Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 276

1381 Februar 22, Aschaffenburg

Erzbischof Adolf [I.] von Mainz bekundet, dass er Jutta, die Witwe Isaaks von Adelsheim, ihren Schwiegersohn Isaak von Augsburg und dessen Frau Freude, ansässig in [Tauber-]Bischofsheim, mit ihrem Brotgesinde auf sechs Jahre als Juden in seinen Schutz aufgenommen hat. Sie dürfen ihren Wohnsitz in einer mainzischen Stadt oder einem Burgort frei wählen. Die Juden verfügen über das Geleit des Erzbischofs für ihre Person und ihre Güter. Gegen ihren Willen sollen sie nicht bedrängt werden, weder durch eine Bede noch durch Zwangsanleihen oder andere Forderungen. Die genannten Juden dürfen an ihren Wohnorten Geld verleihen und ihre Angehörigen ebenso, sofern sie dies wollen. Der Erzbischof garantiert, dass sie mit der Bede oder anderen ungünstigen Dingen der mainzischen Juden nichts zu tun haben sollen. Falls jemand der genannten Juden, ihrer Kinder oder ihres Brotgesindes, ausgenommen Knechte und Mägde, sich eines Frevels schuldig macht, zahlen Jutta, Isaak und seine Frau dafür als Buße jeweils höchstens fünf Pfund, ihre Kinder geben jeweils höchstens zwei Pfund. [Voraussetzung ist, dass zwei unbescholtene Christen und Juden gegen sie aussagen,] die nicht ihre Feinde sind. Adolf von Nassau verspricht, den Juden notfalls zu helfen, wenn sie von Herren, Rittern oder [Edel-]Knechten ihre Schulden einfordern. Er wird sie aber generell gegenüber jedermann beschützen. Innerhalb der vereinbarten sechs Jahre und danach haben die Juden jederzeit das Recht des freien Zuges. In diesem Fall sind ihnen vier Meilen Geleit zugesagt.

Wir, Adolff etc., bekennen etc., daz wir fur uns, unser nachkomen und stifft zu unsern iuden entphangen haben Iutten, etwann Isackes husfrauwen von Adlatzheim, ein iudynne, und ir dochter man Ysacken von Arnspurg (1) und Freuden (2), sine husfrauwen, geseszen in unser stad zu Bischoffesheim an der Tuber, und alle ire erben und alle, die ir brot eszent, ane geverde, und in unser schirm und schure genomen han also, daz sie wonen mogen in unsern steten und sloszen, wo sie wollen, und versprechen fur uns und die unsern, daz wir die vorgenanten iuden und Iutten und alle ire erben und alle, die ir brot eszen, ane geverde, iren libe und allen iren gude ein gut slecht geleide haben geben zu uns und von uns vor aller menglichen, ane alle geverde, in unsern steten, als vor stet geschriben, sechs gantze iare, die neste nacheinander komen, ane geverde. Und daruber sollen wir und die unsern die vorgenanten iuden und Iutten und alle ire erben und alle, die ir brot eszen sint, (3) ane geverde, nit drangen, daz yn keyne schade mochte brengen, ez were mit betzwingnisse, mit bette, mit lyhen, mit lyhen [!] oder mit geben, daz wider ir keyner willen were. Auch mogen die vorgenanten iuden und Iutte wol lyhen in unsern steten, wo sie wonen, und die iren, ob sie wollen. Und wir vertrosten die vorgenanten iuden und iudynnen und die iren vor uns und die unsern, daz sie keynerley zuͦschicken sollen haben mit andern unsern iuden von bete wegen oder mit keynerley, daz yn geschaden mochte, ane alle geverde. Auch wer ez sache, daz die vorgenanten iuden und Iutte, syn [!] wyb, sin kynt und syne brotlinge, ane (4) ir mede und ane ire knechte, icht frevelten, so sollen die vorgenanten iuden, Iutte und der vorgenante Isaack und syn wyb ir iclichez selber buͤzen mit funf phuͦnden und nit me dar uͦber. Were daz ir kinde icht frevelten, so solde ir iclichez buͤzen mit tzweyn phunden und nit me daruber also bescheidenlichen, ob sie besaget wuͦrden als mogelichen ist, die nit ir vyent weren. (5) Auch sollen wir und die unsern der vorgenanten iuden und Iutten und den iren beholffen syn umb ir scholt, wo sie ez bedorffen, ez were gein herren, rittern oder knechten, ane geverde. Auch virsprechen wir uns, daz wir und die unsern die vorgenanten iuden und Iutten und die iren beschirmen und beschuren sollin, wir und die unsern, vor allermenglich. Auch mag [!] die vorgenanten iuden und Iutte mit iren kinden, mit iren guͦten, mit iren knechten und meden von uns tziehen und faren ungehindert und umbekummert [!] von uns und den unsern, ane alle geverde, wanne sie wolten in den sehs iaren oder nach den sehs iaren. Und sollen wir sie geleiten vier mylen mit iren kinden, ir lyb und ir gut und mit irem gesinde von der stat, da sie geseszen syn mit eyme guten geleyte, da sie wol mit begnuͤnget [!] ane geverde (6). Des zuͦ urkunde etc. Datum Asch[affenburg], in die sancti Petri ad kathedram, anno domini Mᵒ CCCᵒ LXXXIᵒ.

(1) Da mit Arnspurg weder die hessische Zisterze Arnsburg (so Judaica im Staatsarchiv Darmstadt, Ziwes und http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/1104) noch die Stadt Arnsberg im Sauerland, in der für das Mittelalter keine Juden nachweisbar sind, gemeint sein dürfte, scheint es sich hier bei dieser Ortsangabe wohl in der Tat, wie in der GJ 3, 2, S. 1451, Anm. 8, vermutet, um ein Versehen zu handeln, so dass Augsburg gemeint sein dürfte. Im übrigen könnte er später von Tauberbischofsheim zurück nach Augsburg gezogen sein; vgl. GJ 3, 1, S. 53, Anm. 70. Zudem wird Isaak in einem mainzischen Geleitsprivileg von 1385 als Isaak von Auspurg bezeichnet (MZ02, Nr. 345).

(2) Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 362, S. 99: 'Freide' statt 'Freude'; Judaica im Staatsarchiv Darmstadt 1, Nr. 176, S. 38: 'Firude' statt 'Freude'.

(3) Vor eszen steht eine durchgestrichene Verschreibung, das folgende Prädikat sint wurde über der Zeile eingefügt.

(4) Nach ane steht ein durchgestrichenes und.

(5) Vor dem Relativsatz die nit ir vyent weren wurde hier offenbar aus Versehen von zwen erbern cristen und zwey erbern iuden ausgelassen; vgl. etwa MZ02, Nr. 345.

(6) Vor begnuͤnget steht ein durchgestrichenes ane, die Vorsilbe be wurde zudem über der Zeile eingefügt; letzteres gilt auch für das nachfolgende ane geverde.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 9, fol. 242r/v, Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.), dt. und lat., Papier; Darmstadt, StA, A 14, Nr. 268 (Fotokopie).

  • Regesten der Mainzer Erzbischöfe nach 1374/75 9, Nr. 625 (http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/1104) [Zugriffsdatum: 14. März 2016];
  • Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 362, S. 99;
  • Ziwes, Studien (1995), Nr. 64, S. 286;
  • Judaica im Staatsarchiv Darmstadt 1, Nr. 176, S. 38 (zu 1381);
  • Darmstadt, StA, R 11 A Kurmainzer Regesten, Nr. 28.
  • GJ 3, 2, S. 1451, Anm. 8.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 276, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-0031.html (Datum des Zugriffs)

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