Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 426

1388 September 14, [Ober-]Bessenbach

Erzbischof Adolf [I.] von Mainz sowie [als mithaftende Bürgen] der Mainzer Domherr Nikolaus vom Stein, der Mainzer Domkämmerer Werner Knebel [von Katzenelnbogen], Heinrich Groschlag [von Dieburg], Burggraf der Starkenburg, Siegfried von Lindau, Mainzer Viztum im Rheingau, die Ritter Philipp von Gerhardstein und Eberhard Strümpel von Schwabenheim, Eberhard von Fechenbach, Mainzer Viztum in Aschaffenburg, Heinrich von Fritzlar, Zollschreiber zu Ehrenfels, der Frankfurter Bürger Brune von Braunfels, der Mainzer weltliche Richter Wasmud von Ahausen, der mainzische Rentmeister Wigand von Assenheim und Rudolf, Beseher [am Zoll] zu Gernsheim, bekunden, dass sie [den Brüdern] Isaak und Seligmann von Linnich, Abraham, Sohn Gumpelmanns von Würzburg, und Bermann, Sohn Abrahams von Bingen, 2.070 schwere kleine Gulden schulden, davon müssen sie 920 bis zum nächsten Weihnachtsfest und den Rest ein Jahr später zahlen. Bleiben sie säumig, fällt unabhängig von der Leistung des Einlagers durch die Bürgen ein alter Heller pro Gulden und Woche als Zins an. Die Bürgen verpflichten sich, nach erfolgter Mahnung entweder Hauptgut und Zins zu bezahlen, ausreichend Pfänder zu geben oder gemeinsam in Mainz oder im Umkreis von vier Meilen solange persönlich im Einlager zu bleiben, bis die Juden ihr Geld mit Zins und Schaden erhalten haben. Als Ersatz für sich selbst dürfen sie jedoch einen Knecht und ein Pferd, das mindestens 20 Gulden wert ist, zur Leistung im Haus der Juden, in einer offenen Herberge zu Mainz oder im Umkreis von vier Meilen entsenden. Verleistete Pferde sind durch gleichwertige zu ersetzen. Bleibt die Bezahlung der Juden immer noch aus, wenn seit der Mahnung vier Monate vergangen sind, dürfen die Juden in jedem Fall Leute und Besitz der Bürgen, unabhängig von deren Einlager, angreifen und pfänden, bis sie ihr Geld bekommen haben. Die Bürgen verzichten in dieser Sache auf ihre geistlichen Freiheiten und ihr Dienstrecht und geloben, die Juden in keiner Weise hintergehen zu wollen. Wenn einer der Bürgen die Schuldurkunde auslösen will und den Juden ihr Geld bringt, sollen diese sie ihm aushändigen ohne Zorn und Widerspruch der anderen. Solange auch nur eines der daran angebrachten Siegel unbeschädigt ist, bleibt der Schuldbrief in vollem Ausmaß gültig. Abschließend bekundet Erzbischof Adolf, die vorbenannte Geldsumme zum Nutzen des [Erz-]Stifts verwendet zu haben. Er garantiert den Bürgen Schadloshaltung.

Wir, Adolff etc., und wir, Claes vom Steine, dumherre und kemerer zu Mentzen, Wernher Knebel, dumherre zu Mentze, Heinrich Graslog, burgrave zu Starckenberg, Sifrid von Lindauwe, vitzthum in deme Rinckauwe [!], Philips von Gerharstein, Ebirhard Strumpel von Swabeheim, rittere, Ebirhard von Vechenbach, vitzthum zu Asch[affenburg], Heinrich von Fritzlar, zolschriber zu Erenfels, Brune zu Brunenfels, burger zu Franckefurd, Wasmud von Ahusen, ein werntlich richter zu Mentze, Wigand von Assenheim, rentmeister myns herren von Mentze, und Rudolff, beseher zu Gernisheim, veriehen und bekennen uns uffenlichen an diesem brieffe, daz wir unverscheidelichen schuldig sin, unser iglicher vor al, wir und unser erben und nachkomen, und sich unser keyner mit siner antzal darvon zu scheiden, Isacke und Seligman von Lieniche und Abraham, Gumpelmans son von Wirtzeburg, und Bermanne, Abirhams son von Bingen, und iren erben, iuden burgern zu Mentze, oder were diesen breff inhait mit irem guden wiszen und willen, zwey dusent gulden und siebentzig gulden guder swerer cleyner gulden, als zu Mentze genge und gebe ist, zu geldene und zu betzalen, mit namen nuͦn hundert gulden und zwentzig gulden uff des heiligen Cristes dag, der da neste komet nach deme datum dieses breffes (1), und die andern eylff hundert gulden und funfftzig gulden zu gelden und zu geben off des heiligen Cristes dage, der darnach aller neste komet, ane alle vertzog. Endeden wir, die obegenanten sachwalden, des nit, daz wir daz vorgenante gelt nit enbetzelten uff ie die tzit, als da vorgeschriben stet, so sol affter ie deme vorgenanten ziele uff ie den gulden ein alt haller gein zu gesuche zu ie der wochen, wir, die vorgenanten sachewalden, ligen zu gisel oder nit oder leisten oder leisten nit. Auch globen wir, die vorgenanten sachwalden, vor uns und unser erben und nachk[omen] mit guden truwen und mit rechter warheid, wann wir gemant werden affter ie deme vorgenanten ziele von den vorgenanten iuden, von iren erben oder von iren boden zu huse oder zu hoffe oder mund wider muͦnd, den vorgenanten iuden daz vorgenante heubtgelt und gesuch, der dor uff gein mag, gutlichen zu gelden und zu geben an allerley widerrede oder den vorgenanten iuden gude phant (2) zu geben, damyde in begnugit, oder sollent zu stunt unvertzogelichen sementlichen zu Mentzen oder bienen vier millen [!] weges darumb in gisels wijs ryden, wor (3) die vorgenanten iuden wollent, mit unser selbes libe, und uz der giselschafft nummer zu komen den vorgenanten iuden, en sie dann gnug gescheen vor ir heubtgelt und vor iren gesuch und vor iren kuntlichen schaden, den sie des nemen mogent. Auch sal unser ichlicher [!] sine giselschafft losen mit eyme knechte und mit eyme pherde, daz als gut ist als zwentzig gulden oder beszer, zu stellen zu leisten in der vorgenanten iuden hus oder in eine offen herberge tzu Mentzen oder bynen vier milen wegs darumb, wor (3) sie uns wisent. Verleistet sich auch ein pherd, sin herre sal ein anders an sin stad stellen, so dicke ez noid dut. Auch hant die vorgenanten iuden gewalt, zu manen unser ein deil, oder zu male unser keiner sal sich mit dem andern behelffen oder vertziehen. Auch ist geredt, werez sache, daz sich die vorgenante betzalunge vertzoge ein dierteil [!] iares nach der manunge, so mochent [!] die vorgenanten iuden griffen an unser lude und gude, mit gerichte oder ane gerichte, wie in daz eben komet, als lange bisz daz daz vorgenante heubtgelt und gesuch, der daruff gen mag, gantz und gar vergelden wirt und ane allerley wider rede unser und aller menlichs von unser wegen, wir ligen zu gisel oder nit oder leisten oder leisten nit. Auch verzihen wir, die vorgenanten sachwalden, uff unser geistliche friheid und uff unser dinst recht an diesen sachen und globen auch mit guden truwen und mit rechter worhed [!], kein die ding zu suchen, die menschen hertze erdencken mag, die uns fromelichen mochten sin oder den vorgenanten iuden scheydelichen mochten sin an deme vorgenanten heubtgelde oder gesuche, der dar uff gein mag, in aller dermaszen, als vorgeschriben stet. Auch ist geredt, welich unser diesen brieff vorgenant wil losen und den vorgenanten iuden ir gelt brenget, als vorgeschriben stet, so mogent die vorgenanten iuden demselben diesen brieff zu losen geben ane allen zorn und wider rede der andern. Auch ist me geredt, die wile dieser inges[igele] eins oder me gantze ist, so enkonnen wir, die vorgenanten sachwalden, nit gesprechen, daz dieser brieff gelost sij ein deil oder zu male. Und wir, Adolff, ertzbisch[of] vorgenant, bekennen uns, daz wir daz vorgenante gelt gewant und gebart hann in nutz und fromen unsers stiffts, und globen, die vorgenanten unser myde sachwalden, fur uns, unser nachkomen und stifft zu Mentze, da von gutlich zu losen und zu entheben ane eyd, ane noit rede und ane allen iren und ire erben schaden. Des zu eyme urkunde, so hann wir, die vorgenanten sachwalden, unser inges[igel] gehangen an diesen brieff, daz alle diese vorgeschriben stucke und und [!] artickel ware und veste sin. Dieser brieff ward gegeben in deme iare, da man tzalte noch gotz geburte dusent iare druhundert iare, in deme achte und achtzigisten iare, uff den sundag nach unser frauwen dage wartzewyhe. Datum Bessenbach, in die exaltationis sancte crucis, anno domini Mᵒ CCCᵐᵒ LXXX octavo.

(1) 1388 Dezember 25.

(2) Eigentlich phantschafft, doch schafft durchgestrichen.

(3) Das vorstehende wor meint: wo.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 11, fol. 182r-183r, Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.), dt. und lat., Papier; Darmstadt, StA, A 14, Nr. 328 (Fotokopie).

  • Regesten der Stadt Heppenheim, Nr. 286, S. 181;
  • Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 520, S. 143;
  • Judaica im Staatsarchiv Darmstadt 1, Nr. 283, S. 60.
  • GJ 3, 2, S. 788.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 426, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-004s.html (Datum des Zugriffs)

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