Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

Zurück zur Übersicht

2374 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 2043.

Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 2046

1386 November 15

Heile Keppeler, Herte Keppeler und Conze Keppeler, Bürger zu Dorfelden, und Rupel Kreling von Hochstat und Erwin von Dorfelden, Bürger zu Frankfurt, bekunden, dass sie unterschiedslos und jeder für die Gesamtschuld haftend von Wolf, Sohn des verstorbenen Fivelin von Dieburg, Judenbürger zu Frankfurt, 32 Gulden geliehen haben, die am Michaelstag zurückzuzahlen sind. Bei Nichtrückzahlung werden anschließend wöchentlich drei alte Heller je Gulden an Zinsen berechnet. Sobald Wolf oder seine Erben nicht mehr länger auf das Geld verzichten wollen, sind sie dazu berechtigt, die die Schuldner zu mahnen, jeden einzeln oder alle zusammen, woraufhin die Gemahnten unverzüglich nach Frankfurt in eine öffentliche Herberge einzufahren haben, die ihnen angewiesen wird, und dort in rechter Geiselschaft solange zu verharren, bis dem Juden Hauptgeld, Einlagerkosten, Zehrungskosten, Botenlohn und Zinsertrag vollständig gezahlt worden sind. Während der Dauer dieser Geiselhaft sind Wolf und seine Erben dazu berechtigt, den Besitz der Schuldner ohne Gericht anzugreifen und zu pfänden, wobei mögliche Schäden der Gläubiger durch die Schuldner zu erstatten sind. Die Aussteller versprechen, die Schulden gütlich zurückzuzahlen und sich zum Nachteil des Juden keiner geistlichen oder weltlichen Gerichte zu bedienen. Heile, Herte und Conze Keppeler sagen ihren beiden Mitschuldnern Schadloshaltung zu. Auf Bitten der Aussteller siegelt Hanemann Schäfer, weltlicher Richter zu Frankfurt.

Ich Heyle Keppeler, ich Herte Keppeler, ich Contze Keppeler, ich Ruͦppil Creling von Hohinstat und ich Erwin von Dorfeldin, buͤrger zuͦ Franckinfurt, erkennen uns offinlichin mit dysem briffe, daz wir unde unser erben unverscheidelichin, unser iglicher fur vol und unser keiner sich mit siner anzal nyt abe zuͦ setzendin, schuldig sin und geltin sollin Wolffin, Vyfelins son waz von Dippurg, judin burger zuͦ Franckinfort, und sinen erben zwene und driszig guͦldin guter, cleiner, swerer, gewegener guͦldin. Daz selbe gelt globin vorgenante sachwaldin fur uns und unsere erbin dem vorgenanten judin und sinen erbin gutlichin zu geldene und zu gebene und zuͦ bezalne uff sant Michels dag nuͦ nest komet (1) nach datum dyses briffes. Wo wir ader unser erbin daz nyt indedin, so ginge dar affter uff ye den guldin besuͤnder dru alde heller zuͦ gesuche zuͦ ye der wochin, mit alsolichin furwortin. Wanne der vorgenante jude ader sine erbin der vorgenanten summen geldes und gesuch, der dar uff gen mag, nyt lenger inbarn inwollent affter der vorgenanten zijt ader dar fore, so hant sie gewalt uns zuͤ manene, uns alle ader eynen ader me, welchin sie wollent und wanne wir also gemanet werdin von dem vorgenanten judin ader von sinen erbin, ader von sinen boten, zuͦ huse ader zuͦ hofe ader munt widder munt, so globin wir zuͦ stuͤnt in guten truwen an eidistat [!] und glicherwijs alz hetten wir die hende uff die heilgin gelacht und eynen gestabeten eyt gesworn, zuͦ stunt zuͦ Franckinfort yn zuͦ komen in eyne uffin hirburge, da wir von yn ingewyset werdin, und da inne in rechter gyselschafft zuͦ ligin und daruz numer zuͦ komen, als lange biz daz wir vorgenante sachwaldin ader under erbin dem vorgenanten judin und sinen erbin heubitgelt, gyselschafft, kost, zerunge, botenlon und gesuch, der dar uff gen mag, gentzlichin han bezalet, abegedan und virguͤldin ane geverde. Und wie wile wir in gysilschafft legin, so mochte doch und hette gewalt der vorgenante jude ader sine erbin unser phant und unser gude ane zuͤ gryffin ane alle gerichte, wo sie da […] (2) komet und mochte da mede duͤn und laszin, alz mit andern eren eygin […] (3) waz sie des […] (3) schadin nemen, den globin wir yn abe zuͤ duͤne bij der vorgenanten globede (?), glich dem heubitgude mit dem andern schadin. Auch globin wir vorgenante sachwaldin fur uns und unser erben und der vorgenanten globete, dem vorgenanten judin und sinen erben daz vorgenante heubitgelt, gysilschafft, kost, botenl[on und ge]such und aller schaden, der dar uff gen mag, gutlichin zuͤ geldene und zuͤ gebene und uns [darwi]dder nyt tzuͦ behelffene mit geistlichen ader mit werntlichen gerichte ader mit keinen andern sachen, die uns fromelichin mochtin gesin ader dem vorgenanten judin schedelichin an dem vorgenanten heubitgude, schade und gesuch, der dar uff gen mag. Wer auch dysin briff inne hat mit willin und wiszin des vorgenanten judin und siner erbin, dem reddin wir vorgenante sachwalden und unsere erben zuͤ haldene und zuͤ duͤne glicherwijs als dem vorgenanten juͤdin. Alle dyse vorgeschrebin redde, stuncke [!], phuͤncte und artickil globin wir vorgenante sachwaldin fur uns und unsere erbin bij der vorgenanten globete, als wir uns an dysem bryffe virbundin, globit und virschrebin han, stede und feste zuͤ zuͤ [!] haldin ane alle widder redde und bose frunde, ane argelist und geverde. Wers abir, daz wir also andedig wordin, und daz alles brechne [!], so gebin wir yn die gewalt, alz da vor stet, unser lip und alle unser gut ane zuͤ gryfin ane alle gerichte, wo sie dar uff komen und mogent, da mede duͤn und laszin alz mit andern eren eygin gudin, und waz sie ader ir frunde des ane gryffes schadin nemen, den globin wir bij der vorgenanten globede yn abe zuͤ dune ane allin eren schaden. Auch globin ich Heylman Keppeler, ich Herte Keppeler und Ich Contze Keppeler, die vorgenanten, in guten truwen an eidistat [!], wie wole Ruppil Creling von Hohinstat und Erwin von Dorfeldin, die vorgenanten, dyse schult mit uns unverscheidelichin schuldig sint und fur vil sachwalde sint, sie hie von zuͤ losene und zuͤ inthebene ane eid und ane allin sinen und siner erbin schaden. Des zuͤ urkunde so han ich Heylman Keppeler, ich Herte Keppeler, ich Contze Keppeler, ich Ruppil Creling und ich Erwin von Dorfelden, die vorgenanten, wir alle gebedin den bescheidin man Hanneman Scheffer, eynen werntlichen richter zuͦ Franckinfort, daz er sin ingesigel fur uns und unsere erben zuͤ gezuͤgnisze dyser dinge an dysin briff hat gehangin. Und ich Hanneman Scheffer vorgenant irkennen mich, daz ich myn ingesigel durch Heilman, Herten, Contzen, alle dru von Dorfelden, Ruppiln und Erwin der vorgenanten bede willin an dysin brieff han gehangen. Datuͤm anno domini MᵒCCCLXXX sexto, feria quinta post Martini episcopi. (4)

Rückvermerk:

[…] geltis […] sein briffe ist Heylen wordin XII gulden | so Herten V gulden, so Contzen Keppeler V gulden (gleichz. Notiz); hebr. Rückvermerk (5): '32 Gulden, 22 Kislew, 157 [= ], Donnerstag, bis Michel ohne Zinsen, Kuntze Kepler, Heilman Kepler, Hert Kepler sind Schuldner und es schuldet mit ihnen Rupe Bos [?], von Ostet, Erwin von Dorvelt, Erwin ist da [?]' (ל׳׳ב זהוב׳ כ׳׳ב כסליו קמ׳׳ז יו׳ ה׳ עד מיצל בלא רובית קונצא קעפלער היילמן קעפלער הרט קעפלער חייבי׳ והייב עמהם רופא בושא מאושטט ערוין מדורוולט. ערוין פה)

(1) 1386 September 29.

(2) Es folgt ein nicht mehr lesbares Wort.

(3) Es folgen ca. zwei nicht mehr lesbare Wörter.

(4) Die Urkunde weist Tilgungsschnitte auf.

(5) Es handelt sich um keinen Dorsalvermerk im eigentlichen Sinne, sondern um eine Notiz auf der Plica, die hier unter dem Oberbegriff 'hebr. Rückvermerk' subsumiert wurde, damit sie bei den Recherchefunktionen berücksichtigt wird.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Juden Urkunden, Nr. 64, Orig. (teilweise durch Feuchtigkeit nicht mehr lesbar), dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 322, S. 127.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 06.04.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 2046, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/FW-c1-01s2.html (Datum des Zugriffs)

Lizenzhinweis

Die Datensätze stehen unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Lizenz und können unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen frei nachgenutzt werden. Sofern nicht anders angegeben, sind die verwendeten Bilder urheberrechtlich geschützt.

Zurück zur Übersicht