Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 2105

1388 Februar 9, Friedberg, Burg

Johann Großjohann und Henne Sasse, wohnhaft in der Burg Friedberg im Mainzer Bistum, bekunden, dass sie über das Eigentum von Eckel Junge und dessen Frau Agnes, ihren Verwandten, eine Vollmacht besitzen, wie es Briefe und Handfesten ausweisen, mit dem Ziel, das Eigentum zu verkaufen und zur Abtragung der ehelichen Schulden zu verwenden. Die Aussteller geben an, dieselben Briefe dem kaiserlichen Notar Johann genannt Freulin von Assenheim, Geistlicher im Mainzer Bistum, vorgelegt zu haben, damit dieser hieraus ein Instrument anfertigt, das den im Folgenden genannten Priestern, die auch die übrigen Briefe erhalten haben, ausgehändigt werden soll. Damit soll belegt werden, dass der Besitz der Eheleute Eckel und Agnes zur Deckung ihrer Schulden ausreicht. Johann und Henne bekunden, dass sie zur Deckung dieser schweren Schulden dem ehrbaren Mann Kraft von Rockenberg, Pfarrer in der Burg zu Friedberg, und Herrn Gerlach von Fritzlar, Burgschreiber ebenda, oder den von diesen Eingesetzten zwei Huben Land und Wiesen mit einer Hofstätte und allem Zubehör, gelegen in dem Feld, Dorf und Gericht zu Weckesheim, verkauft haben. Dieser Besitz ist volles Eigentum und nicht mit Zinsen belastet. Dieser Verkauf geschah vor Eberhard Wineugen, Schultheiß zu Weckesheim, sowie dem Bauern Wigand, dem Hüter Henne, Henne Wineugen und Wenzelhenne, Schöffen zu Weckesheim, unter Wahrung von Recht und Gewohnheit des dortigen Gerichts. Johann und Henne bekunden weiter, dass weder sie noch Eckel, Agnes oder ihre Erben zukünftig Ansprüche wegen dieses Verkaufs vorbringen werde, weder mit geistlichen und weltlichen Gerichten noch heimlich oder öffentlich. Gemäß dem Landesrecht haben sie den Käufern hierfür [nicht namentlich genannte] Bürgen gesetzt. Im Gegenzug haben sie von den Käufern 275 gute, schwere und zu Friedberg gängige Gulden erhalten, worüber sie quittieren. Dieses Geld haben Johann und Henne für die hoch verschuldeten Eheleute Eckel und Agnes zur Abtreibung von Schulden bei Mans, dem Juden, der in der Burg Friedberg wohnt, eingesetzt. Johann und Henne kündigen ihre Siegel an, die sie an das vom Notar Johann erstellte Instrument gehangen haben. Geschehen am neunten Tag des Monats Februar zur Vesperzeit im Haus des vorgenannten Pfarrers, gelegen neben der [Burg-] Kirche. Als Zeugen waren Käufer, Verkäufer, Schultheiß und Schöffen (ohne Wenzelhenne) sowie Konrad Bolen, Altarist in der Burg zu Friedberg, und der Tuchscherer Eckhard von Rockenberg, ein Mietling und Priester daselbst, anwesend. Der kaiserliche Notar Johann gen. Freulin von Assenheim, Geistlicher im Mainzer Bistum, bekundet, dass er von Johann und Henne zur Ausstellung eines Instruments über die vorgenannten Sachverhalte gebeten wurde und bezeugt die Richtigkeit der vorgenannten Artikel.

In dem namen gots amen. Allirmenlich anseher, horer odir leser dis geinwertigen uffinbrivs und instrument si kunt, als ich Johan Grosziohan und Henne Sasse, geseszen in der buͦrg Frydeberg, Mentzir bisthumes, muͦgde und macht han aller der guͦde und habe Eckeln Jongen und Agnes, syner elichen wirten, unsirs eydens thochtir swager und geswihen, dyͤ zuͦ virkeuffene und daz gelt an der selben elude schult zuͦ wendene und als sij uns des sicher gnuͦg han gemacht mit craft yrer bryve und hant festen daruber gegeben, der selben bryve eynen wir gemanet han Johans, den nachgeschriben uffinschriber, mit den selbin worten uszgeschriben in eyne uffinforme zuͦ werdene und zu geben den nachgenanten pristern, den wir auch dy andern bryve und hantfesten geben han uͦbir dise nachfolgende guͤde und kaufe, her umb zu belegen Eckeln, Agnes obgenant und yren erben scholt als verre daz reichen mag, han wir Johan und Henne dy vorgenanten beradens muͦdes und dorch schuiberlich noid der selben elude virkauft und virkeufen mit disem bryve dem erbern manne hern Crafte von Rockinberg, pherner in der burg zu Frydeberg, und hern Gerlach von Fritzlar, buͦrgschriber daselbs, odir wem sy es sezten odir ir yclich sin teil, ez were geistlich odir werntlich, mit namen: zwo huͦbe landes und wysen, mit hovestede, auch mit allen yren begriffe und zu gehorde, gelegen in dem velde, dorffe und gerychte zu Weckensheim, daz selbe guͦt alles fry guͦt ist, auch luter eygen und entzehendet nit odir gildet andirs ymand in dheynwijs, en von den hovestede, den holtzhabern, als daz von aldir da gewonlich ist gewest, dy selben huben land, wysen und hovestede, alles da vore ist benand, han wir ufgetragen und ufgelaszen den obgenanten pristern odir wem sy es sezten, geistlich odir werntlich, vor den bescheiden luden Ebirhart Wyneuͦgen, schultheisze des gerychtes zu Weckensheim, vor Wigande gebuer, vor Hennen huderer und vor Hennen Wyneugen und Wentzelhennen, scheffen da selbs, und tragen und laszens yn also uf mit craft dis instruments, auch mit munde, mit hude und mit halme, als si daz uf den eid wiseten, daz dy obgenanten keuffer darane hebindig und sicher gnuͦg weren und uf gelaszen, als recht weren, nach yrs gerychts Weckensheim recht und gewonheit. Und des der schulthesze obgeschriben tet yn daruber fryde und ban nach des selben gerichtis recht ung gewonheit, also daz den obgenanten pristern daz vorgenante guͦt nymand sulde odir mochte angewynnen, he entedes dan in den vyer schernen, als recht were. Vort, so han wir vorgenant virkeuffer uf daz megenante guͦt semtlich und besondir virzygen und virzihen mit dysem bryve, also daz wir odir ymand von unsir wen noch Eckel und Agnes odir ir erben odir ymand von yren wen darzu ewiclich nommir forderunge odir ansprache soln tuͦn odir han mit worten, werken, gerichten, geistlich oder werntlich, heymelich odir uffinbar, und han yn des vor werschaft burgen gesaszt, jar und tag, nach des landes gewonheit. Her umb han wir enphangen in unsir gewalt von den egenanten keuffern en feuff und tzwentzig gulden, dru hondert gulden, guͦt von gulden und sweris gewichts, als sie zu Frydeberg genge sin und gneme, der wir von yn gutlich sin bezalt und sagen sy des quijt und lois mit disem brieve, und wir dit gelt allis gewant han in Eckeln und Agnes megenant schuiberlich schult und noytdorfft gein Manse, dem juden in der vorgenanten buͦrge wonende. Zu merer sichirheit allir diser dinge semtlich und besondern vor odir nachgeschriben, han wir Johan und Henne diͤ obgenanten unser yclicher sin ingesigel an dit instrument gehangen, und darzu den nachbenanten uffinschriber sins eyds gemanet, dit allus in disen uffinforme virwandeln und schriben odir in dy vesten, daz sin mag, als dicke des noid ist. Des ich der selbe nachbenante uffinschriber also beken, und darzu, daz dit allus vor mir und den nachgeschriben gezugen ist gehandelt worden und geschehen. Nach Cristi geburte, als man schreib drutzenhondirt in dem acht und achtzigeisten jar, der eylften indiccien babisthuͦmes, allir heilgesten in gode vatirs und herren, herren Urbans, von gots gnaden des sesten babists in dem zenden jar syner bebistlichen wirdikeit, an dem nunden tage des manen genand Februarius, des selbn tages zu vesperzijt odir darbi in der buͦrg Frydeberg, in huse und wonunge des pherners vorgenant, neven der kirchen, in syner stoeben da selbs. Hij bi zu gezugnis sin gewest dy keuffere, virkeuffere, schultheisze und scheffen, als sy da vore sten benand, en Wentzelhenne obgenant. Des sprachen si wulden und muͦstens yme doch sagen und were daz glich mechtig als ob he mit yn darbi were gewest und waren auch darbi her Conrad Boelen, altariste in der obgenanten buͦrg Frydeberg, und her Echart duͦchscherer von Rockinberg, eyn mydeling, daselbs pristere, umb gezugnis herzuͦ geheischen und gebeden.

Und ich Johannes genand Freulin von Assinheim, paffe in Mentzir bisthuͦm, uffinschriber von des keysers gewalt, wand ich dis kaufis usunge (?) der gude uflaszunge, also vor schultheis und scheffen dar nach des frydes und bannes gescheunge. Auch virzihunge, des besygelns entheiszunge und anders allen den obgenanten sachen und redden bin selbs geinwortig gewest mit den obgeschriben gezugen und hans also mit yn gesehen und erhort gescheen des von manunge der obgenanten Johans und Hennen han ichs in dise uffinforme virwandelt mit myn selbs hand geschriben und mit myme gewonlichen zeichen gezeichent in gezugnisse heruͦber geheischen und gebenden.

Überlieferung:

Darmstadt, StA, Best. A 3, Nr. 387/2, Orig. (Notariatsinstrument), dt., Perg.

  • Quellen zur Geschichte der Juden im STA Darmstadt, Nr. 507, S. 139;
  • UB der Stadt Friedberg 2, Nr. 533, S. 212 f.;
  • UB der Stadt Friedberg 1, Nr. 662b, S. 351;
  • Hessische Urkunden 1, S. 779 f., Anm. *.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 06.04.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 2105, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/FW-c1-01il.html (Datum des Zugriffs)

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