Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 222

1378 Juni 29

Erzbischof Adolf [I.] von Mainz bekundet, dass er und das [Erz-]Stift dem Juden Isaak von Adelsheim, wohnhaft in [Tauber-]Bischofsheim, bis Johanni 700 gute Goldgulden schulden, die bis zur Tilgung pro Gulden und Woche mit zwei guten alten Hellern verzinst werden, unabhängig von einer Einlagerleistung. Adolf gelobt, Kapital und Zinsen zu bezahlen, wenn er nach Johanni von dem Juden oder seinen Erben gemahnt wird. Dafür werden ehrbare Bürgen eingesetzt. Falls der Erzbischof nach einer Mahnung nach Johanni seine Schulden nicht zur Gänze begleicht und Isaak oder seine Erben die Bürgen mahnen, müssen diese sogleich jeweils ein Pferd in des Juden oder seiner Erben Stall überantworten, die dort auf Kosten Adolfs und des [Erz-]Stifts so lange bleiben, bis Isaak oder seinen Erben hinsichtlich Hauptgut, Futter [für die Pferde], Zins, Botenlohn und Schaden Genüge getan ist. Während der Leistung zugrunde gehende bzw. gestorbene Pferde müssen durch den Bürgen, dem sie gehört haben, unverzüglich ersetzt werden. Auch wenn einer der Bürgen ausfällt, aus dem Land zieht oder stirbt, ist dieser innerhalb von vier Wochen nach erfolgter Mahnung gleichwertig zu ersetzen. Verzögert sich dies, müssen die Bürgen nach Mahnung solange leisten, wie die Verzögerung dauert. Entschuldigungen des Inhalts, dass Mitbürgen auch nicht leisteten, außer Landes oder in einem anderen Einlager seien oder dass keine ordnungsgemäße Aufforderung erfolgt sei, sollen nicht gelten. Kommen Bürgen ihrer Einlagerpflicht nicht nach, darf Isaak mit seinen Helfern deren Pfänder im Hause, auf dem Feld, im Dorf oder wo auch immer ungestraft in Besitz nehmen. Solange einer der Juden die Schuldurkunde innehat und diese mit mindestens einem gültigen Siegel versehen ist, muss ihm der [Erz-]Bischof bzw. das Mainzer [Erz-]Stift, ohne gerichtliche oder sonstige Hindernisse in den Weg zu legen, Hauptgut, Futter[kosten], Zinsen, Brief- und Botenlohn sowie Schaden bezahlen. Auch sonstige Rechtsmittel, wie ein päpstlicher Bann, kaiserliche Gesetze, Gebote von Herren oder an welche sonst gedacht werden könnte, dürfen dem Schuldner keine Hilfe sein. Dasselbe gilt für den Fall, dass eines der Siegel fehlte oder zerbrochen wäre oder die Urkunde Schreibfehler enthielte, nass wäre oder Löcher aufwiese. Der Aussteller versichert, die Bürgen auszulösen und schadlos zu halten. Es sind: Nikolaus von Grünberg, Kurmainzer Keller zu Miltenberg, Konze Dornberger [von Dürn], dessen Bruder Markward, Albrecht Stettenberger, Egen Seman von Königheim, Kurmainzer Amtmann zu [Tauber-]Bischofsheim, Bernger von Eicholzheim, Zentgraf zu [Tauber-]Bischofsheim, Eberhard Rüdt [von Bödigheim], Kurmainzer Amtmann zu [Wall]dürn sowie Eberhard von Grumbach, Kurmainzer Amtmann zu Külsheim. Die Bürgen geloben, ihre Verpflichtungen zu erfüllen.

Wir, Adolff etc., bekennen und dun kunt etc., daz wir und unser stifft zu Mentze recht und redelich schuldig sin und gelten sollen dem bescheiden iuden Isag von Alatzheim (1), geseszen zu Bischoffesheim an der Teiber, und allen sinen erben siebinhundert guldin geber und guter in golde und wol gewegener uff santh Iohans tag des heiligen deyffers, der schirst komet (2), als dieser brieff geben ist. Und wie lange sie furbaz bliben sten unvergolten, daruff (3) get uff iglichen gulten [!] igliche wochen besundern zwene gute alde heller zu gesuche, ane geverde, man leiste odir nicht. Und haben gelobet und globen in diesem brieff mit guten truwen, ane geverde, fur uns und unsern stifft zu Mentze, dem vorgenanten iuden oder sinen erben oder wer diesen geinwertigen brieff ynne hat mit des obgenanten iuden und siner erben wiszen, willen und wort, die obgeschr[ibenen] siebinhundert gulden und den gesuche, der daruff gegangen were, gutlich zu gelden und zu geben, wann wir des nach dem vorgenanten sant Iohans tage von yn ermanet werden. Darumbe setzen wir yn zu burgen die erbern lude, die hernach geschriben sten unverscheidenlich. Also were, daz wir oder unser nachkomen bischoffen und unser stifft zu Mentze dem vorgenanten iuden und sinen erben oder den, die diesen geinwertigen brieff ynnehaben, die obgeschriben siebinhundert guldin und den gesuch, dar daruff gangen were, gentzlich nit engeben und vergulden, wann wir des von yn ermant werden nach dem vorgenanten sant Iohans tage, wann dann die vorgeschriben burgen darnach werden gemant von dem vorgenanten iuden, von sinen erben oder von den vorgeschriben stet, mit boden [!] oder brieffen, so sollen sie ane alles vertzoge und unerklageter dinge ir iglicher ein pherd antwerten und stellen in des egenanten iuden oder siner erben stall, die da leisten uff unsern und unsers stifftes schaden als lange, bis daz wir yn die obgenante schulde, heubtgut, atzunge, gesuch, botenlone und schaden, waz des wirt, vergulten und bezalt haben mit werunge, als oben benant ist, gentzlich und gar, ane allen iren schaden, ane geverde. Ob auch der leistenden pherde sich dheins vertzert oder abeget in der leistunge, welches burgen daz gewest ist, der sal ye als ufft ein anders stellen und antwerten an des abegangen stad unvertzogenlich zu leisten als vor, ane geverde. Were auch, ob der hernachgeschriben burgen dheiner abeginge, vom lande fure oder sturbe, des got nit enwolle, so sollen wir oder unser stifft dem vorgenanten iuden und sinen erben ye als ufft ein andern als guten burgen setzen in vier wochen nach dem, so wir des gemant werden. Deden wir des nit, werden die andern burgen dann gemant, so sollen sie leisten, als vorberedt ist, bis daz ein ander als guter (4) burge zu yn gesetzet wirt, ane geverde. Sich ensal (5) auch der burgen dheiner mit dem andern entschuldigen noch furziehen, daz siner mitburgen etlicher nit leiste oder in dem lande nit sy oder daz er in einer andern leystunge sij oder uber daz er iar und dage oder lenger zu leisten ungemanet blieben sy oder daz man frist und tag ane sin wissende und ane sine wort geben habe, sunder welcher gemant wirt, der sal leisten unvertzogenlich, als vorgeschriben stet, ane geverde. Were aber, daz der hernachgeschriben burgen dheiner nit recht deden und leisten, so sie des ermant wurden, als vorgeschriben stet, so mag der vorgenante iude, sine erben und ir helffer derselben phant anegriffen in huse, in felde oder in dorffe oder wo sie die gehaben mugen unverclagter dinge. Und sollen darane nit freveln und sal yn keynen schaden fugen noch bringen an keinerley sachen, ane aller geslahte geverde. Und wie lange der egenante iude und sin erbe oder die, von den vorgeschriben stet, diesen brieff ynnehaben mit eyme ing[esigel] oder me, alle die wile sin wir, unser nachkomen bisschoffen [!] und unser stifft zu Mentze yn die vorgeschriben schulde, heubtgut, atzunge, gesuch, brieff und botenlon und schaden, waz des wirt, schuldig und behafft zu geben ane alles hindernische [!] und bekommernisze geistlicher oder werntlicher gerichte oder ane gerichte, heimeliche oder oppenlich. Und mag noch nyman gesprechen, daz yn vergolten sy, ane geverde. Auch sal dem vorgenanten iuden und sinen erben und die, von den vorgeschriben stet, nicht hindern noch uns zu hilffe komen babestes bann, keysers gesetze nach keynerley herre gebot noch bede noch keynerley sache, weder hyndernische [!], wie yeman die erdencken, erdrachten kan, ane alles geverde. Were auch, daz der inges[igel] dheines (6) gebreche odir zu breche oder keynerley gebruche weren oder wurden an diesem brieff, er were myssegeschriben an buchstaben, an worten, und wurde naz (7) oder gelochert oder wie yme geschee, daz solde alles dem obgenanten iuden, sinen erben und den, die diesen geinwertigen brieff ynnehaben, keynen schaden bringen an irem heubtgute nach an irem gesuche, weder an atzunge oder an botenlon, ane alles geverde. Wir globen auch, die hernachgeschriben unser burgen gutlich zu ledigen und zu losen von dieser burgeschafft ane eyde und ane allen iren schaden, ane geverde. Dieser und aller vorgeschriben dinge zu eyme gezugnische [!] und zu warem urkunde, so haben wir unser inges[igel] gehangen an diesen brieff. So sint diz die burgen, von den vorgeschriben stet: Nicolaus von Grunenberg, unser kelner zu Miltenberg, Contze Dornberger, von denen Marqwart, sin bruder, Albrecht Stetenberger, Egen Seman von Kennekeim, unser amptman zu Bischoffesheim, Bernger von Eycholtzheim, centgrebe daselbes, Ebirhard Ruden, unser amptman zu Durn, und Ebirhard von Grumbach, unser amptman zu Kulsheim. Und wir, die itzunt genant burgen, bekennen, daz wir also burgen worden sin unverscheidenlich, und haben gelobet und globen an diesem brieffe mit guten truwen, ane geverde, zu leysten und zu dun in der wise, als da vor beschriben stet. Und des zu urkunde haben wir unser ing[esigel] auch gehangen an diesen brieff by unsers herren von Mentze ing[esigel]. Datum anno domini, Mᵒ CCCᵒ LXXoctavo, tertia feria post diem sancti Iohannis baptiste.

(1) Die Namensform Alatzheim ohne d lässt zwar vorderhand eher an Alsheim als an Adelsheim denken, doch ist Isaak von Adelsheim auch sonst mehrfach bezeugt; vgl. MZ02, Nr. 276 und MZ02, Nr. 196.

(2) 1279 Juni 24.

(3) Das Wort daruff ist über der Zeile eingefügt worden.

(4) Nach guter folgt ein durchgestrichenes in.

(5) Nach ensal folgt ein durchgestrichenes s.

(6) Nach dheines folgt ein durchgestrichenes zit.

(7) So für "nass".

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 9, fol. 80v-81v, Abschr. (minimal gekürzt, 14. Jh.), dt. und lat., Papier; Darmstadt, StA, A 14, Nr. 240 (Fotokopie).

  • Regesten der Mainzer Erzbischöfe nach 1374/75 9, Nr. 222 (http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/846) [Zugriffsdatum: 14. März 2016];
  • Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 261, S. 73 (ohne Nennung des Namens Isaak);
  • Darmstadt, StA, R 11 A Kurmainzer Regesten, Nr. 26.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 222, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/MZ-c1-001s.html (Datum des Zugriffs)

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