Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 415

1388 Februar 9

Erzbischof Adolf [I.] von Mainz bekundet, dass er die Brüder Isaak und Seligmann von Linnich sowie die miteinander verschwägerten Micheltrude von Dinkelsbühl, Gumpelmann von Würzburgs Söhne Abraham und Liebmann sowie Bermann, Abraham von Bingens Sohn, auf fünf Jahre als seine Juden und Diener aufgenommen hat. Er wird sie und ihr Gesinde schirmen und ihnen Rechtsschutz gewähren gleich seinen anderen Juden und Dienern, die sein Brot essen und seine Kleidung tragen. In allen erzbischöflichen Städten und befestigten Orten genießen sie Freiheit und Geleit. Vor seinen geistlichen Gerichten müssen sie nicht erscheinen, vielmehr hat der Erzbischof den Propst des vor den Mauern von Mainz gelegenen Stifts St. Peter, Konrad, und dessen Kustos Hermann Roste zu ihren Richtern bestellt. Sollten sie sich in einer Stadt des Erzstifts niederlassen wollen, zahlen die Juden einen jährlichen Zins von jeweils 12 Gulden. Zu einer höheren Steuer und zu Anleihen dürfen sie nicht gezwungen werden. Sollten sie fortziehen wollen, erhalten sie 5 Meilen weit Geleit. Die Amtleute des Erzbischofs sind aufgefordert, den Juden beim Einfordern ihrer Schulden helfen.

Wir, Adolff etc., bekennen etc., daz wir Isacke und Seligmann von Lyniche, gebrudere, Micheltrude von Dynckelsboel, Abbraham [!] unde Liepman, Gumpelins sone von Wirtzburg, unde Berman, Abbrahams sone von Bingen, geswagere, tzu unsern iuden unde dienern emphangen haben unde emphaen mit diesem brieffe diese nesten funff iare, die nach datum dieses briefes nest koment. Unde umb sunder gunst, die wir tzu yn haben, so han wir yn die besundern gnaden getan, daz wir sie unde yre gesinde funff iare, die nest noch einander koment, nach datum dieses brieffes vertedingen, versprechen unde verantwurten sollen, wo yn des noit tuͦt, glicher wijs als unser iuden unde dienere, die unser brot eszent unde unser cleyder dragent, uff allen steten, wo sie ez bedorffen. Auch han wir yn die genade getan unde tun geinwortlich mit diesem briefe, daz sie friheit unde geleyde sollent han in allen unsern steten unde slossen, wo sie hine farent oder flieszent oder koment diese vorgenante funff iare uz. Auch han wir yn die gnade getan, daz sie vor keinen unserme undertanen geistlichen richtern des stuls zu Mentze, sie oder yre gesinde, steen sollen umb ymans clage, die unser geistliche gerichte antreffen. Herumbe gebieden wir vesteclich mit diesem brieffe bie gehorsamkeit allen unsern richtern zu Mentze unde andern unsern undertanen, geistlichin richtern unde officialen, daz sie in keine wijs umbe ymans clage willen dhein gerichte orteil, citacion oder banne oder ander beswerunge, wie die gesin mochten, von unsers geistlichen gerichtes wegen tun oder laszen tun von den obgenanten unsern iuden unde dienern gemeinlich oder besundern, sunder wer yn tzu zu sprechin hat, der yn zusprechin oder sie beclagen wil mit allen unser gerichten, der sal yn tzusprechen unde sie beclagen vor den erbern Conr[at], probist zu sante Peter uzwendig Mentze, oder vor Herman Roste, coster zu sante Peter (1), die wir yn daruber zu richtern geben han unde geben mit diesem brieffe und die auch sollent solichin clegern unvertzogelich rechtes von yn helffen. Auch han wir yn die gnade getan, daz die vorgenanten iuden mogent faren wavon (2) in (3) unser stete eyne, weliche sie wollent, in diesen funff iaren und ensollent uns darumbe nit me dienen, welicher zu uns komet mit sinem gesinde, dann alle iare zwolff guldin, als lange als er in unsern steten wonent. Unde sie ensollent daruber nit me gedrenget sin zu geben oder zu lihen in deheine wijs, ez sy dann mit yrem guten willen. Und wanne sie von uns wollent, so sal man sie geleyden funff myle weges von dannen, war sie wollent, mit aller yre habe. Unde sollent sich aller der friheit vorges[chriben] gebruchen die iartzal uz, sie wonen in unsern steten oder anderswo. Auch han wir yn die gnade getan, daz alle unser amptlute seͦllent den vorgenanten iuden helffen unde behollfen sin tzu yren schulden, wo man yn schuldig were in unserm lande, daz sie betzalt werden. Des tzu urkunde etc. Der geben ist in deme iare, do man zalte noch gots geburte dusent druhundert und in deme achteundachtzigesten iaren, uff den suntag nach unser frauwen tage kirtzwihee. (4)

(1) In Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 506, S. 138 f., wurde St. Peter mit St. Viktor verwechselt.

(2) Wohl irrtümlich statt davon.

(3) An dieser Stelle steht ein durchgestrichenes w.

(4) Zu den hier genannten Juden vgl. MZ02, Nr. 336 und MZ02, Nr. 436.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 11, fol. 121v, Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.) (B), dt., Papier; Darmstadt, StA, C 1 A, Nr. 6, fol. 109v (Abschr., 18. Jh.) (C); ebd., A 14, Nr. 319 (Fotokopie von B).

  • Regesten der Mainzer Erzbischöfe nach 1374/75 11, Nr. 155 (http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/18) [Zugriffsdatum: 14. März 2016];
  • Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 506, S. 138 f.;
  • Ziwes, Studien (1995), Nr. 142-145, S. 292;
  • Judaica im Staatsarchiv Darmstadt 1, Nr. 272, S. 57.
  • GJ 3, 1, S. 122, Anm. 44, und GJ 3, 2, S. 1707, Anm. 60.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 08.10.2019

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 415, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-004r.html (Datum des Zugriffs)

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