Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 267

1360 Oktober 7, Mainz

Karl [IV.], römischer Kaiser und König zu Böhmen, bekundet, dass er zu Ehren Marias, der himmlichen Königin, des Heiligen Karls [des Großen], vormals römischer Kaiser und sein Vorfahr, und des Heiligen Märtyrers Wenzel das Stift zu Ingelheim erhoben und erhöht, und Mauritius, Propst zu Ingelheim und kaiserlicher Kaplan, und dessen Nachfolgern mit Rat seiner Fürsten, Grafen und Getreuen die Einkünfte angewiesen habe, die der kaiserlichen Kammer jährlich vom Halbteil der Steuer der derzeit sowie zukünftig in Frankfurt ansässigen Juden zustehen. Das Stift soll solange im Besitz dieser Einkünfte sein, bis es 2.000 Mark lötigen Silbers eingenommen habe. Die Einkünfte sind für den Bau der Stiftsgebäude, Bücher, Kelche, Messgewänder, Licht sowie weitere Bedürfnisse und zur Zierde (an daz gebeude, an buͤcher, an kelch, an mezzegewant, an liechte und an ander notduͤrft und tzierheit) vorgesehen. Siegfried zum Paradies, Bürger zu Frankfurt und Hofgesinde des Kaisers, soll von den aus der Judensteuer fallenden und für das Stift bestimmten Einkünften jährlich 30 Gulden erhalten und den restlichen Halbteil an das Stift überweisen. Kaiser Karl [IV.] weist die Bürgermeister und Schöffen der Stadt Frankfurt an, das jährliche Steueraufkommen seitens der dortigen Juden gegenüber Siegfried zum Paradies in jeweils eigenen Urkunden und Rechnungen zu dokumentieren (uber sulche rechenung sullen yn dy scheffen ierlich ir brief geben zu einer warhaftigen kundschaft und gezuͤgnuͤzze). Kaiser Karl [IV.] gebietet weiter allen Fürsten, Grafen, Landesherren, Räten und Bürgern, namentlich den Bürgermeistern, den Schöffen, dem Rat und den Bürgern zu Frankfurt, den Propst und das Stift zu Ingelheim nicht an der Nutzung der vorgenannten Einkünfte zu hindern; bei Zuwiderhandlungen droht Reichsacht und eine Strafe in Höhe von 20 Pfund Gold, die jeweils zur Hälfte an die kaiserliche Kammer und an das Stift zu Ingelheim fallen sollen. Der Aussteller kündigt sein Siegel an.

Der geben ist zu Mentz, nach Cristes gebuͤrt dreuzehenhundert jar darnach in dem sechtzigzistem jar, am mitwochen nach sand Francistag, unserer reiche in dem fuͤmfzehenden und des keysertuͤms in dem sechsten jare.

Per dominum cancellarium Nicolaus de Chremszir.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Privilegien 121, Orig., dt., Perg.; Dresden, HStA, 10004 Kopiale 1314b, fol. 54r (gekürzte gleichzeitige Abschr.); Frankfurt, ISG, Juden Urkunden 61 (Insert von 1412 X 12); Wien, HHStA, RR F, fol. 80r (Insert von 1418 I 14 ); Prag, SUA, AZK 3488, Nr. 4, S. 32-39 (Insert von 1418 I 14).

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 176, S. 71 f.;
  • Monasticon Palatinum 2, S. 194-197;
  • Anecdotorum Historiam, Nr. 273, S. 395 f.
  • Inventare des Frankfurter Stadtarchivs 3, S. 12;
  • RI 8, Nr. 3353, S. 274;
  • Regesten der bis jetzt gedruckten Urkunden zur Landesgeschichte 3, Nr. 3125, S. 209 (irrig zu X 2).

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 20.02.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 267, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/FW-c1-0129.html (Datum des Zugriffs)

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