Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 253

1380, Eltville

Erzbischof Adolf [I.] von Mainz bekundet, dass er Abraham, Leibmann und Isaak zusammen mit ihren Ehefrauen auf zwei Jahre als seine Juden und Diener aufgenommen hat aufgrund besonderer Gunst. In dieser Zeit wird er sie rechtlich verantworten und ihnen überall zu ihrem Recht verhelfen so wie seinen anderen Dienern, die sein Brot essen und seine Kleidung tragen. Die Juden erhalten das Privileg, dass sie sowie ihre jüdischen Knechte und Mägde Vorladungen vor geistliche Richter im [Erz-]Bistum Mainz nicht Folge leisten müssen. Entsprechend werden Adolfs geistliche Richter bzw. Offiziale angewiesen, wegen niemandes Klage Verurteilungen, Vorladungen oder sonstige Bedrängungen der Juden und ihrer Bediensteten selbst zu veranlassen oder zuzulassen. Wer [dennoch] gegen die Juden vor einem geistlichen Gericht prozessieren will, wird verwiesen an den Dekan Konrad zu St. Peter vor den Mauern zu Mainz oder an Johann, Küster von St. Viktor vor Mainz, die mit vorliegender Urkunde als Richter über die genannten Juden bestimmt werden und allen Klägern unverzüglich Recht sprechen sollen. Ansonsten darf kein mainzischer Richter oder Untertan den Bann über sie beanspruchen.

Wir, Adolff etc., bekennen etc., daz wir Abraham, Lypman, Ysacc [!] und ire husfrauwen zu unsern iuden und dienern (1) emphangen haben und emphahen mit diesem brieffe diese nesten zwey iare nach deme datum dieses brieffes umbe sundern gunst, den wir zu yn haben, [und yn] (2) die gnade getan haben, daz wir sie zwey iar nach datum dieses brieffes versprechen, verantwerten, vertedingen und yn getruwelichen beholffen sin sollen zu allen iren rechten an allen steten, wo yn des noit dut (3), glicher wise als andern unsern dienern, die unser brot eszent und unser kleyder tragent. Auch haben yn die gnade getan und tun mit diesem brieffe, daz sie und ir gesynde, knechte und meyde, die iuden sint und ir brot eszent, vor keinen unsern undertanen geistlichen richtern des stules zu Mentze sten sollen umbe ymans klage. Herumbe gebieden wir vesteclichen mit diesem brieffe by gehorsamkeid allen unsern geistlichen richtern zu Mentze und andern unsern undertanen geistlichen richtern und officialen, daz sie in keine wise umbe yemans klage willen dhein gerichte orteil, citacien oder ander beswerunge, wie die gesin mochten, tun oder laszen tun von den obgenanten unsern iuden und irem eygen gesynde, sunder wer yn zuͤ zusprechen hat, der yn zusprechen oder beclagen wil mit geistlichem gerichte, der sal yn zusprechen und sie beclagen vor den erbern (4) Conrad, dechand zu santh Peter uzwendig Mentze gelegen, oder vor Iohan, coster zu santh Victorn uzwendig Mentze, die wir yn daruber zu richtern geben haben und geben mit diesem brieffe. Und die sollen solichen klegern unverzogenlichen rechtes von yn helffen und daruber sal kein bann macht uber sie haben von unsern richtern und undertanen. Des zu urkunde etc. Datum Eltevil, anno domini millesimo CCCᵒ LXXXᵐᵒ.

(1) Die vorstehenden zwei Wörter wurden über der Zeile eingefügt.

(2) Vorstehende zwei Wörter wurden sinngemäß ergänzt.

(3) Vor dut steht durchgestrichen: ist.

(4) An dieser Stelle steht durchgestrichen: hern.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 9, fol. 236r/v, Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.); http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/2806 (Digitalisat), dt. und lat., Papier; Darmstadt, StA, A 14, Nr. 264 (Fotokopie).

  • Regesten der Mainzer Erzbischöfe nach 1374/75 9, Nr. 603 (http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/2806) (Urkundendatum ausgelassen) [Zugriffsdatum: 14. März 2016];
  • Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 359, S. 98 (zu 1380 "[Dezember]");
  • Judaica im Staatsarchiv Darmstadt 1, Nr. 172, S. 37.
  • Debler, Weltbürger (2002), S. 156 (irreführend).

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 253, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-002z.html (Datum des Zugriffs)

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