Quellen zur Geschichte der Juden im Erzbistum Mainz (1348-1390)

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Ebm. Mainz 2, Nr. 170

[um 1375]

Graf Walram von Sponheim[-Kreuznach] bekundet, dem Oppenheimer Judenbürger Salmon, Schwiegersohn des Mose, bzw. Salmons Erben 280 Gulden schuldig zu sein, zahlbar je zur Hälfte an Mariä Geburt und zu Halbfasten. Bei Tilgungsverzug wird ein Zins in Höhe von einem alten Heller pro Gulden und Woche fällig. Die als Bürgen eingesetzten Ritter Eberhard von Scharfenstein und Bechtolf von Ravensburg und die Edelknechte Wilhelm und sein Bruder Heinrich von Waldeck müssen gegebenenfalls nach Mahnung je einen Knecht und ein Pferd ins Einlager in eine von dem Juden bestimmte Herberge zu Oppenheim entsenden. Verleistete Pferde sind binnen acht Tagen zu ersetzen. Bezahlt der Graf Hauptsumme, Zinsen und Botenlohn dann immer noch nicht, werden die Bürgen gemahnt zu leisten. Wenn einer von ihnen über zwei Monate das Einreiten verweigert, darf der Gläubiger ungestraft die Pfänder der Bürgen angreifen und sie versetzen oder verkaufen. Fällt ein Bürge im Einlager durch Tod aus, muss Graf Walram nach erfolgter Mahnung binen eines Monats für Ersatz sorgen. Der Graf verspricht seinen Bürgen Schadloshaltung.

Wir, Walr[av] grave zu Spanheym, irkennen offentl[ich] an diesem brief vor uns und unser erben und dun kunt allen luden, daz wir schuldig sin und geben sullen Salmon, Moyses dochtermanne, juden bürg[er] zu Oppinheim, und sinen erben oder dem, der diesen brief von sinen wegen inne hat, zweyhundert und achtzig gulden gud von golde, müntze und gewiechte Mentzer werunge, die wir demselben juden, sinen erben, ob er nit enwere, oder dem, der diesen brief inne hat, sullen dun geben und bezalen halb, mit namen hundert und viertzig gulden off unser frauwen tag, zu latine genant Nativitas (1), erste kommende, und daz ander halbe teil der summen, auch hundert und viertzig gulden, zu halb fasten darnach allir nehiste kommende (2), ane geverde. Und zu welcher jeder vorgeschriben zyt wir odir unser erben dem egenanten iuden, sinen erben oder dem, der diesen brief von yren wegen inne hat, ye die summe geldes zu der zyt schinende nit endeden geben noch bezalen, so get darnach uff ieden gulden zu ieder wochen eyn alt heller zu gesuch, diese nachgeschriben bürgen leisten oder nit. Und han wir darvor zu merer sicherheide und stedekeit dem selben iuden, sinen erben oder dem, der diesen brief von sinen wegen inne hat, zu bürgen gesazt unverscheidelichen, als bürgen recht ist, die strengen, unser lieben getruwen Ebirhard von Scharpinstein, Bettolff von Raffinsberg, rittere, Wilhelm und Henrich, gebrüdere von Waldecke, edelk[nechte], also bescheidelichen, weriz daz wir oder unser erben dem iuden, sinen erben oder dem, der diesen brief von sinen wegen inne hat, yn die summe geldes zu [!] yn der zyt vorgeschriben nit endeden geben noch bezalen, wanne dan dieselben unser bürgen darnach von dem iuden, sinen erben oder dem, der diesen brief von sinen wegen inne hat, mit boden, briefen odir mont widder mont gemanet werdent zu huse oder zu hoffe, da sie wohnhafftig sint, so sal yr yglicher vor sich eynen knecht und eyn perd binnen den nehisten viertzehen tagen darnach in die stad zu Oppinheim in eyn erber herberge, darinne sie von dem egenanten iuden, sinen erben odir von dem, der diesen brief von sinen wegen inne hat, gewiset werdent, in leistonge schicken, als lange da zu leisten, biz daz dem iuden, sinen erben odir dem, der diesen brief von sinen wegen inne hat, in die summe geldes zu der zyt schinende und der gesuch, als vorgeschriben steet, der danne daroff gangen ist, gantz und zumale bezalt wirt, ane geverde. Verleistet sich auch derselben unser bürgen perde eyns odir mee, welches bürgen daz perd ist gewest, der sal eyn ander pert binnen den nehisten acht tagen darnach widder in leystunge stellen und das als dicke dun, als sin noit geschicht, ane argelist. Geschee itz auch, daz wir, grave Walr[av] oder unser erben dem vorgeschriben iuden, sinen erben oder dem, der diesen brief von sinen wegen inne hat, ye die vorgeschriben summe gulden zu yn der zyt schinende gesuch und bodenlon, der daroff gangen were, ane geverde, nit endeden geben noch bezalen und die vorgenant unser bürgen ermant wurden zu leisten, als vorgeschriben ist, welcher dan under yn bynnen zweyen maynden nehiste darnach kommende nit in leistunge zügen, so moget der vorgeschriben iuden, [!] sine erben oder der diesen brief von sinen wegen inne hat, affter den nehisten zweyen maynden darnach, mit gerichte oder ane gerichte, griffen an die [!] vorgenanten bürgen pande und die versetzen und verkeuffen, wem sie wollent, vor die summe gulden zu der zyt schinende, den gesuch und bodenlon, als vorgeschriben steet, der daroff gangen were, ane argelist. Gienge auch derselben unser bürgen eynre oder mee abe von dode wegen, da Got vor sy, wir, grave Walr[av], oder, ob wir nit enweren, unser erben sullen eynen andern als guden bürgen an des abegangen bürgen stad setzen bynnen dem nehisten maynde darnach, so wir des ermant werden, und das als dicke dun, als sin noit geschieht, ane argelist. Deden wir des nit, die ander unser bürgen sullent leisten, so sie des ermant werdent, wie vorgeschriben steet, ane geverde. Auch globen wir, die vorgeschriben bürgen, unser yglicher vor sich, in guten truwen und mit rechter wahrheide, gude bürgen (3) und veste und stede zu halden, waz vor von uns geschriben steet, und uns darwidder nit zu behelffen mit geistlicher noch werntlicher sicherheide, ane argelist und geverde. Auch sullen und wullen wir, grave Walr[av], und unser erben dieselben unser bürgen von dirre schulde und bürgeschafft gutlich losen ane eyde und ane yren schaden, ane alle arglist und geverde. Zu orkund dirre vorgeschriben stücke han wir, grave Walr[av] von Spanheim, vor uns und unser erben und wir, die vorgeschriben bürgen, unser yglicher vor sich, unser inges[igele] sementlichen dun hencken an diesen brief, der geben ist etc. etc. (4)

(1) September 8.

(2) Am Sonntag Laetare.

(3) An dieser Stelle wurde offenbar versehentlich ausgelassen: zu sin.

(4) Die Datierung aufgrund der vorkommenden Namen durch Johannes Mötsch in Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 2, S. 73, wurde übernommen. Im Kopialbuch ist das Stück zwischen Dokumenten aus den Jahren 1378 und 1385 zu finden, doch besteht darin keine stringente chronologische Ordnung. Vgl. zu dieser Urkunde MZ02, Nr. 171.

Überlieferung:

Koblenz, LHA, Best. 33, Nr. 12277, Stück 69, S. 219-227, Abschr. (zwischen 1750 und 1777), dt., Papier.

  • Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 2, Nr. 1657, S. 73.

(gem.) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2016

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, MZ02, Nr. 170, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/MZ02/CP1-c1-016q.html (Datum des Zugriffs)

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