Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 345

[1385]

Erzbischof Adolf I. von Mainz bekundet, dass er den Juden Isaak von Augsburg mit Ehefrau Freude, ihren Kinder und der Schwiegermutter Jutta samt dem Gesinde für ihre Reisen zu ihm und von ihm in allen seinen Städten, befestigten Orten und Gebieten sicheres Geleit erteilt. Sie dürfen sich im Erzstift an einem Ort ihrer Wahl niederlassen und können dort die Geldleihe betreiben wie seine anderen Juden auch. Die Privilegierten erhalten Adolfs Schutz und müssen sich nicht an den Bede-Leistungen der anderen mainzischen Juden beteiligen noch anderes dulden, das ihnen nachteilig wäre. Machen sich Isaak, Freude oder Jutta einer Gewalttat schuldig, beträgt die Frevelbuße für sie jeweils höchstens fünf Pfund [Pfennige], sind ihre Kinder oder Bediensteten betroffen, so höchstens zwei Pfund, doch dürfen nur je zwei unbescholtene, nicht mit ihnen verfeindete Christen und Juden gegen sie als Zeugen aussagen. Der Erzbischof und seine Amtsträger verpflichten sich, den Juden gegebenenfalls beim Eintreiben ihrer Schulden bei Herren, Rittern, [Edel-]Knechten oder Juden zu helfen, und versprechen ihnen Schutz gegenüber jedermann. Ihnen wird darüber hinaus zugesichert, sie gegen ihren Willen weder zu Beden, Anleihen oder Geschenken zu zwingen. Außerdem genießen die Juden jederzeit das Recht des freien Abzuges, in welchem Falle sie Anspruch auf vier Meilen Geleit über ihren Wohnort hinaus haben sollen.

Wir, Adolff et cetera, bekennen etc., daz wir Isacken von Auspurg und Freudin, siner husfrauwen, und ire kind und Iutten, siner swiger, und alle die, die ire brod eszen, die gnade haben getan und tun sie yn (1) mit urkunde dieses briefes und geben yn eyn gut slecht geleyde in allen unsern steten, sloszen unde landen fur uns und den unsern und allermeniglich, ane alle geverde, iren liben und allen iren guten zu uns und von uns fur allermenglich, als vorgeschriben stet, ane allez geverde. Auch mag der vorgenante iude und iudynnen sitzen und wonen in allen unsern steten, sloszen und landen, wo sie wollent, und mogen lihen, geben und nemen als ander unser iuden. Und wir vertrosten den vorgenanten unsern iuden und iudynnen und alle die iren fur uns und die unsern, daz sie keinerleie zu schicken sollen haben mit andern unsern iuden von bede wegen oder mit keinerleie, daz yn geschaden moge oder daz wyder iren willen were, ane alle geverde. Auch werez sache, daz der vorgenante iude und iudynnen und ire kint und alle, die ire brod eszen sint, icht frevelten, so sal der vorgenante iude und sin wyb und sin swiger ir iglichs selber buszen mit funff phunden (2) und nit me. Daruber were auch, daz ir kint oder ire botlinge icht frevelten, so sal ir igliches buszen mit zweyn phunden und nit me daruber also bescheidenlich, ob sie besaget wurden von zwen erbern cristen und zwey erbern iuden, die nit ire vyende weren. Auch sollen wir und die unsern deme vorgenanten iuden und iudynnen und die iren beholffen sin uber ir scholt und zu deme rechten, wo sie des bedorffen, ez were gein herren, rittern, knechten und iuden und gein allermenglich, ane allen geverde. Auch versprechen wir uns, daz wir unde die unsern den vorgenanten iuden und iudynnen und die iren schirmen unde schuren sollen, wir und die unsern fur allermenglich. Und sollen wir und die unsern den vorgenanten iuden und iudynnen und alle ire erben und alle, die ire brod eszen sin, ane geverde, nit drangen, daz yn keinen schaden mochten brengen, ez were mit betzwengnisse, mit bede, mit lihen oder mit geben, daz wyder keiner ire willen were, ane allez geverde. Auch mag der vorgenante iude und iudynnen mit iren kinden, mit iren guten und mit iren knechten und meyden von uns tziehen und faren ungehindert und umbekummert von uns und den unsern, ane alle geverde, wann sie wollen. Und sollen wir sie geleyden vier mylen mit iren kinden, ire libe und ir gute und mit irem gesinde von der stat, da sie geseszen sin, mit einem guten geleide, da sie wol ane begnuget, ane geverde. Und sal diese gnade und friheit weren als lange die vorgenanten iuden hinder uns wonen. Datum. (3)

(1) Vorstehendes Wort wurde über der Zeile eingefügt.

(2) In den Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 447, S. 122, steht 5 bzw. 2 'Pfennig' statt 'Pfund'.

(3) Die Datierung der Urkunde in das Jahr 1385 erfolgte aufgrund ihres Umfeldes im Ingrossaturbuch.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 10, fol. 317r/v, Abschr. (leicht gekürzt, 14. Jh.); http://monasterium.net/mom/DE-StAW/MIB10/StA_W%C3%BC_MIB_10_fol_317/charter (Digitalisat); http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/666 (Digitalisat), dt. und lat., Papier; Darmstadt, StA, A 14, Nr. 295 (Fotokopie).

  • GJ 3, 1, S. 53 mit Anm. 70.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 17.08.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 345, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/CP1-c1-02rr.html (Datum des Zugriffs)

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