Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

Zurück zur Übersicht

548 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 508.

Ebm. Mainz 2, Nr. 412

1387 Dezember 24, Aschaffenburg

Erzbischof Adolf [I.] von Mainz bekundet, dass er in Ansehung der treuen Dienste seines Juden Isaak von Augsburg, der schon seit längerem in [Tauber-]Bischofsheim wohnt, diesem, dessen Ehefrau Freude, den Kindern, der Schwiegermutter Jutta und dem Gesinde freies Geleit im Erzstift gewährt hat. Isaak, seine Familie und seine Bediensteten haben das Recht, sich, wo sie wollen, im Mainzischen niederzulassen und ihre Geldgeschäfte so zu betreiben wie die anderen Juden des Erzbischofs auch. Isaak und die Seinen erhalten ferner die Zusicherung, gegen ihren Willen nichts mit den Beden oder Steuern oder sonstigen Angelegenheiten der übrigen mainzischen Juden zu tun haben zu müssen. Im Falle eines Frevels müssen Isaak, seine Frau oder die Schwiegermutter höchstens fünf Pfund Heller Bischofsheimer Münze an Strafe zahlen, Kinder und Gesinde höchstens zwei Pfund. Als Bedingung gilt jedoch, dass sie von je zwei ehrbaren Christen und Juden, die nicht mit ihnen verfeindet sind, verklagt worden sind. Der Erzbischof und seine Untergebenen versprechen, den Juden zu helfen, wenn sie bei Herren, Rittern, Knechten oder anderen Juden ihre Schulden eintreiben oder andere Ansprüche geltend machen. Sie sollen zusammen mit ihrem Besitz von Adolf beschützt werden und keine Schatzungen, Zwangsanleihen oder sonstige Zumutungen dulden müssen. Im Falle ihres Wegzugs haben die Juden Anspruch auf erzbischöfliches Geleit über vier Meilen Weges. Schutz und Geleit, um die Schulden einzufordern, werden den Juden für die vollen acht Jahre garantiert, auch wenn sie vor Ablauf derselben das Erzstift verlassen. Wenn sie aber acht Jahre lang an ihrem mainzischen Wohnort bleiben, darf ihr Privileg vom Erzbischof oder einem seiner Nachfolger nicht widerrufen werden.

Wir, Adolff et cetera, bekennen etc., daz wir angeseheen [!] haben sunderliche dinste und truwe, die uns hat bewiset Isaac von Auspurg (1), unser iude, der bisz her etwie lange geseszen hat in unser stat zu Bisschoffesheim, und haben demselben Isaac, Freuden (2) siner husfr[auwen], und iren kinden und Iutten, desselben Isaacs swieger, und allen den, die ir brod eszen, fur andern unsern iuden und iudynnen soliche sunderliche gnade getan und tun yn die mit urkunde dieses geinwortigen offen briefes also, daz sie eyn gut slecht (3) geleyde haben sollen von unser (4) unser nachk[omen] wegen in allen unsern steten, sloszen, vesten und landen fur uns, unser nachkomen und den unsern und fur allermenglich, sie, ire libe, ire gute, ire gesinde und alle die, die ir brot eszen, by uns zu bliben und zu uns und von uns zu zihen, ane alle geverde. Auch mogen die obgenanten Ysaac, unser iude, und iudynnen mit iren brotlingen sitzen und wonen, in welichen unsern steten, sloszen und landen sie wollen und allerbeste lustet. Und mogen auch dieselben unser iude und iudynnen lihen, geben und nemen als ander unser iuden und iudynnen. Auch sollen die obgenanten iude und iudynnen noch dheine ire brotlingen keyn geschicke haben, mit andern unsern iuden oder iudynnen bete oder sture tzu geben, noch sust mit dheinen sachen oder geschefften, die yn geschaden mochten (5) oder widder iren willen weren, ane geverde. Werez auch, daz der vorgenante iude, sine husfr[auwe] oder swieger icht frevelten, so sal yr ycliches besunder, daz dann frevelte [!] hette, buͦszen mit funff phund hellern Bisch[offesheimer] werunge und nit me. Werez aber, daz ir kinde oder brotlinge dheins frevelte, daz solte buszen mit zweyn phunde hellern Bissch[offesheimer] werunge und auch nit me also beschedelichin, ob sie besaget wurden von zweyn erbern cristen und zweyn erbern iuden, die nit ire vyende weren. Auch sollen wir und die unsern den obgenanten iuden und iudynnen und den iren beholffen sin, umbe ire schult in tzufordern, und zu dem rechten, wo sie des bedorffen, gein herren, rittern, knechten, gein iuden und sust gein allermenglich, ane alle geverde. Auch sollen wir und die unsern den egenanten iuden, iudynnen, ire kindere und die iren fur allermenglich schirmen und schuren, ire libe und ire gute, und wir, unser nachkomen noch nyman von unsern wegen sollen die obgenanten iuden, iudynnen, ire erben noch dheine ire brotlinge nit drangen oder beschatzen noch mit dheinen andern sachen betruhen, die yn geschaden mochten oder die widder iren guten willen weren, ane alle geverde, ez were mit betwengnisse, mit beten, mit schatzunge, mit lihen oder mit geben. Auch mogen die obgenanten iuden und iudynnen mit iren guten, kinden und brotlingen von uns zihen und faren ungehindert und umbekumert [!] , wann und war [!] sie wollen und allerbeste lustet. Und sollen wir und die unsern sie geleyden mit eynem guten geleyde, daran sie wol gnuget, ane geverde, vier gantze mylen oder me von der stat, darynnen sie dan tzu ziten under uns geseszen sin, ane alle geverde. Diese obges[chriben] gnade sal weren achte gantze iare, die nest nacheinander nach datum dieses brieffes folgende sin. Und werez sache, daz die obgenanten unser iuden und iudynnen von uns wurden zihen, ee die selben nesten achte iare uzquemen, so sollen sie doch dieselben achte iare gantz uz alle vorges[chriben] unser gnade, geleyde und beschr…ge (6) han, in allen unsern sloszen, steten und landen, ir schult inzufordern und ir (7) bestez zu tune, ane alle geverde, in aller masze, als vorges[chriben] stet. Auch sollen wir, unser nachkomen noch nymand von unser wegen den obgenanten iuden oder iudynnen noch keinen den iren die obgeschribn unser gnade oder geleyde nit uffsagen oder benemen, ee diese nesten obges[chriben] achte gantze iare uzkommen, ane alle geverde. Datum Assch[affenburg], in vigilia Nativitatis Christi, anno domini millesimo CCCᵐᵒ LXXXseptimo.

(1) In den Regesten der Mainzer Erzbischöfe nach 1374/75 steht 'Anspurg' statt 'Augsburg' [Zugriffsdatum: 15. April 2015].

(2) Der Name von Isaaks Ehefrau ist merkwürdigerweise in keinem der angegebenen Regesten erwähnt.

(3) Hier in der Bedeutung von 'gerade' bzw 'strack'.

(4) Hier fehlt offenbar ein und.

(5) Das Wort mochten wurde über der Zeile eingefügt.

(6) Mehrere Buchstaben sind in vorhergehendem Wort durch einen Fleck unleserlich.

(7) Das Wort ir ist eine Konjektur. Das Pergament ist an dieser Stelle beschädigt.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 11, fol. 143r/v, Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.), dt. und lat., Papier; Darmstadt, StA A 14, Nr. 323 (Fotokopie).

  • Regesten der Mainzer Erzbischöfe nach 1374/75 11, Nr. 206 (http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/3049) [Zugriffsdatum: 14. März 2016];
  • Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 500, S. 136 f.;
  • Ziwes, Studien (1995), Nr. 138, S. 291 f.;
  • Judaica im Staatsarchiv Darmstadt 1, Nr. 268, S. 56.
  • GJ 3, 2, S. 1451, Anm. 8.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 412, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-004o.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht