Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 366

1385 November 11

Die Eheleute Liebejohann und Gerhus bekunden, dass ihnen die Äbtissin Grede und der gemeine Konvent des [Zisterzienserinnen-]Klosters Altmünster in Mainz einen zu Wörrstadt zwischen dem Judentor und Nikolaus Mauchenheimer gelegenen Hof auf ihren Lebtag verliehen habe. In den ersten beiden Jahren sind sie von den Zinszahlungen befreit, danach haben sie jährlich ein Pfund Heller an das Kloster, welches den Hof weiterhin nutzen darf, zu entrichten. Auf Bitten der Aussteller siegelt Philipp, Pfarrer zu Wörrstadt, vor den Zeugen Tilo Lederhose, Schultheiß und Schöffe, Jeckel Füß, Wolf von Sulzheim und Junker Henne von Albich.

Ich, Liebeiohan, und Gerhus, myn eliche husfrawe, bekennen uffenlichen an diseme briefe und tun kunt allen luͤden, dy en seen, lesen, adir horent lesen, daz dy erbern geystlichin frawen .. frawe Grede, eyn eptissen, und der convent gemeynlich des clostirs Aldemuͤnster, gelegen zcu Mentze inwendig der muͦren, ern fryen eygen hoff zcu Werstat geylegen und benand, uffe eyne syden an juden porten und stoͤszet uffe dy andern syden an Cleschen Mouchenheymer, uns beyden geluwen und gelaszen habin unsir beydir lebedage und nyd lengir in solicher masze, daz wir keynen zcins disse neesten zceen iare den obgenanten frowen dar vone gebin sollin. Und daz hen sy uns zcu huͤlfe und zcu stuͤre gedan vur soͤliche gebuwe, als wir dar ane gelacht und gedan habin und noch duͦn sollen. Wane abir dy zceen iare us komen, ob wyr daz irlebin, so sollin wir odir unsir eyns, ob daz andir in derzciet stoͤrbe, den obgenanten frowen und deme convent an allen vorzcog, widirredde und argelist alle iare gebin und reychin zcu Mentze in er clostir eyn pund heller uffe sancte Mertines dag ane ern schadin. Und sollin wir ouch den egenanten hoff vorsteen myd heren und dorfis noͤden, wo sich gehische. Wer es auch sache, ob wir beyde abe gingen von dodis wegin, wilche zcied des iares daz were, so solde der obgenante hoff mid allem gebuwe und beszerunge, also her fundin worde, ledig und los widir an dy obgenanten frawen und ir clostir Aldemunster vorgenant gefallin an hindirsal, widdirrede und ansprache unsir obgenanten Liebejohans und Gerhusen erben, wiͤgetan dyͤ werin odir funden wordin und andirs allermenlichs. Ouch ist gyredit, daz der vorbeschribin hoff den obgenanten frawen und den erin dy syͤ dar zcu schickiden uffin sin sal, herborge dar ynne zcu habene, korn daruff zcu schuͤddene und auch ir fyͤe dar in zcu tribene zcu gezeiden, ob seʸ unfride odir vientschaft dar zcu druͤnge, und zcu andern erin gescheffedin und noͤden, wane syͤ des dorften. Das alle dise vorbeschriben redde stuͤcke und artikil stede und gantz gehalden werdin, des zcu orkuͤnde han wir, obgenant Liebejohan und Gerhus, gebedin den erbern man hern Philippus, perer zcu Wirstad, daz her sin ingesigil an disen brief gehangin had. Und ich Philippus, perrer zcu Werstad vorgenant, bekennen mich, daz ich durch bede willin der obgenanten Libejohans und Gerhuse myn eygin ingesigil an disen uffen brief gehangen habe. Alle diser vorbescribin redde, stuͤcke und artikil sint gezcuͤge dise fromen lude: Tilo Ledirhose, schultheysze der Ringrafen und eyn scheffen, Ieckil Fuͤs, Wolf von Soltzheim, iungher Henne von Albich und andir lude viel wirdig des glauben. Diser brief ist gegeben in deme iare, duͦ man zcalte nach Cristis gebort dusent jar druhundirt jare, dar nach in deme fünf (1) und achtzigestene jare, uffe sante Mertines dag. (2)

(1) In der Vorlage ist die ursprünglich angegebene Jahreszahl getilgt worden. Eine Hand des 17./18. Jahrhunderts ergänzte "fünf".

(2) In der Literatur wird der Erstbeleg der Wörrstadter "Judenpforte" in das Jahr 1381 datiert; vgl. Zahn, Geschichte (1979), S. 142.

Überlieferung:

Mainz, StadtA, U / 1385 November 11, Orig., dt., Perg.

Kommentar:

Diese Urkunde wurde im März 2015 unter dem Titel "Klerikaler Brief in Deutscher Sprache mit Intaktem Siegel, 1385" vom Auktionshaus "auctionata" zum Verkauf angeboten (vgl. Auktionskatalog Nr. 193: Manuskripte, Bücher & Drucke. Livestream-Autkion am 23. März 2015, 18 Uhr, hier: S. 10, Nr. 13. Der Katalog ist online einsehbar unter: https://auctionata.de/assets/auktionskatalog/manuskripte-buecher-und-drucke-maerz-2015.pdf [Zugriffsdatum: 17. März 2015]). Die Transkription wurde angefertigt mittels der vom Auktionshaus angefertigten Fotografien, welche im Vorfeld der Auktion ebenfalls online einsehbar waren. Zwischenzeitlich wurde die Archivalie durch das StadtA Mainz erworben und inventarisiert.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 366, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-004b.html (Datum des Zugriffs)

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