Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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2374 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 2250.

Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 2253

1389 Oktober 6, [Friedberg, Burg]

Einträge im Friedberger Burggerichtsbuch zum Jahre 1389 unter der Tagesbezeichnung [Feria] quarta post Francisci:

[1.] Die Verhandlung der Rechtssache zwischen Henne Wisselsheim und der Jüdin Richelin, die jenem heute Rechenschaft bezüglich der Toten Hand geben sollte, wurde auf die nächste Gerichtssitzung vertagt, weil heute für die Jüdin ein Feiertag war: Item ad idem proxime inter Hennen von Wiszinsheim et Richelin iudee, als siͤ yͤme hude nach doder hand antworten sulde und was des ir vyrtag, darumb wart ez uffgeslen. (1)

[2.] Klaus Krämer hat eine zweite Klage gegen die Jüdin Richelin erwirkt: Item Claus Cremir ander clage super Richelin diͤ juden.

[3.] Heinz Oppermann muss dem [den Juden] Gumprecht vertretenden Henne Esel keinen Reinigungseid dafür leisten, dass er Bürge für Gerlach Schultheiß gewesen sein sollte, weil Esel den Schwur nicht akzeptieren wollte, und ebenso muss Heinz Rucker ihm gegenüber keinen Reinigungseid leisten. Esel hat von Rucker drei Gulden zu guter Rechnung erklagt: Item Heintze Oppirman ist ledig worden der unschult, als he Hennen Esel tuͤn sulde von Gumprecht wen, vor daz daz he unvirscheidinlich sulde burge sin gewest vor Girlach Schultheisz, want Esel siͤ nit nemen wulde und also ist Heintze Ruker der unschult gen yͤn ledig worden und Esel uff Heintze Ruker ircleid III gulden zuͦ guder rechenunge.

[4.] Gerlach Schultheiß verteidigt sich, dass ihn der Jude Gumprecht vor längerer Zeit verklagt habe wegen einer Sache, von der er nichts wisse. Es ging um 22 Gulden, für die er ihm Bürgen habe einsetzen müssen, was er unter der Bedingung getan habe, dass Gumprecht ihm sagen müsse, weswegen er ihn verklagt habe. Bis zum heutigen Tage habe Gumprecht ihm dies aber nicht gesagt, deswegen sei er (Gerlach Schultheiß) bezüglich der Vorwürfe des Juden unschuldig: Item Gerlach Schultheisze antwortet, daz yͤn Gumprecht der juden vorzyden ircleid hette umb sache, davon he nicht wiste, vor XXII gulden, und muͤste sich (2) des mit yͤme setzen und setzte yͤme des burgen mit solichen underreden, daz he yͤme sen sulde von wes wen he yͤn ircleid hette und habe des noch hutistages nit geseid und wes he yͤn daruber schuldiget, des siͤ he unschuldig.

[5.] [Henne Esel] hat von Seiten des Juden Gumprecht von Rule Erbsenbecher 19 Gulden zu guter Rechnung erklagt: Item [Henne Esel] exparte Gumprecht iudei ircleid super Rule Erbiszinbecher, bona computatione XIX florenos.

[6.] [Henne Esel] hat von Seiten der Jüdin Richelin eine zweite Klage gegen den Burggrafen, Herrn Sibold [Löw], Herrn Konrad von Kleen und Herrn Eberhard Weise erwirkt: Item [Henne Esel] exparte Richelin iudee super burggraven hern Sibolt [Lewen], hern Conrad von Cleen et hern Ebirhard Weisen.

(1) Bei dem hier genannten jüdischen Feiertag dürfte es sich um das Laubhüttenfest (Sukkot) gehandelt haben, das zwischen dem 15. und dem 21. Tischri gefeiert wird. Rechnet man das Tagesdatum des vorliegenden Gerichtsbucheintrages in den jüdischen Kalender um, so wird ersichtlich, dass die Verhandlung am 16. Tischri 5150 stattfand und damit in die Zeit des Laubhüttenfestes fiel.

(2) Es folgt durchgestrichen dar.

Überlieferung:

Darmstadt, StA, Best. F 3, Nr. 60, fol. 7r, Orig., dt., Papier.

Kommentar:

Zum Friedberger Burggerichtsbuch vgl. FW02, Nr. 618.

(dsc./gem.) / Letzte Bearbeitung: 06.04.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 2253, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/FW-c1-028c.html (Datum des Zugriffs)

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