Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 2325

[nach 1390 April 18]

Philipp, Herr zu Falkenstein und zu Münzenberg, dankt dem Rat zu Wetzlar dafür, dass seiner bereits mehrfach vorgebrachten Bitte nachgekommen sei, seinen Juden Geleit nach Wetzlar zu gewähren, um dort ihre Streitigkeiten austragen zu können, worin die Juden vom Rat unterstützt werden. Der Aussteller führt fort, dass er und die Juden der Ansicht sind, dass der Schulzins sowie der von Richel Reie geforderte Hauszins die Juden ungebührlich bedränge, da der Rat selbst wisse, dass die Juden aus Furcht vor körperlichen Angriffen aus der Stadt verdrängt wurden. Seither würden sie in Wetzlar weder Schule noch Haus nutzen, und den Zins für die Vorjahre, in denen sie beide Gebäude benutzten, haben sie Juden vollständig bezahlt. Aus diesem Grund fordert Philipp den Rat dazu auf, von weiteren Zinsforderungen abzusehen, und gleiches auch hinsichtlich des Ungelts zu tun, das der Rat noch von den Juden fordert. Im Übrigen, so Philipp weiter, hätten die Juden das Ungelt bislang aus freien Stücken gezahlt und nicht etwa wegen einer rechtlichen Verpflichtung. Ferner habe Philipps Jude Seligmann erfolgreich gegen Gerlach Morung geklagt, weswegen Philipp verlangt, ihn das Urteil so umsetzen zu lassen, wie es das Gerichtsrecht vorsehe. Philipp teilt weiter mit, dass der Rat ihn darum gebeten habe, den darüber zu unterrichten, dass auch der Rat ein Recht von den Juden fordere, und verbleibt mit der verbindlichen Forderung, seinen Juden endlich ihr Recht zu gewähren, weswegen er dem Rat zu danken haben würde. Der Aussteller kündigt sein Siegel an.

Philipps, herre tzu Falkenstein und tzu Mintzenberg.

Unsern fruntlichen grusz bevor, lieben frunde, als wir uch auch tzu andern getziden geschreben und gebeden han vor unser juden, en eyn gut geleyde tzu geben gen Wetzflar, ir sache usz tzu tragen und waz sij da tzeschicken hetten und en da rechtis tzu helfen, der bede ir uns nicht enhat versaget, dez wir uch danken. Dez meynent sij, daz ir sij etwaz bedrangit mit scholen tzins (1) und Richel Reye mit husztzins, meynent sij und dunckt uns, daz en dar an tzu kurtze geschie, want ir selbisz wiszet, daz sij liebis not von uch gedrungen hat. Also daz sij der scholen noch dez huses numme nutzent und hant iren verseszen tzins gantz und gar von den iaren, als sij is in gehabt han, wol betzalt, meynen wir, daz ir sij unmogelich dar an icht nodegit, und begeren, daz ir daz umb (2) unsern willen abersehet, auch umb ungelt, daz ir en hoischet, dunket uns nach irs brieffis lude, daz sij uch icht ungelt schuldig syn, und sagent also, waz sij uch von ungelde gegeben hant, daz sij uch daz umb bede willen gethan hant und nicht von rechte, und begeren, daz ir sij dar umb nicht endrangit. Auch als Seligman, unser jude, erclagit hat uff Gerlach Morung, daz ir deme folgen laszet gerichtzrecht nach deme, alsz he is erclagit hat, wo he daz sin uff her commit. Auch hettit ir tzu en icht tzu frihen und schrebit uns dar umb, (3) wir wolden sij auch laszen underrichten, daz uch recht von en widderfaren solde und bidden und begeren von uch, daz ir dese vorgenante sache alsus durch laszet gan und unser juden tzu irme rechten helffint und en dar tzu geleydes genug geben wullet, als ir woldet, daz wir uch teden off ir ichtes an uns gesonnet, als wir tzu andern getziden wol gen uch und dij uwern bewiset han, und laszt uns uwer gunst in desen sachen sporen, also daz wir uch dez tzu danken haben. Datum nostro sub sigillo. (4)

Rückvermerk:

Den erbern wisen luden, deme rade tzu Wetzflar, unsern lieben besondern frunden

(1) Wohl eine Abgabe der Juden in Wetzlar, um in einem Gebäude Gottesdienst halten zu können.

(2) Es folgt ein zweites Mal - allerdings durchgestrichen - das Wort umb.

(3) Es folgt durchgestrichen wo.

(4) Vgl. zur Datierung FW02, Nr. 2323.

Überlieferung:

Wetzlar, StadtA, Urkunden sub dato, Orig., dt., Papier.

  • Quellen zur Urfehdeleistung, Nr. 9.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 06.04.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 2325, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/FW-c1-027i.html (Datum des Zugriffs)

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