Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 1756

1383 März 1

Christine, Witwe des Ritters Rudolf von Sachsenhausen, und ihre drei Söhne Rudolf, Friedrich und Wolf, Gebrüder, bekunden, dass sie gemeinschaftlich den Juden und Gebrüdern Mose und Ber, Söhne Simons von Seligenstadt, Judenbürger zu Frankfurt, und deren Erben 1.000 Gulden schuldig sind, die sie ihnen in Raten zu jeweils 250 Gulden während der nächstkommenden Frankfurter Fasten- und Herbstmessen zurückzuzahlen versprechen. Zur Sicherung dieses Versprechens bekunden Rudolf und seine Frau Irmel, dass sie den Juden als Unterpfand einen besiegelten Brief des Herrn von Falkenstein über 100 Pfund Heller Geld, die für 1.000 Pfund Heller Frankfurter Währung zum Wiederkauf stehen, verpfändet haben. Darüber hinaus verpfänden Christine und ihre drei Söhne den beiden Juden vier Morgen Weingarten, gelegen an dem Goldberg und auf den Fersbrunnen stoßend, sowie die Besserung eines zu Sachsenhausen gelegenen Gartens genannt 'Auf der Hofstätte' auf dem die von Hohenrad gebaut haben und den dieselben Schuldner bereits vor Bürgermeister und Schöffen zu Frankfurt nach Stadtrecht an die Juden verpfändet haben. Sofern die Juden, ihre Erben oder derjenige, der mit Wissen und Willen der Juden im Besitz dieser gegenwärtigen Urkunde ist, eine der vorgenannten Raten über 250 Gulden nicht ordnungsgemäß erhalten sollten, so steht es ihnen frei, die vorgenannten Pfänder anzugreifen und damit gleichsam den Schuldnern zu verfahren und den Gültbrief oder die Liegenschaften an Dritte zu veräußern oder zu verpfänden, ohne sich damit den Zorn der Schuldner zuzuziehen. Mit einem derartigen Erlös sollen Hauptgeld, Kosten, Botenlöhne und Zinsertrag bezahlt werden. Irmel bekundet in Betreff des Gültbriefes, den sie und Rudolf an die Juden verpfändet haben, dass in diesem Gültbrief geschrieben stehe, dass das belastete Gut gelöst sein solle, sofern Irmel ohne Erben stürbe, jedoch besitze sie noch andere Güter, was sie unter Verweis auf ihre weibliche Ehre beeidet. Die Aussteller bekunden, dass der rechtmäßige Inhaber der gegenwärtigen Urkunde die vorgenannten Forderungen geltend machen könne. Für den Fall, dass sie eine der vorgenannten Raten nicht ordnungsgemäß zahlen, ist den Juden ebenfalls gestattet, die Schuldner zu pfänden. Die Aussteller sagen zu, die vorgenannten Artikel gütlich einzuhalten und kündigen ihre Siegel an.

Ich Cristine, etzwan eliche frauwe hern Rudolffes von Sassinhusen, rittere, dem god gnade, und ich Ruͦdolff, und ich Friderich, und ich Wolff von Sassinhusen, gebruͦdere, der vorgenanten frauͤwen Cristinen sone, veriehen und bekennen uns uffinlichin mit disme brieffe, daz wir und unser erben unverscheidelichen, unser ieglichir fuͤr vol, und unser keyns sich mit siner antzal nyt abe zuͦ scheiden, schuͦldig sin und gelden suͦllin Moisze und Bern, Symonis sone von Selginstat, gebruͤdern, juͦden, buͤrgern zuͦ Franckford, und iren erben duͦsent guͦlden guͦter cleiner swere gewener guͦlden. Daz selbe gelt globen wir fur uns und unser erben den vorgenanten juͦden oder iren erben oder dem, der dissin brieff inne hat mit irem willin und wiszen, ane allin vertzog zuͦ geldene und zuͦ gebene und zuͦ Franckford guͦtlichen ztuͦbetzalne [!], mit namen: Drittehalbhuͦndert golden in der alden Franckinforter mesze, die nuͦ nehist komet noch gifft diesses brieffes, so drittehalphuͦndert gulden in der fastin in Franckinforter nuͦwe mesze, die dar nach nehist komet, und dar nach alle Franckforter alde mesze und nuͦwe mesze in yeglicher mesze drittehalphuͦndert guͦlden, als lange biz daz wir oder unser erben den vorgenanten juͦden oder iren erbin oder wer dissin brieffe inne hat mid irem willen und wissen, die obgenanten dusent guͦlden gentzlichin han betzalt und vergolden. Unde dar fuͦr zuͦ merer sicherheit, so setzin ich Rudolff vorgenant und Irmel, sin eliche frauͦwe, den vorgenanten juͦden oder iren erben vuͦr die vorgenante summe geldes zuͦ pande einen uffin besigeltin briff, der da besagit huͦndert puͦnd heller geldes, und zuͦ widerkauͦffe stent duͦsent phuͦnt heller Franckinforter werunge, von unserm herre von Falkinstein, und dar zuͦ setzin ich Cristinen Rudolff, Friderich und Wolff den vorgenanten juͦden und iren erbin vier morgen wingartin, die gelegin sind an dem Goltberge, und stoszint uff den Fersborn, und unser beszeruͦnge des garten, gelegen zuͦ Sassinhusen, genant uff der hofestad, dar uff die vom Hohinrade gebuͦwit han, die wir den juͦden uff gegebin han vuͦr buͦrgermeistere und scheffen zuͦ Franckford nach der selbin stad recht und gewonheit. Also bescheidelichin, wers sache, daz den vorgenanten juden oder iren erben oder dem, der dissin briff inne hat mit irem willin und wiszin zuͦ ie der vorgenanten ziͤd nyͤt gantz und gar betzalt wordin drittehalphuͦndert guͦlden, so habin die vorgenanten juͦdin oder ire erben oder der, der dissin brieff inne hat miͤt irem willen und wiszin, gewalt mid dem vorgenanten briffe und auͦchg mid den vier morgen wingarten und mit der beszerunge des garten, als vorgeschriben sted, zuͦ tuͦne und zuͦ laszin glicherwijs, als ich Cristine, Rudolff, Irmel, Fryderich und Wolff vorgenant oder unser erben selber, dar myde tuͦn suͦlden oder mochtin oder den brieff und die vier morgin wingarten und die beszerunge des gartin als vorgeschriben sted [zu] versetzin oder verkeuͤffin, weme sie wuͤllint, an allin unsern und eyns jeglichin von unsern wegin widerrede und hindernisse, als verre und als vile daz sie zuͦ ie der vorgeschriben ziͤd bezalt sind heuͤbtgeldes, kost, botinlon und schaden, der dar uff gen mag oder gegangen were. Und ich Irmel vorgenant irkenne mich, wie wile in dem brieffe, den ich den egenanten juͦden zuͦ merer sicherheit mid hern Rudolffin, myme [!] eliche wirten zuͦ pande gesast han, geschribin sted, daz daz guͤt wider hinder sich fallin sulde uff myne fruͤnde, ob ich an erbin von todes wegin abe ginge, daz got vor sijͤ, dar gein han ich ander guͤt, daz beszir ist ingenomen und han auch vertziegin und vertzigen luterlichin fuͦr mich und alle myne fruͦnde und erben, und han daz geglobt uff myn wipliche ere unverbrochelichen stede zuͦ halden. Und wers sache, daz ich an erbe von todes wegin abe ginge, ee dan die vorgenanten juͦden oder iͤre erben der obgenanten summe geldes gentzlichin und gar bezalt wordin, als vorgeschriben sted. Dar zuͦ han ich Cristine, Rudolff, Friderich und Wolff vorgenant den egenanten juͦden und iren erben und deme, der dissin brieff inne hat miͤt irem willen und wiszin, irleuͤbit und irleuͤbin ine mit disme brieffe zuͦ wilcher der vorgeschriben ziͤd wir oder unser erben sie nyͤt bezeltin, als vorgeschriben stet, daz die vorgenanten juͦden oder ire erben oder der, der dissin brieff inne hat mit irem willen und wiszen oder ir helffere, wer die werin, oder wem sie daz bevelin unser alle oder unser eyns oder me oder unser erben guͤt und pand, die wir zuͦ der ziͤd hetten, ez sie lieginde oder farende, irsuͦcht und unirsuͦcht, wo sie die ane koment oder findent, mid gerichte oder an gerichte, wie in daz aller ebe ist, komet sullen und mogen, ane griffen und an sich nemen an alle unsern und eyns jeglichen von unsern wegen zorn und hindernisse, und die versetzin oder verkeuffin, als verre und als vile, biz daz die vorgenanten juͦden oder ire erben gantz und gar betzalt sind, als vile als zuͦ je der vorgeschriben ziͤd der vorgenanten summe geldes verfallin were und nyͤt bezalt enwere, mit kost, botinlon und scaden [!], der dar uff gen mag oder gegangen were, an eid und an allen iren scaden [!]. Alle disse vorgeschriben stuͤcke, puͦncte unde ortikele, bisamen oder bisuͦndern, globe ich Cristine, Rudolff, Irmel, Friderich und Wulff vorgenant fuͦr uns und unser erben uff unsere truwe und uff unser eyde, unverbruͤchlichin stede und veste zuͦ haldene an alle fuͦnde, und uns dar wider nyͤt zuͦ behelfene, wir oder nymant von unsern wegen, und keinerleye burgmanschafft friheit noch g[e]leide oder gnade, noch mit keinen andern sachin, wie die gesin mochtin, die uns zuͦ frumme oder den vorgenanten juden oder iren erbin zuͦ scaden [!] mochten komen. Des zuͦ urkuͦnde, so han ich Cristine, Rudolff, Friderich und Wolff vorgenant unser ingesigel fuͦr uns und fuͦr Irmeln, myn Rudolff vorgenant eliche frauͦw, und fuͦr unser erbe an dissin brieff gehangin. Der ingesigel ich Irmel vorgenant mich mit zuͦ gebruͦchin. Diser briff wart gegebin in deme jare do man zalte nach gotes gebuͤrte druzehinhundert jare und in deme druͦwundachtzigistin jare, an deme suntage als man singit Letare in der fastin.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Rachtungen, Nr. 151, Insert in einem Notariatsinstrument von 1392 II 6 (###FW-c1-01p2###) , dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 301, S. 118 f.;
  • Inventare des Frankfurter Stadtarchivs 2, S. 37.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 07.05.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 1756, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/FW-c1-01p1.html (Datum des Zugriffs)

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