Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 2076

[1387, zwischen September 8 und 14], [Frankfurt a. M.]

Formular eines undatierten Judeneides: (1)

Dies ist ein weiterer Judeneid, betreffend die Art, wie sie ihn zu schwören haben (Dijt ist aber eyn juͤden eid, wij sie sollen sweren): Er soll auf einer Sauhaut stehen, die fünf Bücher Moses haben vor ihm zu liegen und seine rechte Hand hat er bis zum Handgelenk in das Buch zu legen; den Text, den der [Eidhelfer], der den Eid stabt, vorspricht, hat er nachzusprechen (Er sal uff eyner suwehuͦde sten unde sollent funff bucher hern Moyses vor yme ligen unde sal yme die rechte hand bijs an dyͤ rist in dem buche ligen unde sal also sprechen, noch deme, der den judeneyd gibet): 'Hinsichtlich der Güter, die man von Dir verlangt, dass Du von solchen nichts weißt und diese nicht in Deiner Verfügungsgewalt stehen, sie weder versteckt noch unter der Erde vergraben oder mit Schlössern versperrt sind (umb alsoliche gud, alsz dich der man zihet, daz duͦ des nicht enweist, noch enhast, noch in dine gewald nyͤ gewonnen noch undir keyne dyme beheltnisze nyt enhabest, undir erdin virgrabin noch mit sloszen besloszen). So helfe Dir Gott, der Himmel und Erde, Tal und Berg, Wald, Laub und Gras geschaffen hat. So helfen Dir die Gesetze, die Gott selbst geschaffen und mit seiner Hand geschrieben und Mose auf dem Berg Sinai gegeben hat. So helfen Dir die fünf Bücher Moses. Widrigenfalls mögest Du dich bekoten (beschiszin), wie dies auch der König von Babylon tat, und Schwefel und Pech sollen über Deinen Hals rinnen wie der Regen, der über Sodom und Gomorra niederging (2), 200 mal und mehr. Die Erde soll wegbrechen und Dich verschlingen, wie sie es mit Datan und Abiram tat (3), und Dein Samen soll nicht zu dem übrigen Samen in Abrahams Schoss gelangen. Wenn Du hingegen die Wahrheit schwörst, so helfe Dir Adonay, andernfalls sollst Du erkranken wie Neomann und Jesse erkrankten, und Dich der Schlag treffen, der das israelitische Volk traf, als sie aus Ägypten auszogen (4), dass das Blut an Dir klebe und nicht mehr abgehe, wie es Dein Geschlecht wünscht, da sie Jesus Christus verurteilten und marterten und dabei sprachen, dass sein Blut auf sie und ihre Kinder kommen solle. Wenn Du hingegen die Wahrheit schwörst, so helfe Dir der Gott, der Moses in dem brennenden Busch erschien, der dennoch nicht abbrannte (5), wenn der Eid, den Du geleistet hast, wahr ist, bei Deiner Seele, die am Jüngsten Tag vor das Gericht tritt. Abraham, Isaak und Jakob, schwörst Du die Wahrheit, so helfe Dir Gott und der Eid, den Du geleistet hast.

(1) Da der Judeneid in unmittelbarem inhaltlichem und wohl auch zeitlichem Kontext zu FW02, Nr. 2074 und FW02, Nr. 2077 steht und in der Handschrift unmittelbar dem Speyerer Judeneid von 1387 [zwischen September 8 und 14] vorausgeht, dürfte er zur selben Zeit niedergeschrieben worden sein.

(2) Gen. 18 f.

(3) Num. 16.

(4) Ex. 13,17-15,21.

(5) Ex. 2,23-4,18.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Kopialbuch 6, fol. 74r/v, Nr. 106, Abschr. (14. Jh.), dt., Papier.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 416, S. 193 f. (datiert zu 1392).
  • Inventare des Frankfurter Stadtarchivs 3, S. 193.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 26.03.2019

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 2076, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/FW-c1-01sr.html (Datum des Zugriffs)

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