Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 370

1385 Dezember 1, Udenheim

Erzbischof Adolf [I.] von Mainz bekundet, dass er dem in Kreuznach ansässigen Juden Gottschalk [von Katzenelnbogen] 300 schwere Gulden Mainzer Währung schuldet, die bis zum Johannestag zurückgezahlt werden sollen. Bleibt die Tilgung aus, sind das Darlehen und dessen Kosten mit zwei alten Hellern pro Pfund und Woche zu verzinsen. Für Adolf bürgen sein Neffe, der Mainzer Domkämmerer Johann von Eberstein, der Mainzer Domherr Nikolaus vom Stein, der Zollschreiber zu Ehrenfels, Heinrich, und Adolfs Vogt zu Bingen, Johann Brageiß [von Büdesheim]. Falls der Erzbischof die Rückzahlung des Kredits versäumt, müssen sich die Bürgen nach ihrer Mahnung innerhalb einer Woche ins Einlager in einer öffentlichen Herberge zu Kreuznach begeben und so lange dort bleiben, bis die Schulden gänzlich bezahlt sind. Notfalls dürfen sie sich in der Geiselschaft durch je einen [Edel]knecht mit Pferd vertreten lassen. Kein Bürge darf sich zum Schaden des Juden in dieser Angelegenheit weltlicher oder geistlicher Gerichte bedienen. Adolf garantiert den Garanten Schadloshaltung. Abschließend erklären diese die Anerkennung ihrer Verpflichtungen unter Verweis auf die Anbringung ihrer Siegel an der Schuldurkunde.

Wir, Adolff et cetera, bekennen etc., daz wir schuldig sin und gelten sollen Gotschalke iuden, wonende zu Crutzenach, und sinen erben oder wer diesen brieff mit sinem willen ynnehait, druhundert gude swere guldin, als zu Mentze genge und gebe sint, die wir yme geben und betzalen sollen uff sante Iohans tag Baptiste nach data dieses brieffes schirest komet (1) unvertzogenlich und ane allez hindernisse. Teden wir des nit, wie lange die obgenante summe gelts nach deme vorgenanten ziel unvergolden steit, so get uff ye den gulden zu ye der wochen zweyne alde heller zu gesuche vor daz vorgenante heubtgelt und schaden, der daruff also gen mag. Haben wir dem vorgenanten Gotschalke, sinen erben oder wer diesen brieff ynnehat zu rechten sachwalden und gyseln mit uns gesetzt den edeln unsern lieben nefen Iohan von Ebirstein, dumherren und kemere, Clas vom Steyne, dumherren zu Mentze, Heinricum, unsern zollschribere (2) zu Erenfels, und Iohan Pragez, unsern void zu Bingen und lieben getruwen, menlich fur al also bescheidenlich, were ez sache, daz wir dem vorgenanten iuden oder behelder dieses brieffs die vorgenanten IIIᶜ guldin nit geben und betzelten uff daz vorgenante ziel oder darnach mit dem schaden, der danne daruff gangen were, wann dan die vorgenanten unser sachwalden und gysel von den vorgenanten iuden oder behelder dieses brieffs ermand [!] werden, so sollen sie in den nesten achtagen nach der manunge riden gein Crutz[enach] in ein uffen herberge und sollen dazu gisel legen also lange, bisz daz den vorgenanten iuden oder behelder dieses brieffs gentzlich und gar betzalt werden heubtgeldes und schaden, ane geverde. Auch mogen die vorgenanten sachwalden und gisel ire giselschafft losen ydermann [!] mit einem knechte und mit einem pherde, als dicke des noit geschiet. Und ensollen sich nit behelffen mit keinerleie friheit noch sachen, sie sin geistlich oder werntlich, die den vorgenanten iuden oder behelffer [!] dieses brieffes zu schaden und uns oder (3) yn frumen (4) komen mogen an dieser schulde, ane alle geverde. Auch reden wir fur uns, unser nachkomen und stifft, die vorgenanten unser middesachwalde (5) und gisel do von gutlich zu losen und zu entheben ane eyne ane [!] notrede (6) und ane alle yren schaden. Des zu urkunde etc. Und wir, Iohan von Ebirstein etc., bekennen, daz wir also sachwalden und gisel worden sin und reden und globen in guden truwen mit rechter warheid stede und veste zu halden, ob ez zu schulden komet, waz vor uns an diesem brieffe begriffen ist und geschr[iben] stet, sunder alle argelist und geverde. Und des zu urkunde so (7) hat unser iglicher sin inges[igel] zu des vorgenanten unsers herren hern Adolffes, ertzbischoffs zu Mentze, inges[igel] an diesen briff gehangen. Datum Udenheim, feria sexta post diem sancti Andree apostoli, anno domini Mᵒ CCC LXXquinto. (8)

(1) 1386 Juni 24.

(2) Vor zollschribere durchgestrichenes scho.

(3) Vor oder durchgestrichenes und.

(4) Bedeutet: 'Nutzen' bzw. 'Gewinn' oder 'Vorteil'.

(5) Vor middesachwalde durchgestrichenes sach.

(6) Soll heißen 'ohne Mahnung'.

(7) Vor so durchgestrichenes etc.

(8) Die in den bislang publizierten Regesten wohl übersehene Datierung auf 1375 statt 1385 ist eindeutig ein Versehen, sonst wäre die Urkunde nicht in das Ingrossaturbuch 10 aufgenommen worden.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 10, fol. 355v-356r, Abschr. (14. Jh.), dt. und lat., Papier; Darmstadt, StA, A 14, Nr. 302 (Fotokopie).

  • Regesten der Mainzer Erzbischöfe nach 1374/75 10, Nr. 634 (http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/1652) [Zugriffsdatum: 14. März 2016];
  • Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 465, S. 127 f.;
  • Judaica im Staatsarchiv Darmstadt 1, Nr. 231, S. 49.
  • GJ 3, 1, S. 687.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 370, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-0040.html (Datum des Zugriffs)

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