Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 258

1380 März 5, Aschaffenburg

Erzbischof Adolf [I.] von Mainz bekundet, dass er den Juden Krosche mit Ehefrau Milicie sowie ihren Kindern, Mägden und Knechten in seinen Schirm, Frieden und Geleit aufgenommen hat. Sie können in einer mainzischen Stadt, in der es ihnen behagt, die folgenden drei Jahre lang wohnen. In dieser Zeit stehen sie im Frieden und Geleit des Erzbischofs. Sie können sich im Erzstift überall frei bewegen und niederlassen und schulden keinerlei Zins, Schatzung oder Bede. Adolf wird ihnen dabei helfen, dass alle ihre Außenstände beglichen werden, und weist seine Amtleute, Diener und Untertanen zu entsprechender Unterstützung an. Innerhalb der nächsten drei Jahre dürfen die Juden jederzeit ungehindert aus dem Erzstift fortziehen mit Anspruch auf acht Meilen Geleit in jeder gewünschten Richtung durch die Kurmainzer Amtleute. Den Juden ist die Zinsleihe erlaubt nach jüdischem Recht. Adolf und seine Amtleute sollen ihnen dabei Hilfe leisten. Anordnungen anderer Juden müssen Krosche und seine Angehörigen nur befolgen, wenn sie dies wollen. Für in den kommenden drei Jahren eventuell begangene Frevel werden die Juden dem Erzbischof mit höchstens fünf Pfund büßen. Letzterer ist für sie rechtlich verantwortlich und soll sie nach seinen Möglichkeiten vor allen geistlichen und weltlichen Gerichten und gegenüber jedermann beschützen, auf dass sie niemand lade oder banne oder gerichtlich verklage, denn nur vor Adolf selbst soll jemand die Juden anklagen dürfen. Letztere müssen sich seiner Rechtsprechung fügen und wenn sie ihr nachkommen, darf niemand Weiteres von ihnen fordern. Der Aussteller versichert, die Juden gemäß ihren Schuldbriefen getreulich zu schirmen und keine geistlichen oder weltlichen Kniffe gegen sie zu nutzen, die ihnen schaden könnten, vielmehr sollen alle Punkte und Artikel in Kraft bleiben wie vereinbart.

Wir, Adolff etc., bekennen etc., daz wir Croschen iuden, Milicien, sin wip, ire kindere, meyde und knechte, die ir brot eszende sint, in unsern schur und schirm genomen haben und in unsern fryeden [!] und geleide also, daz sie wonnen mogen in unsern und unsers stifftes zu Mentze steten, wo yn daz aller beste fuget und behaget, dru gantz iar, die nest nacheinander volgen nach gifft dieses brieffes. Und sollen auch dieselben dru iar fryden und geleide haben durch alle unser lande, slosze und gebitte, uff waszer und uff deme lande, wie yn geburet, zu wandern und in steten zuwonen. Und sollen dieselben dru iar sitzen ane allen dinst, schatzunge oder bede, des sie diese nesten dru iar gantz und gar uberhaben sin sollen. Und sollen yn auch zu allen iren schulden, wo man yn die schuldig ist, beholffen sin, daz yn die bezalt werden, ane alle geverde. Darumbe heiszen wir alle unser amptlute, diener unde undertanen, wo die geseszen oder wie die genant sin, daz sie den obgenanten iuden daz geleide also halden und zu iren schuldenern beholffen sin, daz yn ire schulde bezalt werden, ane geverde. Und ist geredt, daz sie in diesen nesten dryn iaren, wann und welche zijt yn daz fuget, von uns faren und ziehen mogen ane alle hindernisse unser oder der unsern, und sollen wir oder unser amptlute ir lip, ir gut mit aller ire habe geleiden acht mile uz unserm lande, wo sie hin wollen, ane alle geverde. Auch mogen die obgenanten iuden ir gelt uz lihen uff gesuch und wider yn vordern nach iudeschem rechte. Darzu sollen wir und unser amptlute yn getruwelichen beholffen sin, ane alle geverde. Auch sal kein iude uber sie zu gebitten haben in dheine wise, (1) ez sy dann ir gute wille. Und weres sache, daz sie bynnen diesen nesten dryn iaren frevelten, wie die frevel gescheen, uzgenomen doitslege, so sollen sie uns vervallen sin mit funff phunden und nit hoher, und daruber sal sie nyman drangen. Auch sollen wir sie verantwerten, schuren und schirmen vor allen gerichten, geistlichen und werntlichen, und vor aller menglichen, als verre wir kunnen und mogen, ane geverde, also, daz wir dafur sin sollen, daz sie nyman laden noch bannen sal oder yn zu sprechen mit gerichten, als verre wir kunnen und mogen in der masze, als vorgeschriben stet, dann wer yn zu zusprechen hat, der sal yn zusprechen vor uns selber und vor nymans anders. Und sollen auch des rechten vor uns gehorsam sin, und wann sie ir recht also vor uns getun, so sal sie nyman hoher dringen. Und sollen die obgenanten iuden by iren brieffen getruwelichen hanthaben, schuren und schirmen und keinen funt finden odir finden laszen geistlichen noch werntlichen, der yn darane zuschaden komen mochte. Auch reden wir den obgenanten iuden alle stucke, puncte und artikel, wie die da vorgeschriben sten, stete und veste zu halden, ane alle geverde. Des zu urkunde etc. Datum Aschaff[enburg], feria secunda post dominicam Letare, anno domini millesimo CCCᵒ LXXXᵐᵒ.

(1) An dieser Stelle stehen zwei verschriebene, durchgestrichene Buchstaben.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 9, fol. 185v, Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.); http://monasterium.net/mom/DE-StAW/MIB09/StA_W%C3%BC_MIB_9_fol_185v/charter (Digitalisat); http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/2266 (Digitalisat), dt. und lat., Papier; Darmstadt, StA, A 14, Nr. 258 (Fotokopie).

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 258, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-002u.html (Datum des Zugriffs)

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