Quellen zur Geschichte der Juden in Frankfurt und der Wetterau (1348-1390)

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Reichsstadt Frankfurt und Wetterau 2, Nr. 2184

1389 März 12

Dietrich, Herr zu Runkel, bekundet, dass er sich mit der Stadt Wetzlar wegen zehn Mark jährlich von der Steuer der Juden zu Wetzlar, welche er zu Lehen trägt, geeinigt hat. Dietrich und sein Bruder Siegfried haben nach eigenem Bekunden in den letzten Jahren ihren Anteil an der Judensteuer nicht erhalten. Zur Zeit besitzt Philipp, Graf zu Nassau und Herr zu Merenberg, die Hälfte der Judensteuer und die andere Hälfte gehört der Stadt. Von dem städtischen Anteil sollen Dietrich und sein Bruder Siegfried ihren jährlichen Anteil erhalten. Sollten keine Juden in der Stadt ansässig sein, so braucht die Stadt Wetzlar den Anteil an der Judensteuer, die Dietrich und Siegfried zusteht, nicht auszubezahlen. Der Aussteller und sein Bruder siegeln.

Wir Thiederich, herre zuͦ Ruͦnkele, bekennen und tuͦn kuͦnt allen den, die dissen briev sehent oder horent lesen, umb [soliche zweyuͦnge, als wir] (1) etzwie lange gehabet han mit der stat unde mit den burgern gemeynlich zuͦ Wetzflar, als von der zehen mark geldes wegen, [die ich und myne erben von dem heil]gen romeschen ryches wegen jerliches fallende han von den juͦden zuͦ Wetzflar, die uns etzliche jare virsesszen sint, daz wir dar umb und anders [umb alle anspr]ache, als wir zuͦ yͤn gehabet han, wie sich daz erlauͦffen hat, mit off dissen hudigen dag, als diesser briev gegeben ist, mit yn und sie mit uns fruͤntliche g[esun]et und verflychtet sij vor uns und alle unser erben, vor Syfriden, unsern lieben bruͦder, unde vor alle unser manne unde buͦrkmanne, helffere und dyͤnere, die mit der vehede mit uns begriffen gewest sint, und hant sie sich umb die vorgenante virsesszen gulde von den juͤden guͦtliche mit uns geryͤchtet, also daz uns des wol gnuͦget. Und gereden wir in guͦden warheide an dissem brieve vor uns und alle unser erben, daz wir von der vorgeschriben sache wegen, wie ez da vor underscheiden ist, zuͦ yͤn oder zuͦ iren fruͦnden unde buͦrgern nummerme diekeynerley vorderuͦnge oder ansprache gehaben oder gewynnen sullen in diekeyne wijs, uzgescheiden alle ergelist unde geverde. Ez ist auͦch geredet umb die selben stuͦre, die die juden zuͦ Wetzflar jerliches gebent, dar an zuͦ diesser zijt der edele herre Philipps, grebe zuͦ Nassau, herre zuͦ Merenberg, daz halbe teil hat und die stat zuͦ Wetzflar auͦch eyn halbeteil hat, daz die burgere zuͦ Wetzflar zuͦ geboret oder gevellet von der vorgenanten sture wegen der juͤden, die itzuͦnt zuͦ Wetzflar sint oder hernach dar komment, wie die juden mit yͤn umb eyn geltjares [!] ubirkomment, uszgescheiden alle ergelist unde geverde. Gevyͤle sich es acͤuh also, daz keyne juͦden zuͦ Wetzflar weren oder sesszen von waz sache wegen daz geschege, so sulden wir oder unser erben von der egenanten stuͦre gulde wegen der juden keyn ansprache zuͦ der stat zuͦ Wetzflar oder zuͦ irn buͤrgern in diekeyne wijs darumb haben. Wer auch sache, daz her nachmales die stuͦre oder die gulde von der juden wegen zuͦ Wetzflar oder auch die juden da selbes von Romischen keysern oder konygen yͤmand anders, he were, wer he were, virschreben oder virschaffen und der stat zuͦ Wetzflar abehendig gemacht wuͦrden in wilche wise oder masze sich daz erlieffe, so sulden wir oder unser erben auch zuͦ der stat oder zuͦ den burgern zuͦ Wetzflar alse von der vorgenanten stuͦre oder bede wegen der juͤden da selbes keyn ansprache oder vorderuͦnge haben, uszgescheiden alle argelist unde geverde. Des zuͦ orkuͦnde und erkentnisse, han wir Thiederich, herre zuͦ Ruͦnkele obegenant, vor uns und unser erben und mit uns der egenante Syfrid, unser liebe bruͦder, duͦrch unser bede willen unser beider ingesiegele samptliche [an] dissen briev gehangen. Und ich Syfrid, herre zuͦ Ruͦnkel egenant, bekennen mich des, daz ich auͦch mit der stat und mit den buͦrgern gemeynliche zuͦ We[tzflar] gesuͦnet und gerychtet bin, gentzliche umb alle ansprache, als ich zuͦ yn gehabet han, mit off dissen hudigen dag, als disser briev gegeben ist, und han ich luterliche aller vorderuͦnge und ansprache off sie virzegen. Her ubir zuͦ merer vestekeit han ich myn eigen ingesigel zuͦ myns lieben bruͦders ingesiegel Thyderiches, herren zuͦ Ruͦnkel vorgenant, auͦch her an gehangen. Datum et actum an[no incarn]atione domini millesimo trecentesimo LXXXVIIIᵒ, ipso die beati Gregorij pape secundum stilum et modum scribendi in civitate et dyocesis Treverensis.

Rückvermerk:

Ruͦnkel (gleichz.)

(1) Die in eckigen Klammern gesetzten Ergänzungen folgen dem Wortlaut der Gegenurkunde.

Überlieferung:

Wetzlar, StadtA, Urkunden sub dato, Orig. (mit Textverlust durch Mäusefrass), dt., Perg.; Neuwied, FWA, 53-6-1, Nr. 333 (Ausf., Perg., Gegenurkunde).

  • Cramer, Wetzlarische Nebenstunden 34 (1763), S. 112-114.
  • Schnur, Uff daz dieselbe stat (2015), S. 98, Anm. 81.

(dsc.) / Letzte Bearbeitung: 06.04.2018

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2016, FW02, Nr. 2184, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/FW02/CP1-c1-02b9.html (Datum des Zugriffs)

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