Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 104

1365 Februar 18

Die Brüder Rheingraf Johann, Wildgraf zu Dhaun, und Hartrad, der junge Rheingraf vom Stein, bekunden, dass sie den Juden Wolf, wohnhaft in Sobernheim, und Anshelm, ansässig in Kreuznach, 150 Florentiner Gulden schuldig sind, für die sie ihnen einen Hengst verpfändet haben. An Zinsen und für das Futter des Tieres geloben sie, wöchentlich vier gute kleine Florentiner Gulden zu geben. Erfolgt bis zum nächsten Fest Peter und Paul keine Zahlung, werden von den [dann insgesamt aufgelaufenen] 226 Gulden fünf Gulden für Zins und Futter pro Woche fällig. Sollten die Juden indes nicht länger auf die Tilgung warten wollen, dürfen sie den Hengst verkaufen und die dann noch fehlende Summe einfordern. Die Aussteller versichern, sich nach daraufhin erfolgter Mahnung nach Kreuznach oder Sobernheim ins Einlager zu begeben und darin zu bleiben, bis die Juden ihr Geld zur Gänze erhalten haben. Können oder wollen die Juden den Hengst nicht verkaufen, dürfen sie ebenfalls auf der Einlagerleistung bestehen. Statt selbst einzureiten, können die beiden Rheingrafen je einen Edelknecht und zwei Pferde in die Häuser der Juden oder eine von ihnen angewiesene offene Herberge entsenden, bis Hauptgut, Zins, Futter und Schaden beglichen sind. Eventuell ausfallende Pferde oder Edelknechte sind zu ersetzen. Sollte entweder Johann oder Hartrad sterben, muss der Überlebende innerhalb eines Monats für einen gleichwertigen neuen zweiten Hauptschuldner sorgen. Versäumt er dies und wird gemahnt, so muss er in jedem Fall persönlich Geiselschaft leisten, bis ein zweiter Schuldner bestimmt oder das Geld vollständig bezahlt ist. Anspruch auf einen neuen Hengst haben die Juden auch dann, wenn der alte in ein Seil fallen sollte, ihnen gestohlen würde oder ihn sonst ein Unglück träfe. Die Rheingrafen garantieren, sich an die Vereinbarungen zu halten, und sind einverstanden, dass die Juden bzw. ihre Erben oder die Inhaber vorliegender Urkunde widrigenfalls, mit oder ohne Gericht, ihre sämtlichen Besitzungen in Kreuznach und Umgebung einschließlich ihres Hofes und ihrer Äcker mit Beschlag belegen und gleichzeitig den Schuldnern Wortbruch vorwerfen dürfen. Die Bezahlung der Juden soll gemäß deren Wunsch entweder in Kreuznach oder in Sobernheim erfolgen. Die Aussteller werden den Juden nicht durch Unlauterkeiten oder Einschaltung geistlicher oder weltlicher Gerichte oder die Hilfe Dritter zu schaden versuchen. Außerdem behält die vorliegende Urkunde ihre Gültigkeit, solange mindestens ein Siegel daran hängt. Abschließend erfolgt eine Schadloserklärung Hartrads zu Gunsten seines Bruders.

Wir, Iohan, ryngraffe .. wildegraffe zuͦ Duͦnen, und ich .. Hartrad, ryngraffe, der iuͦnge, vom Steyne, gebruͦdere, irkennen uns offinlich in diesme briefe und dun kunt allen lutin, die disen brieff ansehnt odir horent lesen .. daz wir unverscheidenlichen, unsir erben und alle unsere nahkumen schuldig sin und bezalin sollen den bescheiden iuden Wolfin, gesesszen zuͦ Sobernheyn, Anshelme, gesesszen zuͦ Crucen[ach], yren erbin odir wer dysen brieff ynne hat von yren wegin andir halphundirt guldin von Florencen, gut von guͦlde und swere von gewichte. Und vor die selbe sume geldes so han wir den egenanten iuden zu pande gesatzt eynen hengest. Und geloben wir, yn alle wochen zu gesuͦche zu gebin von dem gelde und zu atzungen von dem hengeste vier gutir cleyner guldin von Florencen, als vorgeschriben steet .. Weriz abir sache, daz daz gelt nit bezalt in wurde in thwischen hie und sancte Petris und Paulus dage der heilige apostiln nest kumet (1) nah sancte Iohanis tage baptiste schirst kumt nah pyngesten, so gynge daz dritteyl dar zu und giyt nah dem tage off die zweyhundert und sesse und zwentzig guldin alle wochen zu gesuͦche von dem gelde und zu atzungen von dem hengeste fuff [!] gulden. Und wanne die vorgenanten iuden ires geldes nit (2) mee gerade (3) in wollent noch in mogent, so mogent und sollent sie den hengest verkaufen und waz yn dan brestinde ist, daz sij haubitgelt odir schulden, darumb mogent sij uns zusprechen und mogent uns dat aff mane. Und globin wir yn bit guten trewin an eydes stat und bit rehter sicherheyde, wanne wir ermanet werden von den egenanten iuden, yren erbin odir yren bodden zu huse odir zu hoffe bit brieffen odir munt wijdir munt, daz wir zu stunt yn sollent kumen zu gysel zu Crucenach odir zu Sobernhey[m], war sij uns wijsent aldo zu ligen, nit danen zu kummen, als gisels reht und gewonheyt ist, als lange bit daz die iuden gantz und gar bezalt werdent .. Und weriz sache, daz die iuden den egenanten hengest nit verkauffin in kondin noch in wuldin, so mogent sie uns doch wole manen und sollen wir yn gisels reht dun als lange, bit wir den hengest gelosen und die iuden wole bezalt werden .. Auch ist geredt, daz, wanne wir irmanet werden von den egenanten iuden, so mag unsir yglicher vor sich syne gysilschafft losen bit eyme ediln knehte und zweyin perden, die wir zu stuͦnt afftir yrer manungen zu Crucenach odir zu Sobernheym schiken sollen in der egenanten iuden huͦs odir in eyne offin herberge, war sie uns wijsent, aldo zuͦ leystin als lange, bit daz die egenanten iuden wole bezalt werdent haubtgeldes, gesuͦches, atzungen und alles schadens .. Und als dicke sich eyn pert verleistit, als dicke sollen wir andere pherde in leistuͦnge stellen, als dicke des noit geschiet. Gynge auch der egenanten edilkneht eyme abe, gelobin wir, eynen andern an des egenanten abegegangen stat zu schicken. Gynge auch unsir zweyer eynre abe, daz got verbiede, so sal der andere in des nestin mandes frist dar nach eynen andern als guten an des verfaren stat setzen, dar myde den ioden begnoge. Und weriz, des er des nit in dede, wanne er dan irmanet wirt, so sal er rijden in der vorgenanten stete eyne, zu gysel aldo zu ligen bit sins selbes lebe als lange, bit er den egenanten iuden eynen als guͦten gesetzit odir sie gentzlichen betzalet, und in sal noch in mag die egenant gyselschalfft [!] nit abe losen dan bit sins selbis libe .. Weriz auch sache, daz der egenant hengest yn eyn seil fyle odir den iuden gestolen wurde odir storbe odir wielich ungelucke dar zu sluge, dar ane in sollent sie nit verlisen, dan wir globin yn eynen andern als guͦten an des stat zu stellen, ane geverde .. Und ist iz, daz wir diz dun odir nit, so mogent uns doch die iuden manen. Und globen wir, yn reht zu tuͦne in allir der maszin, als vor von uns geschribin steet .. Auch irkennen wir uns daz, weriz sache, daz wir nit in dedin noch inhilten, als vorgeschriben steet, so mogent die selbn [!] iuden, ire erbin odir der dieser brieff ynne hat, griffin und tasten an alliz, daz wir han zu Crucenach, iz sij in stat odir marken, an unsern hoyff und eckere und waz dar zugehorit ist, nusniht usz genomen, und mogent diz dun bit gerichte odir ane gerichte ane allen unsern zorn und hindernisse .. Und mogent doch von uns sagen, daz wir nit inhaltin, als unsere breffe sagent. Auch sollen wir die iuden bezalen zu Crucenach odir zu Sobernhey[m], wo sie wollent. Und in sollen auch die iuden nit wijsen noch dekeyn fuͦnde wijder sie nit suchen bit geistlich odir werntlichen gerichten noch […] (4) nimans wijsen noch sie dun bittin bit hern noch imans anders, daz den egenanten iuden schedelich sij an irer scholt und uns frommen […] (5) Und aldiewijle diese iuden diesen brieff ynne hant und eyn inges[igele] odir mee bekenlich (6) dar ane hanget, so in sal odir in m[ag] (7) numans sprechen, daz dieser brieff lois (8) sij. Und ich, Hartrad, ringrafe vorgenant, globin, mynen brudir guͦtlichen zu losen, ane eyde und scha[de]n (9) .. Und dis zu eyme urkunde so han wir, Iohan und Hartrad, ringrafen obgenant, unsere inges[igele] and [!] diesen brieff gehangen zuͦ eyme rehten ge[zu]cknisse (10) und stedekeyde allir dirre vorgeschriben dinge .. Gebin off dynszdag nest vor sante Petirs tage cathedra, in dem iare, als man zalte von Christi geburte druͦtzehin huͦndert iare und in dem funffe und sesszigestem iare. (11)

(1) 1365 Juni 29.

(2) Das Wort nit wurde über der Zeile eingefügt.

(3) Hier ist wohl statt 'gerade' gemeint: 'entraten'.

(4) Vorstehend sind mehrere Buchstaben durch ein Loch im Pergament ausgefallen.

(5) Wie Anm. 4.

(6) Soll heißen: 'erkennbar'.

(7) Wie Anm. 4.

(8) Die Lesung des vorstehenden Wortes ist unsicher.

(9) Wie Anm. 4.

(10) Aufgrund der Faltung des Pergemants sind einige Buchstaben vorstehenden Wortes nicht zu entziffern.

(11) Die Urkunde ist durch Tilgungsschnitte entwertet.

Überlieferung:

Anholt, Fürstlich Salm-Salm'sches Archiv, Best. Salm-Grumbach, XVI, 17, 8, Orig., dt., Perg.

  • Urkunden des fürstlich Salm-Horstmar'schen Archives, Nr. 484, S. 267.
  • Feld, Städtewesen (1972), S. 171 f. (zu 1364).

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 104, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-002a.html (Datum des Zugriffs)

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