Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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2374 Quellen in diesem Teilcorpus. Sie sehen die Quelle 1753.

Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 1754

1383 Februar 12

Christine, Witwe des Ritters Rudolf von Sachsenhausen, und ihre drei Söhne, die beiden Ritter Rudolf und Friedrich von Sachsenhausen und der Edelknecht Wolf von Sachsenhausen, bekunden für sich und ihre Erben, dass sie sich mit den Gebrüdern Mose, Ber und Sauwel, Söhne Simons von Seligenstadt und Judenbürger zu Frankfurt, in Betreff der Streitigkeiten um einen auf 336 Gulden [Hauptkapital] lautenden Schuldbrief dahingehend verständigt haben, dass sie fortan während jeder Frankfurter Fasten- und Herbstmesse 250 Gulden an die Juden oder ihre Erben zu zahlen haben, bis diese 1.000 Gulden erhalten haben. Die hierüber ausgebrochenen Streitigkeiten waren aufgetreten, nachdem die Aussteller behauptet hatten, ein Teil der Schulden sei bereits bezahlt, woraufhin durch den Rat zu Frankfurt ein Urteil hierüber gesprochen wurde. Die Aussteller sagen zu, das Urteil des Rates unverbrüchlich anzuerkennen und sich dagegen weder mit geistlichen und weltlichen Gerichten noch mit keinerlei anderen Dingen zu behelfen, was sie unter Eidesleistung versprechen. Die Aussteller kündigen ihre Siegel an.

Ich Cristine, etzwan eliche frauͦwe hern Rudolffes von Sassinhusin, ritters, deme got gnade, und ich Rudolff, und ich Friderich von Sassinhusen, rittere, und ich Wolff von Sassinhusin, gebruͦdere, der vorgenanten frauͦwin Cristne sone, irkennen uns uffinlichin mid disme brieffe und tuͦn kuͦnt allen den, die dissin briff sehint oder horint lesin, daz wer guͦtlichin und gentzlichin gerichtit sin mit Moysze, Berne und Sauͦweln, gebruͦdern, Symonis sone von Selginstaid, juͦden buͦrgern zuͦ Franckinford, umb alsoliche zweiunge von des briffes wegin, der da besagete druͦwhuͦndert guͦlden und sehs unde driszig guͦlden, als daz wiͤr oder unsere erben den vorgenanten juͦden oder ire erbin suͦllin gebin und betzaln duͦsent guͦlden, mit namen drittehalp hundert guͦlden in der alden Franckinforter mesze, die nuͦ nehist komet nach gift diesses brieffes, und dar nach alle Franckinforter nuwe mesze (1) unde alde mesze, in ieglichir mesze drittehalp huͦndert guͦlden also lange, biz daz wiͤr oder unser erbin den vorgenanten juͦden oder iren erbin die vorgenanten duͦsent guͦlden guͦtlichin und gentzlichin betzalt han ane geverde. Und waz zweiunge dar umb gewesin ist, daz wir die vorgenanten juͦden schuͦldigeten, in solde dez geldes eyn teil gefallin sin, des han wir genoszin der erbern wiesin luͦde, des rades zuͦ Franckford, daz daz guͦtlichin gerichtit ist uff die obgenantin duͦsint guͦldin als vorgescribin sted, des wiͤr den selbin erbern wiesin luͦten wol schuͦldig sin zuͦ dankin. Und ensuͦllin oder enwuͦllin wir oder unser erbin odir nyͤmant von unser wegin die vorgenanten juͦden oder ire erbin nummer me geargwenigen oder zuͦ gesprechen von der vorgenanten sache wegin mit keinerleyͤ gerichte, geistlich odir werntlich, oder mit keinen andern sachin, die man oder wip irdenkin kuͦnden oder mochten in keine wijs. Und queme yman von unsern wegin, der die vorgenantin juͦden oder ire erbin von der vorgeschribin sache wegin argwonigen oder zuͦ sprechen wuͦlden, daz ensuͦlle weder crafft noch macht habin in keine wiese. Alle disse vorgeschriben stuͦcke, puͦncte und artikele, besamet und bisunder, globen ich Cristine, Ruͦdolff, Friderich und Wolff, vorgenant, vuͦr uns und unsere erbin uff unser truͦwe und uff unser eide, und uff alle die eyde, die wir alle unsern herren getan han, unverbruͦchelichin, stede und veste zuͦ haldene in alle fruͦnde, in alle der masze, als hie vorgeschriben stet. Des ztuͦ [!] urkunde, so han ich Cristine, Rudolff, Friderich und Wolff, vorgenant, unsere ingesigel fuͦr uns und unsere erbin an dissin briff gehangin. Datum anno domini MᵒCCCᵒLXXX tertio, feria quinta post dominicam Invocavit. (2)

(1) In der Vorlage steht versehentlich: mesze nuwe. Der Schreiber bemerkte seinen Fehler und korrigierte ihn, indem er über mesze ein b und über nuwe ein a als Superkripte einfügte, um auf diese Weise die korrekte Reihenfolge der Wörter anzuzeigen.

(2) Das Vidimus des Notariatsinstrument vom 6. Februar 1392 (###FW-c1-01ov###) wurde im Frankfurter Haus des Juden Ber von Seligenstadt auf Geheiß Bers durch den Notar Hermann genannt Manegold von Kassel ausgefertigt.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Rachtungen Nr. 150, Vidimus in einem Notariatsinstrument vom 6. Februar 1392 (###FW-c1-01ov###), dt., Perg.

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 299, S. 117;
  • Inventare des Frankfurter Stadtarchivs 2, S. 30.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 07.05.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 1754, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/FW-c1-01ou.html (Datum des Zugriffs)

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