Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 268

1360 Oktober 9, Mainz

Karl [IV.], römischer Kaiser und König zu Böhmen, bekundet, dass er auf den gehorsamen und untertänigen Dienst, den Siegfried zum Paradies, Bürger zu Frankfurt, sein lieber Getreuer und Hofgesinde, für Kaiser und Reich bereits geleistet hat und zukünftig noch leisten wird, vertraut. Kaiser Karl [IV.] nimmt Siegfried und dessen Erben aus diesem Grund zu Reichsmannen auf und weist Siegfried Einkünfte in Höhe von 600 Gulden zu. Siegfried soll das der kaiserlichen Kammer zustehende Halbteil der jährlichen Steuer der Juden und Jüdinnen zu Frankfurt fordern und einnehmen, hiervon jährlich 30 Gulden selbst behalten und den Restbetrag an den Mauritius, Propst zu Ingelheim, Hofgesinde und kaiserlicher Kaplan, überweisen, bis dieser oder seine Nachfolger im Amt des Propstes insgesamt 2.000 Mark lötigen Silbers eingenommen haben werden. Von dem an das Stift zu Ingelheim fallenden Restbetrag dürfen die entstehenden Unkosten - Botenlohn und Zehrungskosten - nicht in Abzug gebracht werden. Kaiser Karl IV.] bestimmt weiter, dass Siegfried gegenüber dem Propst von Ingelheim dazu verpflichtet ist, anzugeben und vorzurechnen, welchen Betrag er von dem Halbteil der Judensteuer eingenommen habe, wobei Bürgermeister, Schöffen und Rat zu Frankfurt hierüber jährlich Rechnung und Urkunden auszustellen haben (alle jar ir briefe geben zu urkunde und zu einer kuntschafft, als die rechenunge geschehen ist). Siegfried zum Paradies soll die vorgenannten 30 Gulden solange empfangen, bis der Kaiser oder seine Nachfolger im Reich die vorgenannten 600 Gulden bezahlt haben, wobei die jährlichen Einnahmen in Höhe von 30 Gulden nicht von den 600 Gulden in Abzug gebracht werden dürfen. Kaiser Karl [IV.] gebietet allen Fürsten, Grafen, Landesherren, Räten und Bürgern, namentlich den Bürgermeistern, den Schöffen, dem Rat und den Bürgern zu Frankfurt, seinen lieben Getreuen, Siegfried in dieser Angelegenheit nicht zu behindern sondern stets behilflich zu sein; bei Zuwiderhandlungen droht die Reichsacht und eine Strafe in Höhe von 20 Pfund, die jeweils zur Hälfte an die kaiserlichen Kammer und [Siegfried] (1) fallen. Der Aussteller kündigt sein Siegel an.

Der geben ist zu Mentz, nach Cristus gebuͤrte dreyzenhundert jar und darnach in dem sechzigsten jare, an freitage sant Franciscus tage, unsrer reiche in dem fumfzenden und dez keisertums in dem sechsten jare.

Per dominum cancellarium Nicolaus de Chremsir.

(1) Der Name Siegfrieds fehlt in der Ausfertigung 'Frankfurt, ISG, Privilegien 123', ist jedoch in der zweiten Ausfertigung 'Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 44' enthalten.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Privilegien 123, Orig., dt., Perg.; ebd., Juden Urkunden 44 (Zweite Ausf., Perg.; Kanzleivermerk recto: ; verso: ); Dresden, HStA, 10004 Kopiale Nr. 1314b, fol. 54v (gekürzte gleichzeitige Abschr.).

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 177, S. 72 f.;
  • Codex diplomaticus Moenofrancofurtanus, S. 676 f.;
  • Anecdotorum Historiam, Nr. 319, S. 439-441.
  • Inventare des Frankfurter Stadtarchivs 3, S. 12;
  • RI 8, Nr. 3355, S. 275.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 20.02.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 268, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/FW-c1-012a.html (Datum des Zugriffs)

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