Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 272

1360 November 29, Mainz

Der Notar Weimar von Aschaffenburg bekundet, dass am Andreasabend 1360 vor ihm im St. Agneshof zu Mainz, gelegen auf dem Dietmarkt und bewohnt von Herrn Starkerad, Vikar zu St. Stephan, der 90jährige Johann Reinburger und der über 60jährige Klaus Fleischer, beide Bürger zu Münsterliederbach, als Zeugen Angaben zu einem Streit um die Besitzanteile eines Hofes zu Flemingshausen machten, der früher dem zwischenzeitlich verstorbenen Gottfried von Eppstein, Dekan zu St. Stephan zu Mainz, gehörte. In diesem Zusammenhang führt der Zeuge Klaus Fleischer u. a. an, dass ihm bekannt sei, dass der verstorbene Dekan Gottfried dereinst für seine Mutter Setzeln und seinen Stiefvater Konrad von Sulzbach einem Juden namens Anselm von Kronberg 15 Mark Pfennige gezahlt habe und damit ein Viertel des Hofes von seiner Mutter gelöst habe. Die beiden Zeugen sagen zu, ihre Aussagen unter Eidesleistung bestärken zu können. Der Bäcker Hartung auf dem Dietmarkt zu Mainz, Heinrich Brosen von Breithard sowie weitere ehrbare Personen waren bei der Zeugenaussage anwesend.

In gods namen amen. Aller menlich sal wizzen, der diz offen instrumentum ansiht oder hoͤret lesen, daz des jares, do man zalte nach Cristus gebuͤrte druzehenhuͦndert iar und in dem sechtzigsten iare, in der drizehenden indiccion, bi uͦnsers allerheilgsten vaders geziden babst Innocentius des sehsten, in dem ahten iare sins babstuͦms, an sant Andres abend des heilgen apostels zuͦ septe zit des selben tages (1), do quamen vor mich, Wymaren von Aschaffenbuͦrg, einen offen gesworn schriber, und vor die gezuͤge, die her nach geschriben steet [!], in der stad zuͦ Mentz in sant Agneshof, der uͦf dem Dyetmarte gelegen ist, do inne wonet her Starkrad, ein vicarius zuͦ sant Stephan, die bescheiden luͤde Johan Rynburger, der wol nuntzig iare alte ist, und Claus metzeler, der me dann sechtzig iar alt ist, zwene gesezzen buͤrger von Muͤnsterlyderbach. Und worden die zwene gefragt und gebeden, daz sie sagen wuͤlten ir kuͦntschaft, waz in kuͤntlich were von des erbern mannes, vader und muͦder hern Godefrides seligen von Eppenstein, der ein dechan was des stiftes zuͦ sant Stephan zuͦ Meintz, und wie ez stuͤnde uͤmb den hoff zuͦ Flemingshusen, wer der were und wer recht dar an und dar zuͦ hede, daz sie des die warheit sagten, als sis wisten, nieman zuͦ liebe noch zuͦ leide. Die sagten beide zu einem muͦnde, daz in kuͤntlich were, daz des vorgenanten dechans seligen anherre, siner muͦder vader, her Heinrich Fleming seligen, ein ritter, und frauwe Margrede, sin eliche husfrauwe, do die beide lebten, den hoff zuͦ Flemingshusen inne hatten, und ir eigen was. Und hatten sie zwei mit ein ander fuͦnf kinde, zwene soͤne, hern Markolf, einen paffen, und hern Heinrich, einen ritter, und dry doͤchtere, Setzeln, Hildegart und Agnes, und wart der hoff zuͦ Husen nach der kinde vader tode gedeilt in vier deil vier kinden. Daz fuͦnfte kint, Agnes, wart uzgesetzet vor sin deil mit dem hove, der da heizzet zuͦ der Eyche. Nun nam der alde herre von Eppenstein der doͤchter eine zuͦ elichem wibe, mit namen frauwen Setzeln vorgenant, und machten die dru kint den vorgenanten dechant seligen un einen son, der wart ein muͤnch zuͦ sant Alban und eine juͦnkfrauwen, die wart ein nonne zuͦm Rechers. Nu kauften der vorgenant her Godfrid selige, herre zuͦ Eppensten [!], und frauwe Setzel, sin eliche husfrauwe, irn kinden und nieman anders ein vierteil des guͦds zuͦ Husen uͤmb den vorgenanten hern Markolf, der frauwen Setzeln bruͦder was. Dar nach starb der egenante herre, her Godfrid, herre von Eppenstein, und nam dar nach frauwe Setzelen einen andern man, Cuͦnraden von Soltzbach, einen edilnknecht. Die machten zwei kint mit ein ander, herrn Cuͦnrad, der ein duͤtsche herre was, und einen andern son, der wart ein muͤnch zuͦ sant Alban. Nu worden frauwe Setzele und der selbe Cuͦnrad von Soltzbach, ir huswirt, als nodig, daz sie uͦf frauwen Setzeln virteil, daz ir gevallen was an dem guͦde zuͦ Husen, verkaufen sechtzehen ahteil korngeldes hern Heilman von Bomersheim, der ein vitztuͦm zuͦ Aschaffenbuͦrg was. Des gieng der vorgenante her Godfrid dechan seligen frauwen Setzeln son un loste mit sinem eigen gelt die selbe kornguͤlde wider an sich von hern Heilman von Bomersheim. Diz allez ist den vorgenanten zwein Johans und Claus wol kuͤntlichen und wizzend. Auch sprichet Claus metzeler vorgenant, daz im kuͤntlich ist, daz der vorgenante dechan seligen bezalte vor frauwen Setzeln, sin muͦder, und vor Cuͦnrad von Soltzpach, sinen stieffader, einem juͤden, der heizzet Anshelm von Cronenberg, fuͦnftzehen mark pennige guͦdes geldes, und loste da mide an sich der selben siner muͦder virteil gar und gentzlich. Me sprechent sie beide, Johan und Claus vorgenant, daz in kuntlich ist, daz der egenante dechan seligen und sin oͤheim, hern Heinrich Fleming, ritter, kaufte uͤmb frauwen Hildegart seligen kinden von Wolfskelen, die des selben hern Heinrichs swester was, ir vierteil des guͦdes, daz sie zuͦ husen hatte, und sahen, daz die egenanten zwen Johan und Claus deiln und huͦlfen ez deilen, und also hatte der egenante dechan selige drittehalb virteil des guͦdes zuͦ husen eigentlichen in siner hand, und mochte die giften und geben, wem er wuͤlde. Und hatte hern Heinrich Fleming sin oͤheim anderhalb virteil zuͦ Husen. Nu starb der selbe her Heinrich und liez siner wirten vil kinde, der sie ein deil hatte zu gesatzt. Do gieng die frauwe dar und deilte die anderhalb virteil zuͦ Husen ir und drien kinden in vier deil, mit namen ir selber ein deil, Johan Orten, irn soͤnen, und Johan von Bergen, irm eyden, der iglichem ein deil. Des hatte aber der vorgenante dechan selige gekauft uͤmb Johan und Orte, gebruͤdere, vorgenant, ir zweier deil etswie vil des die zwene nit wol genemen enkoͤnnent. Ez ist aber wol kuͤntlichen in der kuͦntschaft. Auch sprechent die selbe zwene, daz in kuͤntlichen ist, daz der selbe dechan selige, do er lebte, bin siner mdͦer lebtage und nach irm tode, daz vorgenante sin guͦt zuͦ Husen gentzlichen und ane aller menlichs ansprache inne hatte, als sin eigentlich guͦt. Diz allez hant besagt die vorgenant zwene Johan und Claus in der wise, als hie vorgeschriben steet, und gereit sint, ob ez not duͦt, uͦf den heilgen zuͦ sweren, daz dise ding also war sint. Auch sate Johan von Horna, ein scheffen zuͦ Muͤnsterlyderbach, der auch da geinwuͤrtig was, daz er da bi were, do man der virteil einz zuͦ Husen deilte, daz der dechan selige und her Heinrich, sin oͤheim selig gekauft hatten uͤmb vern Hildegart seligen kinde. Auch sprichet der selbe Johan, daz der egenant dechan seligen sint her habe guͦt gekauft uͤmb Johan und Orten gebruͤder, sine mage, des guͦdes des sie zuͦ Husen hatten, und hat auch der selbe dechan uͤmb ander sin nachgebur da bi auch gekauffet, daz die kuͦntschaft da bi wol bewisen sal. So sagte auch Hartman, der etswan des dechans kneht was uf dem hove zuͦ Husen, der auch da geinwuͤrtig was, daz der selbe dechan selige mit dem hove zuͦ Husen, als er n inne hatte, stickte allen sinen notz und waz er mide woltde, als mit sinem eigen guͦde und dorfte dar an nieman schrien in eylf iaren, die wile der selbe Hartman sin kneht was uͦf dem hove bi siner muͤder lebtage und nach irm tode und daz man des guͦdes nieman ichte danne dem dechan seligen. Und sprachen die selben zwene Johan von Horna und Hartman, daz sie gereit sin, die hende uͦf die heilgen zuͦ legen und zuͦ sweren, ob ez not duͦt, daz diz allez war si, als sie gesagt hant. Und waren hie bi die die vorgeschriben viere also gehort hant, die bescheiden luͤde Hartuͦng der pister uf dem Dyetmart zuͦ Meintz und Heinrich Brosen von Breyterd und auch ander biderle luͤde, die zuͦ gezuͤgen dar zuͦ geheischen und gebeden worden.

[Notariatssignet, rechts daneben:] Et ego Wynemarus Wynemari de Aschaffenburg, clericus Moguntinensis dyocesis, publicus imperiali auctoritate notarius, recognosci ac aliis omnibus et singulis dum ut sic agerentur et fierent una cum prenominatus testibus praesens interfui eaque sic fieri, vidi et audivi. Ideo hoc praesens instrumentum publicum in vulgari aliis negotiis impeditus per alium scribi, feci ac me hinc instrumento propria manu subscripsi signoque meo solito et consueto signavi rogatus et requisitus in testimonium et evidentiam mairorem omnium premissorum.

Rückvermerk:

Datum anno MᵒCCCLX, in vigilia Andree (gleichz.); Vigilia (gleichz.); Instrumentum de curia in Flemingeshusen (gleichz.); R[egistratum] (gleichz.).

(1) 1360 November 29.

Überlieferung:

Wiesbaden, HStA, Abt. 331, U 613, Orig. (Notariatsinstrument), Perg.

  • Herren von Kronberg, Nr. 3956, S. 858;
  • Codex Diplomaticus Nassoicus 1, 3, Nr. 2997, S. 330 f.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 16.04.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 272, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/FW-c1-012e.html (Datum des Zugriffs)

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