Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 173

1375 April 14

Graf Walram von Sponheim[-Kreuznach] bekundet, dass Ritter Friedrich, gen. Pfaffe von Planig, sowie die Edelknechte Paul, gen. Velkener von Rüdesheim, Bruno von Sprendlingen und Ulrich von Layen seine Bürgen geworden sind gegenüber dem Juden Lemchen zu Bingen und dessen [ebenfalls in Bingen ansässigen] Kompagnons Moses von [Gau-]Odernheim und Abraham von Alzey. Bürgen und Juden haben sich bezüglich der Gesamtsumme der aufgelaufenen Schuld einschließlich Gesuch und Judenschaden nun auf 1.500 kleine Gulden Mainzer Währung geeinigt, von denen die Bürgen nach der Verhandlung mit den Juden 1.200 Gulden auf ihren Namen nehmen. Dieses Geld sollen die Juden zur einen Hälfte zwischen Mariä Himmelfahrt und Mariä Geburt und zur anderen in den vier auf Weihnachten folgenden Tagen erhalten. Die Bürgen stellen dafür ihrerseits Bürgen. Die Summe will der Graf zu den genannten Terminen den Bürgen oder Nachbürgen aushändigen. Zahlen er oder seine Erben nicht, dürfen sich die jeweiligen Bürgen an den gräflichen Hintersassen und deren Gütern und Pfändern beiderseits des Gaues [d. h. des Soonwalds] schadlos halten, sofern es sich nicht um Walrams Freischlösser bzw. die Leute und Güter dort handelt. Der Profit aus diesen Pfändungen soll von der Summe der Schulden des Grafen abgezogen werden. Dieser wird auch für eventuellen Schaden aufkommen, der den Bürgen durch das Pfänden entstehen könnte.

Wir, Walr[av], grave zuͦ Spanheim, irkennen offinlich an diesem briefe vor uns und unsere erben und duͦn kuͦnt allen luden: Also als die vesten lúde Frieder[ich] genant Paffe von Bleinchen, ritter, Paulus genant Velkener von Rudensheim, Bruͦnchin von Sprendelingen und Ulrich von Leyen, wepelinge, unsere gysele sint gewest gen Lemchin, dem iuͦden czu Bingen (1), Moyses von Odernheim und Abraham von Alczey, iuͦden, des selben Lemchins gesellen (2), und die selben unsere gyͤsele mit den iuden von heubtgelde der schuͦlde und allem gesuͦche und iuden schaden, der biz off diesen hutiͤgen tag dar off gangen ist, an eyne summen mit namen funffzehen hundert cleyne gúlden Menczer werunge uberkomen sint, des die iuden ouch die vorgenanten unsere gysele anzale von der summen fuͦnffzehen huͦndert guͦlden, daz ist mit namen zwuͦlff hundert guͦlden, geredt hant zu nemen, die yn die gysele ouch vervallen hant zu geben halb, mit namen sehs huͦndert gulden, entuschen den zwein unsen frauwen tagen, als sie zu hyͤmel fuͦr (3) und geborn wart (4), und daz andere halbeteil, ouch sehs huͦndert gulden, in den vier wynacht heilgen tagen nehiste dar nach komende, als sie des ouch den iuden vort andere gysele off sich gesaczet hant. Die selben zwulff hundert guͦlden wir und, ob wir nit enwern, unsere erben den egenanten unsern gyseln Frieder[ich] Paffen, Paulus von Rudinsheim, Brunchin und Ulrich, yren erben und nach gyͤseln, die sie von den zwulff huͦndert gulden off sich gesaczet hant, tuͦn geben und bezaln zu den vorgeschriben zwein gezijten, als sie die den iuden geben und bezaln sullent, ane argelist und geverde. Und zu welcher yeder zijt wir odir, ob wir nit enweren, unser erben an der bezaluͦnge sumig wurden, so mogen die vorgenanten unsere gysele und yͤre nach gysele nach yeder zijt zu unserm lande, hie dissijte und hiͤnsijte des gaues, an unser armelute, yre guͦde und pande griffen, uszgenomen unsere fryͤslosze, an der lude noch gude ensullent sie nit griffen, und die summe geldes zu der zijt schynende von den panden nemen, ane argelist und geverde. Und sal diz sin ane zorn und hindernuͦsse, unsere und der unsirn, wand wir und die unsern sullen yͤn dar zu helffen, ob sie des gesu̇ment, ane argelist. Und waz sie von den egenanten unsern luͦten, yren panden und guden nement, daz sullent sie uns an der summen abeslagen, ane argelist und geverde. Lieden sie ouch des pendens eynigen kuͦntlichen mogelichen schaden, ane argelist, den sullen wir yn abelegen und bezalen glich dem egenanten heubtgelde, ane geverde. (5) Zuͦ orkuͦnde dirre vorgeschriben stuͦcke han wir unser inges[igel] vor uns und unsere erben an diesen brieff duͦn hencken. Datum in vigilia Palmarum, anno domini MCCC LXX quinto.

Rückvermerk:

von leygen brieffe (14. Jh.?)

(1) Bei diesem handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um den Binger Juden Lemchen von Sobernheim; vgl. MZ02, Nr. 156.

(2) Die beiden waren ebenfalls in Bingen ansässig; vgl. MZ02, Nr. 387.

(3) 1375 August 15.

(4) 1375 September 8.

(5) Vgl. MZ02, Nr. 176.

Überlieferung:

München, BHStA, Grafschaft Sponheim Urkunden 598, Orig., dt. und lat., Perg.

  • Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 2, Nr. 1638, S. 59 f.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 24.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 173, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-0025.html (Datum des Zugriffs)

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