Quellen zur Geschichte der Juden in Westfalen

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Westfalen 1, Nr. 136

[1332] Januar 29, Frankfurt a. M.

Wilhelm, Graf von Hennegau, Holland und Seeland, Herr zu Friesland (Wilhelmus comes Hannonie, Hollandie, Zelandie ac dominus Frisie) (1) schreibt den Bürgermeistern und dem Rat der Stadt Dortmund (magistris consulum, consulibus totique communitati civitatis Tremoniensis), dass ihm durch den Kaiser die bedrückende Angelegenheit bekannt geworden sei, wonach die Juden der Reichsstadt Dortmund, kaiserliche Kammerknechte, in seinem Auftrag durch den Grafen von Dortmund und Propst Gerwin von Birnau mit Hilfe der Dortmunder Ratsherren gefangen gesetzt und ihre Güter beschlagnahmt worden seien, um die Begleichung einer Schuld durchzusetzen. Die Dortmunder hätten jedoch die ihnen zur Bewachung anvertrauten Gefangenen ohne Rücksprache mit dem Kaiser aus eigenem Antrieb für frei und gelöst erklärt (quod iudeos civitatis Tremoniensis, camere sue servos, eius mandato per nobilem virum Chuͦnradum comitem civitatis predicte, honorabilem quoque virum Gerbinum prepositum Bernawensem accedentibus vestris favoribus et auxiliis in personis ac rebus eorum noviter culpis suis exigentibus captivatos vestreque custodie retromissos dimisseritis irrequisite domino nostro imperatore motu proprio liberos et solutos). Dieses unangemessene Präjudiz und den Schaden für das Reich (in ipsius ac imperii non modicum preiudicium et iacturam) hielten alle Fürsten, Barone und sämtliche versammelten Adligen des Reiches für unangebracht. Daher empfiehlt Graf Wilhelm den Dortmunder Ratsherren, sogleich persönlich vor dem Kaiser zu erscheinen und dessen Gnade zu erbitten, da ihnen ansonsten große Gefahr durch den Kaiser, ihn selbst und andere Fürsten (a domino nostro imperatore, etiam a nobis et aliis principibus) drohe.

Datum Franchenfort feria quarta post Conversionem Pauli.

Rückvermerk:

Litere Ludewici quarti missales (zeitgenösisch) [nur in der Edition im DUB überliefert]

(1) Graf Wilhelm von Hennegau war der Schwiegervater Ludwigs des Bayern.

Überlieferung:

Dortmund, StadtA, Urk. 240, Orig. (Kriegsverlust);MGH, NL Bock 12, Dortmund 20 (Foto), lat., Perg.

Kommentar:

Auf diese Drohung schickten die Dortmunder vor 1332 Februar 17 einen Boten, der aber zu spät kam; vgl. DUB 1, 1, Nr. 478, S. 332 f.; Maser, Dortmund (1911/12), S. 41 f. 1332 März 27 gewährt der Kaiser in der Sache einen Aufschub (WF01, Nr. 139) und die Stadt versuchte, ihn mit einer Geldzahlung zu besänftigten (DUB 1, 1, Nr. 494, S. 346 f.; vgl. GJ 2, 1, S. 171). Vgl. zum Vorgang auch WF01, Nr. 130, WF01, Nr. 131, WF01, Nr. 132, WF01, Nr. 133 und WF01, Nr. 135.

(Jörg R. Müller) / Letzte Bearbeitung: 20.12.2023

Zitierhinweis

Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Alfred Haverkamp und Jörg R. Müller, Trier, Mainz 2015, WF01, Nr. 136, URL: https://www.medieval-ashkenaz.org/WF01/WF-c1-000v.html (Datum des Zugriffs)

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