ende April oder Anfang Mai], Eltville

Erzbischof Adolf [I.] von Mainz bekundet, dass er den in Mainz ansässigen Juden Joselin von Würzburg und dessen Schwager Isaak 1.000 kleine schwere, zu Mainz gängige Gulden schuldet, die sie ihm gütlich geliehen haben. Als Zins wurde ein alter Heller pro Woche und Gulden vereinbart. Für Hauptsumme und Zins hat der Erzbischof den Juden mit Wissen und Erlaubnis des Mainzer Dompropstes Andreas von Brauneck und des Domkapitels goldene und silberne Gegenstände aus dem Eigentum des Kapitels verpfändet, die zur Zeit Johann Berwolf sämtlich in seinem Besitz hat. Außerdem hat Adolf folgende Bürgen eingesetzt: seinen Neffen, den genannten Dompropst, sowie die Mainzer Domherren Johann von Eberstein, Wilhelm Flach [von Schwarzenberg] und Nikolaus vom Stein den Jungen, ferner Heinrich [von Fritzlar], Zollschreiber zu Ehrenfels, und Nikolaus, Zollschreiber zu [Ober-]Lahnstein. Werden die Bürgen seitens der Juden gemahnt, müssen sie jeweils zusammen mit zwei Pferden und einem Knecht in einer öffentlichen Herberge zu Mainz oder Frankfurt Einlager leisten, bis Hauptsumme und Zins ganz bezahlt sind. Falls die drei Domkapitulare durch eigene Geschäfte oder solche des Erzbischofs verhindert sind, können sie sich, so oft sie wollen, je einen Monat lang im Einlager durch einen Ersatzbürgen vertreten lassen. Wenn Joselin dies möchte, so werden die Pfänder nicht länger bei Johann Berwolf [senior] hinterlegt, sondern bei Heinrich zum Juckel, Adolfs Schultheißen zu Mainz, Eberhard Eisenmenger oder dem jungen Johann Berwolf. Werden die Pfänder gestohlen oder verbrennen sie, geht der Schaden zu Lasten des Erzbischofs. Weder letzterer noch die Bürgen dürfen den Juden durch geistliche oder weltliche Rechtsmittel bezüglich ihrer Ansprüche auf Kapital und Zinsen schaden. Bis das Darlehen getilgt ist, sollen die Juden durch den mainzischen Zollschreiber zu Ehrenfels zu den ihnen bereits verschriebenen drei Turnosen zwei weitere erhalten, sobald diese ledig fallen. Dompropst Andreas von Brauneck bestätigt sein Einverständnis zu der Versetzung der Pfänder und den in der Urkunde festgelegten Bestimmungen.

Wir, Adolff etc., bekennen etc., daz wir schuldig sin und gelten sollen Ioserlin (1) von Wirtzburg und Isacke, syme swager, und iren erben, iuden zu Mentze, oder wer diesen brieff ynnehat mit ire willen dusent guldin, guter kleiner swerer guldin, als zu Mentze genge und gebe sin, die sie uns gutlichen geluhen haben, ye den guldin umbe einen alden heller davon zu gesuche zu der wochen zugebene als lange daz vorgenante gelt unvergolden stet. Und fur die summe gelts und den gesuͦch, der daruff gen mag, haben wir yn mit willen, wiszen und verhengnisse der erbern Endris von Brunecke, dumprobest, und des capitels gemeinlichen des dumes zu Mentze zu phande gesetzet guldin phand und silbern phande, die derselben herren yme capitel sin, die Henne Berwolff (2) itzunt ynnehat, wie manig der stucke ist. Und darzu zu merer sicherheid haben wir yn zu burgen gesatzet unverscheidelichen die edeln unser lieben nefen Endres von Brunecke, dumprobest, Iohan von Ebirstein, die erbern Wilhelm Flachen, Claes vom Steine den iungen, dumherren zu Mentze, Heinrich zu Erenfels und Nicolas zu Lanstein, unsern zollschriber und lieben getruwen, also bescheidenlichen, wanne die vorgenanten burgen gemant werden von den egenanten iuden, iren erben oder von iren boten zu huse oder zuhofe oder munt wider munt oder von deme, der diesen brieff mit irem willen ynnehat, so globen sie mit guten truwen, ane geverde, zu gisel in zukomen zu Mentze oder zu Franckenfurd, wo sie hin gemant werden, ir iglicher mit zwey pherden und mit eyme knechte in eine offen herberge, und sollen da ligen und leisten und uz der giselschafft nit komen, daz vorgenante heubtgelt und gesuch, der daruff gen mag, sy danne gantz und gar vergolden. Auch ist geredt, weres sache, daz die egenanten Endres von Brunecke, dumprobest Iohan von Ebirstein, Wilhelm Flache und Claes vom Steine der iunge, dumherren zu Mentze, zu schicken hetten von unser oder von ires gescheffnisses wegen, so mag ir iglicher einen andern legen an sine stat in giselschafft einen mand, und darnach solden sie wider ynkomen in aller masze, als vorgeschriben stet. Und magen daz dun als dicke, als sie wollen und yn des noit ist, ane geverde. Auch ist geredt, weres, daz Ioserlin die egenanten phande wolde legen anderswar wann in Hennen Berwolffes hant, so mag er sie legen hinder Heinrich zum Iuckeln, unsern schultheiszen zu Mentze, und hinder Ebirhard Isenmenger oder hinder den iungen Berwolff, war er wil, und daz ist unser gute wille. Und sie sollen darumbe keinen zorn oder schaden haben oder nemen und sollen Ioserlin gehorsam sin mit den phanden oder wer diesen brieff ynnehat mit sinem willen. Und weres sache, daz die phande gestollen oder verbrant wurden oder wie yn geschee, ane geverde und argeliste, da got fur sy, daz solde uns gescheen sin und nicht den vorgenanten iuden. Auch sollen wir, die vorgenanten sachwalden und gisel, kein die ding suchen, wie man die erdencken mag, sie sin geistlichen oder werntlichen, die uns fromelichen mochten sin und den vorgenanten iuden oder wer diesen brieff ynnehat schedelichen mochten sin an deme vorgenanten heubtgelde oder gesuche, der daruff gen mag. Auch ist geredt, daz unser zollschriber zu Erenfels den vorgenanten iuden warten sal, waz da fallende ist von zweyn thurnosen, die uns aller schirest nach datum dieses brieffes da ledig werden zu den dryen, die (3) yn vor daselbes zu Erenfels auch verschriben han als lange, biz sie bezalt werden heubtgelts und gesuches, als vorgeschriben stet. Des zu urkunde, so haben wir, die vorgenanten etc., daz alle diese vorgeschriben stucke und artikel stete und veste bliben, ane alle geverde. Und wir, Endres von Brunecke, dumprobest etc., bekennen, daz diese vorgeschriben versatzunge der egenanten phande und alle artikel, wie die da vor in diesem brieffe begriffen (4) und geschriben sin, mit unserme guten willen, wiszen und verhengnisse durchgangen und gescheen sin. Und des zu urkunde etc. Datum Eltevil, anno domini millesimo CCCᵒ octuagesimo. (5)

(1) In der Urkunde durchgehend als 'Joserlin' bezeichnet, doch begegnet in anderen Dokumenten auch die Namensform Joselin (von Würzburg).

(2) Johann (Henne) Berwolf war ein Mainzer Bürger; vgl. MZ02, Nr. 419.

(3) Hier wurde wohl versehentlich wir ausgelassen.

(4) An dieser Stelle steht durchgestrichen: sin.

(5) Vgl. die drei Urkunden vom 28. bzw. 29. April 1380: MZ02, Nr. 260, MZ02, Nr. 261 und MZ02, Nr. 260.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 9, fol. 197v und 199r, Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.); http://monasterium.net/mom/DE-StAW/MIB09/StA_W%C3%BC_MIB_9_fol_197v/charter (Digitalisat); http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/2718 (Digitalisat), dt. und lat., Papier; Darmstadt, StA, A 14, Nr. 260 (Fotokopie).

  • GJ 3, 2, S. 788.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 263, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-0053.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht