Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 233

1358 August 24, Ehrenfels

Erzbischof Gerlach von Mainz, Erzkanzler des heiligen römischen Reiches in Deutschland, bekundet, dass er mit Wissen, Mandat und Zustimmung des römischen Kaisers und Königs zu Böhmen, Karl [IV.], und mit Wissen, Willen und Zustimmung des Dekans Rudolf, des Kustos Reinhard, des Schulmeisters Gerhard sowie des gemeinen Kapitels des Mainzer Stifts in Betreff der Ansprüche, die er und sein Stift gegenüber den bescheidenen Bürgermeistern, dem Rat, den Bürgern und der Stadtgemeinde zu Frankfurt wegen der dortigen Juden, insbesondere wegen jährlicher Einkünfte in Höhe von 900 Pfund Hellern, die er und sein Stift durch den Kaiser und das römische Reich erhalten hatten, sowie wegen weiterer Einkünfte und Nutzen, die ihm von den Juden zustehen, aber seit einigen Jahren unbezahlt sind, geltend gemacht habe und eine Einigung erzielt wurde und alle Forderung, die er und sein Stift gehabt haben, beigelegt seien, indem er alle Einkünfte und Gülten, die ihm oder seinem Stift von den Juden zu Frankfurt zustehen, an Bürgermeister, Rat, Bürger und die Stadt zu Frankfurt verkauft habe. Im Gegenzug habe er von denselben Bürgern und der Stadt zu Frankfurt 7.500 Gulden an gereydeme gelde erhalten, die er zum Nutzen und zur Notdurft seines Stiftes eingesetzt habe, und quittiert den vollständigen Erhalt des Geldes. Sollte Erzbischof Gerlach, seine Amtsnachfolger oder das Stift zukünftig weitere Urkunden auffinden, welche dieselben Rechte, Gülten oder Einkünfte über 900 Pfund Heller betreffen, sollen diese Urkunden den vorgenannten Bürgern ausgehändigt werden und macht- und kraftlos sein. Der Erzbischof verzichtet auf die Rechte, die in lateinischer Sprache Exceptio non numerate pecunie, doli mali et iuri dicenti decepto ultra medium iusti precii est subveniendum genannt werden (1) sowie auf alle übrigen Rechte, geistlich und weltlich. Erzbischof Gerlach gelobt, die vorgenannte Richtung, Kauf und Übergabe mit sämtlichen Artikeln fest und unverbrüchlich zu halten und sich in keiner Weise dagegen zu behelfen, weder heimlich noch öffentlich. Dekan Rudolf, Kustos Reinhard, Schulmeister Gerhard und das gemeine Kapitel des Stifts zu Mainz stimmen den Versprechen des Erzbischofs zu. Erzbischof Gerlach und das Stiftskapitel kündigen ihre Siegel an.

Der gegeben ist zcu Erenfels, uff sente Bartholomeus dag des aposteln, nach gotis geburt drutzehenhundert jare, darnach in dem acht und fumfztigestem jare.

Rückvermerk:

Copia litere date civibus in Frankenford super redempcionem judeorum (gleichzeitig; Copia = Zweitausfertigung)

(1) Vgl. hierzu Corpus Iuris Iustiniani, Lib. 4, Cap. 30 (De non numerata pecunia), §10.

Überlieferung:

Frankfurt, ISG, Privilegien 114, Orig., dt., Perg.; Würzburg, StA, Erzstift Mainz Urkunden, MU 2916 (Entwurf oder gleichzeitige Abschr., Perg.); ebd., StA, Erzstift Mainz Urkunden, MU 4273 (zweite Ausf., Perg.); Frankfurt, ISG, Kopialbuch 1, Nr. 219, fol. 138v-140r (Abschr., 14. Jh.); ebd., Kopialbuch 6, Nr. 28, fol. 19v-20r (Abschr., 14. Jh.); ebd., Kopialbuch 7, Nr. 29, fol. 20v-21r (Abschr., 14. Jh.); ebd., Juden Urkunden 45 (Vidimus v. 1426 I 22); ebd., Juden Akten 906 (Regestenartige Notiz, 15. Jh., Pap.); ebd., Privilegien UGB, Nr. 42, S. 19 (Abschr., ###); Würzburg, StA, Mainzer Bücher verschiedenen Inhalts 20, fol. 243v (Abschr., 14. Jh.).

  • UB zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Nr. 166, S. 64-66;
  • Wolf, Geschichte (1877), S. 72-74 (nach einer Abschr. v. 1723 VII 16);
  • Selecta Iuris 6, Nr. 10, S. 584-588.
  • Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königsgerichts 7, Nr. 382, S. 261 f.;
  • REM 2, 1, Nr. 1060, S. 236;
  • Regesten zur Geschichte der Juden in Deutschland, Nr. 232, S. 134;
  • RB 8, S. 400;
  • Inventare des Frankfurter Stadtarchivs 3, S. 11.

Kommentar:

Nach einer Notiz bezahlte die Stadt Frankfurt für die Ausfertigung der zugehörigen Urkunde(n?) 138 Gulden; vgl. hierzu Frankfurt, ISG, Juden Akten 700, fol. 1r: Item ein Richtunge mit Bischoff Gerlach von Mentze umb IXC gulden gelts uff der judischeit zu Frankfurt CXXXVIII [gulden] (Abschr., 15. Jh.).

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 20.02.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 233, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/FW-c1-011g.html (Datum des Zugriffs)

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