Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 1925

[um 1385]

Adolf [I. von Nassau], Erzbischof zu Mainz und Erzkanzler des Römischen Reiches in Deutschland, bekundet, dass er, seine Amtsnachfolger und das Mainzer Stift dem Ritter Hartmut von Bellersheim, dessen Erben oder dem rechtmäßigen Inhaber dieses gegenwärtigen Schuldbriefes 600 Gulden schuldig sind, die Hartmut dem Aussteller in Bar zum Nutzen und zur Notdurft des Stifts geliehen hat. Aus diesem Grund weist der Aussteller dem Ritter eine jährliche Gülte in Höhe von 60 Gulden an, die vom erzbischöflichen Zoll zu Aschaffenburg fällt, und die auf Kosten und Arbeit des Erzbischofs in Frankfurt oder Friedberg am Johannestag zu zahlen ist, und verfügt, dass der derzeitige oder zukünftige erzbischöfliche Keller zu Aschaffenburg ohne Widerrede für die Zahlung der jährlichen Gülte an Hartmut zu sorgen hat. Zur Sicherheit für Hauptgeld und Gülte setzt der Erzbischof die Ritter Sibold Löw, Hermann von Karben, Hermann Schelris, erzbischöflicher Vogt zu Seligenstadt, Henne von Rückingen, erzbischöflicher Amtmann zu Staden, Hermann Weiß und Sibold Schelm [von Bergen] unterschiedslos und jeder für die Gesamtschuld haftend zu Bürgen, die bei Nichtzahlung der Gülte und nach erfolgter Mahnung jeweils einen Knecht mit Pferd nach Frankfurt oder Friedberg in ein öffentliches Wirtshaus zu senden haben, das ihnen angewiesen wird. Darüber hinaus ist Hartmut dazu berechtigt, das ausgefallene Geld auf Schaden des Erzbischofs und seines Stifts bei Christen oder Juden aufzunehmen. Ausfallende Bürgen sind durch Erzbischof Adolf zu ersetzen, widrigenfalls haben die übrigen Bürgen zu leisten. Darüber hinaus wird vereinbart, dass Ritter Hartmut unter Berücksichtigung einer Frist von drei Monaten jederzeit dazu berechtigt ist, die Rückzahlung des Hauptgeldes zu verlangen; das gleiche Recht steht auch dem Aussteller und seinem Stift zu, die zudem für die Erstattung der eventuell bei Juden oder Christen anfallenden Kosten zu sorgen haben. Der Aussteller sagt seinen Bürgen Schadloshaltung zu. Der Aussteller und seine Bürgen kündigen ihre Siegel an.

Wir Adolph von gots gnaden des heiligen stules zu Mentze ertzbischoff, des heilgen Romischen riches in Dutzschin landen ertzcanceler, bekennen fur uns, unser nachkomen und stifft zu Mentze und tun kunt offinlich an diesem briefe allen den, die yn sehen oder horen lesen, daz wir recht und redelich schuldig sin und gelten sollen deme vesten ritter Hartmude von Beldersheim, unserm liebin getruwen, sinen erben oder wer diesen brieff mit sinem wiszen und willen kuͦntlich innehat, seshundert gude gulden Franckenfurter weruͦnge, guͦt von golde und swere gnuͦg von gewichte, als zu Franckfurt genge und gebe sint, die er uns an gereidem gelde gutlich geluhen hat und wir sie in unsern und unsers stifftes kuntlichen nuͦtze gekart und gewand han, danne (1) sollen wir, unser nachkommen oder stifft zu Mentze ym alle jar reichen, gebin und antworten uff unser kost, erbeit und verloist sechzig gude golden geldes der selben werunge zu Franckfurt oder zuͦ Friedeberg, in burg oder stad, in welicher der etzwier stede eyne sie wollen, uff sant Johans tag baptisten vor der erne gelegen (2), ane geverde. Die sechtzig gulden wir yn bewiset und virschrebin habin, bewisen und virschriben an diesem bireff uff unsern zolle und kelnerie zu Aschaffenburg. Darumb heiszen und gebieden wir in krafft dieses briefes unsern kelner zu Aschaffenburg, der itzunt da ist oder wer zu tziden unser kelner da wirdet, daz er deme vurgenanten Hartmude von Beldersheim, sinen erben oder behelder dieses brieffes als vorgeschriben stet, die vorgenanten sechtzig gulden geldes ierlich uff die zijt und an der werunge, als vor geschriben stet, veriehin, gebin und antworten sal an allen indrag, vertzog und hindirnisse. Fur daz heubit gelt und auch die jerliche gulde da von zu riechten, als vorgeschriben stet, han wir yn zu burgen gesetzet unverscheidelich und iglichin fur fol die vesten rittere Sibolde Lewen, Herman von karben, Herman Schelris, unsern void zu Selgenstad, Hennen von Ruckingen, unsern amptman zu Staden, Herman Wiesen und Sibold Schelm, unsern lieben getruwen. Also bescheidelich, weres sache, daz wir, unser nachkomen oder stifft yn die vorgenanten gulde nit ierlich reichten uff sante Johans tag, als vorgeschriben stet, und sumig daran worden, so mogen die vorgenanten Hartmud, sine erben oder innehelder dieses brieffes als vorgeschriben stet die vurgenante gulde nemen zu cristen oder zuͦ juden uff unsern und unsers stifftes schaden, als dicke yn des noit geschiet und verseszen werden, ane geverde. Und reden wir fur uns, unser nachkomen und stifft den selben schaden, der uff die gulde dan get, abe zu dune, glicherwisz als die gulde, und wann die ierliche gulde eynen mand also zu schaden gestanden ist, so mogen sie darzuͤ die vurgenanten unser burgen manen, zu huse oder zu hoffe, mit boden oder mit brieffen, muͦnd wider muͦnd, wie sie danne von yn oder yren gewissen boden gemand werden, so sollen sie zu stunt in den nesten achtagen nach der manunge ir iclicher eynen knecht mit eyme perde senden und stellen gein Franckfurt oder Friedeberg, in burg oder staid, in eins uffin wirtshuͦsz, wo sie dan von yn oder iren boden hin werden gewiset, und sollen da ynne leisten unverscheidelich als gude burgen und burgen recht ist, ein pherd nach dem andern in leistunge zu stellen, als dicke des noid geschiet, und uz der leistunge nit komen als lange, bisz wir, unser nachkomen und stifftes den vorgenanten Hartmunden von Beldersheim, sinen erben oder behelder dieses brieffes als vorgeschriben stet die verseszen gulte, bodenlone, leistunge und andern kuͦntlichen schaden, der zu cirsten oder zu juden kuntlich daruff gangen were, gantze und gar abegetan und vergolden han, ane alle geverde. Gingen auch der egenanten burgen eyner oder mee hie binnen abe von dodes wegen, verdorben oder furen von deme lande, wie daz geschege [!], des got nit wolle, so sollen wir, unser nachkomen und stifftes yn eynen andern oder ander als gude burgen binnen eynen mande darnach wir des ermanit worden wider an des oder an der abgegangen stad setzen, als dicke des noit geschied, ane geverde. Wo des nit geschee, so mogen sie die andern unsern burgen manen, die noch oder in deme lande sin, die yn auch zu stunt sollen infaren und leisten in aller der masze, als vorgeschriben stet, wie dicke des noit geschit, als lange, bisz daz yn alle ire folle (?) dar ane geschit, ane alle geverde. Auch ist beredt, wan sie ir gelt wider haben und sin nit lenger inbern wollen, daz sollen sie uns, unser nachkomen oder stiffte ein virteil jars zu furent sagen und virkundigen mit boden oder mit brieffen oder muͦnd wider mund. Wan sie daz getan han, so sollen wir yn ir gelt gut von golde und swere von gewichte unverzogelich als zu Franckfurt genge und gebe ist, wider geben inwendig virtzehen tagen, den nesten nach deme vurgenanten virtel jares, ane widerrede und hindernisze aller menliches und yn daz antworten, weren und betzalen zu Franckfurt oder zu Friedeberg, in burg oder stad, wo sie wollen und als da gewonlich ist. Wo des nit geschee, so mogen sie die obgenanten unser burgen manen als vorgeschriben stet und die sullen zu samt yn dan infaren und leisten, als vorgeschriben stet, als lange, bisz daz geschit, ane geverde. Auch wanne oder wiliches jares wir, unser nachkomen oder stifft die vorgenante gulde wider abe von yn wollen losen, daz sollen wir yn auch ein virtel jares zu vornt sagen und verkundigen vor sante Peters tage genant zu latine ad kathedram, und dan ir gelt, die vorgeschriben seshundert gulden der vorgenanten werunge, uff den vurgenanten sante Peters tag oder in den nesten virtzehen tagen darnach gebin, weren und betzalen in der vorgenanten tzwier stede eine, in burg oder stad, und in der masze, als vorgeschriben stet, daz sie von uns, unser nachkomen und stifft wider nemen sollen, ane alle widerrede und hindernisze. Wo wir des nit deden, so solde die gulde des nesten zukunfftigen jares da von erschinen sin. Auch wan wir, unser nachkomen oder stifft yn die vorgeschriben ses hundirt gulden der egenanten werunge mit aller verseszen und erschienen gulde da von und [!] kuntlichen schaden, der zu cirsten oder zu juͦden daruff gangen were, in der forme als vorgeschriben stet, betzalt und wider geben han, so sollen wir, unser nachkomen und stifft und unser burgen vorgenant, die wir itzunt han gesetzet oder hernach setzen werden, von yn ledig und lois sin und sal dieser brieff dann doit sin und keine macht oder krafft me haben und sullen uns den wider gebin und antwortin ane alle widerrede und indrag. Auch reden wir fur uns, unser nachkomen und stifft, diese vorgenanten unser burgen von dieser burgeschafft gutlich zu losen und zu entheben ane eyde, noitrede und ane allen yren schaden, und alle vorgeschriben stucke, punte und artikel, wie die in diesem brieffe begriffen sin und geschriben sten, stede, veste und unverbrochlich zu halden und uns dar wider nit behelffen mit eynchen sachen, ane alle geverde und argelist. Und als lange die burgen Hartmund von Beldersheim, sine erben oder inhelder dieses brieffes, als vorgeschriben stet, diesen brieff innehant mit eynem gantzten ingesigel oder mit me ingesigel, so mag oder ensal nyman sprechen, daz yn daz heubitgelt worden oder betzalet sij oder dieser brieff gefalschet sij oder der burgen keiner ledig sij ane alle geverde. Und des zu eyme waren urkunde und stedekeit han wir Adolph ertzebischof vorgenant unter ingesigel an diesen brieff gehangen. Und wir, die obgenanten burgen Sibold Lewe etc. erkennen uns, daz wir also rechte burgen worden sin und diese burgeschafft an uns genomen han und rede und globin mit guden truwen [unde] mit rechter warheid, den egenanten hern Hartmunde von Beldersheim, sine erben oder inhelder dieses brieffes als vorgeschriben stet unverscheidelich burgen zu sin fur houbitgelt, gulde, leistunge und andern kuntlichin und mogelichin schaden, der zu juden oder zu cristen daruff gangen were, und recht zu thun, obe ez zu schuldin kommet, in aller der masz, als vor von uns geschriben stet, und sal uns dar wider nit schuren keinerlei friheit, burgmanschaff [!], gnade oder geleide der fursten, herren oder steden, und sollen uns dar wider nit setzen oder beholffen mit keinerlei gerichte, geistlich oder werntlich, oder mit keinen andern sachen, wie die iemand erdencken mochte, und sal sich unser keiner uff den andern ziehen, dann stede, veste und unverbrochlich zu halden alle vorgeschriben stucke, punte und artikel, besampt und ir iclicher besunder, in aller der masze, als vorgeschriben stet, ane alle geverde und argelist. Des zu urkunde etc. (3)

(1) In der Vorlage folgt an dieser Stelle irrig von.

(2) Juni 24.

(3) Zur fehlenden Datierung siehe die Anmerkungen zum bislang vorliegenden Regest, denen wir hier gefolgt sind. Die Abschrift im MIB trägt die etwas jüngere Überschrift Hartmud de Beldersheim.

Überlieferung:

Würzburg, StA, Mainzer Ingrossaturbuch 10, fol. 410r-411v, Abschr. (gleichz.); http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/2998 (Digitalisat), dt., Papier .

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 07.05.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 1925, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/FW-c1-024b.html (Datum des Zugriffs)

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