Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 310

1383 April 9

Erzbischof Adolf [I.] von Mainz, Vormünder des [Hoch-]Stifts Speyer, bekundet, dass er den Mainzer Judenbürgern Meister Abraham von Erfurt und dessen Schwiegersohn Craman 290 schwere Gulden Mainzer Währung schuldet. Für diese Summe sollen bis zum kommenden Weihnachtsfest keine Zinsen oder Unkosten berechnet werden, anschließend jedoch bei Zahlungssäumnis ein junger Heller pro Gulden und Woche. Die Juden sollen von den seitens des Erzbischofs eingesetzten Bürgen bis Ostern keine Einlager-Leistung fordern. Bei letzteren handelt es sich um Adolfs Neffen Andreas von Brauneck, Dompropst zu Mainz, den Mainzer Domscholaster Konrad von Weinsberg, den Kämmerer zu Mainz, Johann von Eberstein, und den Zollschreiber zu Ehrenfels, Heinrich. Sollte Adolf den Juden bis Ostern nicht zu ihrem Geld samt Zinsen verhelfen, müssen die Bürgen ihnen, wenn sie gemahnt werden, Geld oder Pfänder geben. Tun sie das nicht, sollen sie mit je einem Knecht und einem Pferd in den Häusern der genannten Juden bzw. ihrer Erben oder einer offenen Herberge zu Mainz nach Weisung der Juden so lange im Einlager bleiben, bis letztere Kapital und Zinsen komplett erhalten haben. Ausfallende Knechte oder Pferde sind zu ersetzen. Dasselbe gilt mit Monatsfrist für Bürgen, die versterben oder das Land verlassen. Die anderen Bürgen haften durch ihr Einlager dafür mit. Der Erzbischof gelobt, weder geistliche noch weltliche Freiheiten oder Mittel auszunutzen, um damit die Juden zu schädigen. Seinen Bürgen verspricht er Schadloshaltung. Diese erklären ihr Einverständnis mit den in der Urkunde enthaltenen Bestimmungen.

Wir, Adolff etc, vormunder des stifftes ze Spire, bekennen etc., daz wir schuldig sin und gelten sollen meister Abraham von Erfurte und Craman (1), sime eyden, iuͦden burger zu Mentze, und iren erben zweihundirt guldin und nuͦntzig guldin guͦter, swerer, geweger guldin, die zu Mentze genge und gebe sin, die sie uns geluhen hant. Und sal daz selbe gelt sten ane gesuch und ane (2) schaden zwischen hie und des heligen Cristage nest komet, nach gifft dieses brieffes. Were ez sache, daz wyr is yn off dez egenante ziel nit gebin, so sal dan dar nach uff ie den guldin zu [ge]suche gen ein iunger heller zu ye der wochen, als lange daz vorgenante gelt stet unvergolden. Auch ensollen sie oder ire erben uns unsir burgen, die wir yn gesatzet han, hie bynnen und osteren nest komet mit namen (3) zu leisten umb heubitgelt und gesuͦch in dheine wijs. Dar umb han wir yn zu burgen gesatzt zu uns unverscheidenlichen, iglichen vor vol, die edeln, unser lieben nefen Endres von Bruneck, dumprobst zu Mentze, Cunrad von Wynsperg, scholmeister zuͦm dome, Iohan von Ebirsteyn, kemerer zu Mentze, und Heinr[ich], zolschribere zu Erenfels, unsern lieben getruwen, also bescheidenlichen, wers, daz wir den vorgenanten iuden oder iren erben daz vorgenante gelt und gesuch, der dar uff gegangen were, nit geben uff osteren vorgenant, wanne die vorgenanten unsere burgen von yn gemant werden nach deme egenanten ziel mit boten, mit brieffen oder mut [!] wider mut [!], so sollent sie yn zu stunt gelt oder phant geben. Deden sie des nit, so sal ir iglicher mit eyme knechte und mit eyme pherde in der vorgenanten iuden husir oder in irrer [!] erben husir oder in eyn offinherberge, wo sie von yn inne gewiset werden zu Mentze, leisten und als lange leisten und usz der leistunge nit komen, bisz daz den vorgenanten iuden oder iren erben heubitgelt und gesuch, der dar uffgegangen were, gantz wirt bezalet und vergolden. Were auch, daz der leistende knecht einer oder me abeginge oder daz sich der pherde eines oder me verleiste oder in der leistunge abe ginge, als dicke sal ieder burge ander knechte oder pherde an daz abegangen stat stellen, des daz vorder gewisen ist, ane geverde. Wers auch, daz der vorgenanten burgen einer oder me von dodes wegen abegingen, daz got verbite, oder von deme lande furen, so sollen wir yn andere als gute burgen an der abegangen stat setzen in deme nesten mande dar nach, als wir von yn gemant werden. Dedin wir des nit, so sollen die andern burgen, wanne sie von yn oder iren erben gemant werden, leisten in aller der maze, als vorgeschriben stet, als lange bisz daz ez geschit. Auch geloben wir, uns nit zu setzen wider dy vorgenanten iuden oder ire erben noch uns zu behelffen mit keyner phefflichen fryheid, sie sie geistlich oder werntlich, noch keyne ding zu suchen, die uns fromelichen und den vorgenanten iuden oder iren erben schedelichen muchten sin, den alle vorbenante dinge stede und feste zu halten in aller masze als vorgenant sted. Auch gelobin wir, die vorgenanten burgen hie vone zu losen und zu entheben ane eyde und ane allen iren schaden. Des zu urkunde und merer sicherheid han wir unser ing[esigel] bye der vorgenanten unser burgen ing[esigele] andiesen [!] brieff dun hencken. Und ich, Endris von Brunek, dumpropst zu Mentze, Cunrad von Wynsperg, schulmeister zum duͦme, Iohan von Ebirstein, kemerer zu Mentze, und Heinr[ich], zolschriber zu Erenfels, die vorgenanten, erkennen uns unverscheidenlich und globen, gute burgen zu sine und burgeschafft zu halden vor unsern genedigen hern vorgenant, ob ez zu schulden komet, in aller der masze, als von uns geschriben (4) sted. Und han des unser eigen ing[esigel] umb bete wegen unsers egenanten hern bie sin inges[igel] an diesen brieff gehangen, der geben wart, da man zalte von gots geburte drutzehenhundirt iare, drú und achtzig iare, an deme nesten donrstage nach Ambrosii.

(1) Im Online-Regest zu den Ingrossaturbüchern wird der Name mit 'Cranitz' wiedergegeben [letzter Zugriff: 6. Februar 2015], in den Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt mit 'Carman'.

(2) Folgendes Wort unleserlich, evtl. steht dort versehentlich nochmals ane.

(3) Richtig wohl: 'nit manen' statt 'mit namen'.

(4) Die letzten drei Wörter sind über dem durchgestrichenen Wort vorgenanten an dessen Stelle eingefügt.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 10, fol. 143r/v, Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.), dt., Papier; Darmstadt, StA, A 14, Nr. 279 (Fotokopie).

  • Regesten der Mainzer Erzbischöfe nach 1374/75 10, Nr. 252 (http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/2229) (zu April 7) [Zugriffsdatum: 14. März 2016];
  • Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 408, S. 111;
  • Judaica im Staatsarchiv Darmstadt 1, Nr. 191, S. 41.
  • GJ 3, 2, S. 797.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 310, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-003i.html (Datum des Zugriffs)

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