Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 2270

1389 Dezember 1, [Friedberg, Burg]

Einträge im Friedberger Burggerichtsbuch zum Jahre 1389 unter der Tagesbezeichnung [Feria] quarta post Andree:

[1.] Den Reinigungseid soll die Jüdin Richelin Henne Wisselsheim am Donnerstag nach dem 18. Tag leisten: Item adidem nach dem achtzehenden tage (1) et uff den dornstag darnach umb diͤ unschult, diͤ Richelin judea tuͦn sulde Hennen von Wiszensheim.

[2.] Von Seiten der Jüdin Richelin wurde eine erste Klage gegen Frau Jutta Weise erwirkt: Item exparte Richelin iudee erst clage super frauwen Jutte Weisen.

[3.] Heinz Ackermann will beweisen, dass Peter Welder ihm versprochen habe, seine Teilbürgschaft gegenüber dem Juden abzulösen. Diesen Beweis soll er an drei Gerichtsterminen nacheinander erbringen: Item Heintze Ackerman wil irwisen Peder Welder, daz he yͤme geredt habe syne deil burgeschafft abzuͦtune gen dem juden und sal diͤ gewisunge tuͤn zuͦ dryn gerichten nach eynander.

[4.] Die Burgmannen haben Klaus Krämer gegenüber für Recht erkannt: Wenn die Jüdin Richelin [oder ihr Ehemann] Mans Krämer einen Gulden für einen Heller [als Zins pro Woche] geliehen, aber einen höheren Zins verlangt haben, soll Richelin ihm den Mehrbetrag bezahlen, sofern er es ihr beweisen kann. Sie ist dann zu nichts verpflichtet, selbst wenn sie ihre Aussage nicht beweisen will oder kann: Item han diͤ burgman gewiset gewist [!] Claus Cremir als recht ist, daz Richelin judeam [!] daz yme Mans eynen gulden lehe umb eynen hellir und habe des diͤ juden me gnomen, so sal sys yme keren. Inwiset he ez abir nit, so ist syͤ von yͤme ledig und wil sys oder kann sys nit irwisen und ist ledig.

[5.] Der Urteilsspruch im Rechtsstreit zwischen [Henne] Esel von Seiten Herte Seulbergers und der Jüdin Richelin wurde auf die nächste Gerichtssitzung vertagt: Item adidem proxime umb daz orteil inter Esel exparte Herte Sulburgers et Richelin iudeam, bis.

[6.] Peter Mengel hat eine erste Klage gegen den Juden Süßkind und Hartmann Becker hat eine solche gegen Gernand von Bellersheim erwirkt: Item Peder Mengil erst clage super Suszkind iudeum et Hartman Beckir erst clage super Gernand von Beldirsheim.

[7.] Von Seiten des Juden Liebermann wurde eine zweite Klage gegen Richolf Jonge und Heniz Rucker erwirkt: Item exparte Lipman iudei ander clage super Richolff Jongen et Heintze Ruͤker.

[8.] [Henne] Esel hat eine erste Klage gegen [den Juden] Süßkind und von Seiten Henne Müllers eine gegen Henne Eckel und eine weitere von Seiten Heinz Weners gegen Wessel zu den Gärten erwirkt: Item [Henne] Esel super Suszkind erst clage et exparte Henne Molners super Henne Eckil et exparte Heintze Wener super Weessel [!] zuͦn Garten.

[9.] [Henne Esel] hat von Seiten der Jüdin Schone [eine erste Klage] gegen Meckel Stump erwirkt: Item exparte Schonen der juden super Meckil Stuͤmpen.

[10.] Die Burgmannen haben bezüglich des Gebotsbriefes, den Herdan von Albach seinem Sohn gesandt hatte, für Recht erkannt, dass Wigand, der Sohn, die in dieser Urkunde gegebenen Garantien getreulich beachten soll. Der Rechtsstreit wegen des Gebotsbriefs zwischen Else Waltmann und Wigand von Albach wird bei der nächsten Zusammenkunft des Gerichts verhandelt. Dann soll Wigand seine Briefe den Burgmannen vorlegen, und bis dahin soll das Gut nicht angegriffen werden […], weder seinetwegen für Juden noch für Christen noch für irgendjemanden, sondern es bleibe unverändert, wie es heute ist: Item han die burgmannen gewist umb den gebotsbrive, den Herdan von Alpach syme sone gesant hatte, daz Wigant sin son den briff sal halden in al der masze als he sich virschriben hat. Item adidem umb den gebotsbriff inter Else Waltman et Wigant de Alpach daz Wigant sine brieve sal vor diͤ burgmanen brengen an dem nesten gerichte und sal bestellen daz daz (2) gut tzuschen unschedelich […] (3) blibe vor juden, vor christen und vor allirmenlich von sinen wegen als hude zu tage.

(1) [1390] I 13.

(2) Es folgt durchgestrichen da.

(3) In der Vorlage ist ein über der Zeile nachgetragenes Wort nicht mehr lesbar.

Überlieferung:

Darmstadt, StA, Best. F 3, Nr. 60, fol. 8r, Orig., dt., Papier.

Kommentar:

Zum Friedberger Burggerichtsbuch vgl. FW02, Nr. 618.

(dsc./gem.) / Letzte Bearbeitung: 06.04.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 2270, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/FW-c1-028g.html (Datum des Zugriffs)

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